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JD Vance in MünchenIm Angesicht der Zeitenwende

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Lesezeit 2 Minuten
Bayern, München: J.D. Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, kommt bei der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gesprächen mit Bundesaußenministerin Baerbock und Bundespräsident Steinmeier zusammen.

Bayern, München: J.D. Vance, Vizepräsident der Vereinigten Staaten von Amerika, kommt bei der Münchner Sicherheitskonferenz zu Gesprächen mit Bundesaußenministerin Baerbock und Bundespräsident Steinmeier zusammen.

Der erste Auftritt in Europa als Vizepräsident. JP Vance sprach bei der Münchener Sicherheitskonferenz und teilte mächtig aus. Keine große Überraschung, findet unser Autor.

Erwartet wurde auf deutscher Seite offenbar, dass J.D. Vance im Geiste Donald Trumps auf der Münchner Sicherheitskonferenz mehr Verteidigungsausgaben der Europäer fordert und vielleicht einen Lösungsvorschlag für den Ukraine-Krieg präsentiert. Geliefert hat Vance eine Abrechnung mit den – aus seiner Sicht noch – regierenden politischen Eliten in weiten Teilen Europas. Der Redebeitrag war rhetorisch geschliffen und inhaltlich dramatisch verkürzend zugleich.

VP Vance in München: Eigentlich keine Überraschun

Man kann aus guten Gründen die Situationsbeschreibung und die Schlussfolgerungen des Amerikaners für falsch halten. Nur dass Vance in München so auftrat und sprach, wie er es tat, darf deutsche Spitzenpolitiker eigentlich nicht überraschen. Dass es dann offenbar doch so war, ist noch besorgniserregender als der Vortrag des Vize selbst.

Kanzler Olaf Scholz sagt: „Das gehört sich nicht.“ Der US-Vize dürfte sich denken: „Interessiert mich nicht.“ Verteidigungsminister Boris Pistorius sagt: „Das ist nicht akzeptabel.“ Der US-Vize könnte sich denken: Was wäre die Armee, der dieser Mann vorsteht, ohne amerikanische Schützenhilfe? Tatsächlich aber wird er von den Redebeiträgen eh nichts mitbekommen haben, da er längst weitergereist war. Was juckt Trumps Stellvertreter die Rede eines Bundeskanzlers? So zumindest das deutliche Signal.

Trump-Administration hat Mehrheit in Amerika hinter sich

Was ist das, was deutsche Spitzenpolitiker nicht erkennen lässt, dass Vance als Sieger nach Deutschland kam und sprach? Die Mehrheit der Amerikaner befürwortet den Politikstil Trumps. Sie finden gut, was er sagt und was er macht. Sie scheren sich nicht um diplomatische Gepflogenheiten oder die Haltung ihrer Verbündeten, weil ihnen Europa und Deutschland sowieso egal sind.

Am Wahlabend im November ist eine neue Epoche angebrochen, die für das geschwächte Europa und insbesondere Deutschland bedrohlich ist, weil für die USA eigene Interessen an erster Stelle stehen und dahinter lange nichts mehr kommt. Zu diesen Interessen gehört offenbar nicht, Russlands Expansionsbestreben bedingungslos einzudämmen.

Wer das auf dieser Seite des Atlantiks immer noch nicht verstanden hat, kann keine umsichtige Politik betreiben. Mehr noch: Er läuft Gefahr, die politische Verantwortung schneller an jene abzugeben, die er bislang innenpolitisch bekämpft hat, als ihm lieb sein kann. Weil er nicht erkennt oder erkennen will, dass die politische Zeitenwende in den USA so oder so ähnlich längst auch in Deutschland vonstattengeht.