Probleme mit Leopard-ErsatzteilenEin Abnutzungskrieg – und wie die Ukraine ihn gewinnen kann

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Boris Pistorius (M, SPD), Bundesminister der Verteidigung, steht am Instandsetzungshub Lithuanian Defence Services (LDS) mit Sebastian Dietz (2.vl) und Bundestagsabgeordneten vor einem Leopard 2 Panzer aus der Ukraine.

Im litauischen „Instandsetzungshub“ Jonava: Verteidigungsminister Boris Pistorius (M.) mit weitern Besuchern Mitte Dezember 2023 vor einem beschädigten Leopard 2.

Die Ukraine kann einen großen Teil der von Deutschland gelieferten Leopard-2-Panzer zur Zeit nicht nutzen. Woran liegt das? Und was lässt sich daraus lernen? An welcher Frage sich der Ukraine-Krieg entscheiden wird.

In der schlechten Nachricht steckt eine gute: Viele der von Deutschland an die Ukraine gelieferten Leopard-2-Panzer können zurzeit nicht eingesetzt werden, weil Reparaturen anstehen. Immerhin können sie auch nach Beschuss instand gesetzt werden – während Treffer bei Panzern russischer und sowjetischer Bauart oft zum Bersten des ganzen Gefährts und zum Tod der Besatzung führen.

Der Grünen-Haushälter Sebastian Schäfer, der die Probleme im litauischen Reparatur-„Hub“ veröffentlicht hat, fügte seiner Darstellung keine Zahlen bei. Aber dass die Panzer ebenso wie übrigens die Artilleriesysteme der Ukraine im Krieg gegen die russischen Angreifer schwer strapaziert werden würden, war doch von Anfang an klar. Und nun hapert es offenbar nicht nur mit der Munitionsversorgung, sondern auch bei den Ersatzteilen. So fehlen auch Ersatzrohre für die hochgelobte Panzerhaubitze 2000 aus deutscher Produktion.

Psycho-Operation begleitet Abnutzungskrieg

Machen wir uns nichts vor: Dieser Krieg wird noch lange dauern. Das russische Außenministerium hat gerade bekräftigt, dass Moskau von seinem Ziel einer kompletten Niederwerfung des Nachbarlandes keinen Millimeter abrückt. Wenn man parallel mit der Illusion möglicher Verhandlungen spielt, dient das nur der politischen Destabilisierung im Westen. Diese Psycho-Operation begleitet den Abnutzungskrieg gegen die Ukraine, auf den wir uns einstellen müssen – politisch, fiskalisch und von unseren Produktionskapazitäten her.

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Die Frage, wer länger standhält, entscheidet über den Kriegsausgang. Das ist die einzige Lehre, die aus den schiefen Vergleichen mit den Stellungskämpfen im Ersten Weltkrieg zu ziehen ist: Deutschland verlor, weil die Westmächte 1916 eben nicht klein beigaben, wie das vermeintliche Realpolitiker heute von der Ukraine fordern.

Der Westen muss der Ukraine ausreichend Ressourcen zur Verfügung stellen, um dem Angriffsdruck zu begegnen und die Erosion des russischen Militärs voranzutreiben – ein Erfolgsbeispiel ist die weitgehende Verdrängung der Schwarzmeerflotte von der Krim. Die Hilfe für Kiew ist teuer, aber allein die deutsche Wirtschaftsleistung ist doppelt so hoch wie die russische. Moskaus Drohungen gegen Nato-Staaten lassen ahnen, welchen extremen Preis – in Geld, vielleicht in Menschenleben – wir zahlen müssten, wenn die Aggression des russischen Präsidenten Wladimir Putin nicht gestoppt würde.

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