Proteste in LützerathRWE spricht von Sabotage im Tagebaugebiet

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Protest der Klima-Bewegung bei einer Groß-Veranstaltung in Lützerath.

Ein Aktivist in Lützerath hält ein Bengalo-Feuer zum Protest in die Luft.

Aktivisten haben im Vorfeld und zum Abschluss einer großen und weitgehend friedlich verlaufenden Klima-Kundgebung in Lützerath  für mehrere Zwischenfälle gesorgt. Steine flogen gegen Einsatzkräfte. Eine Person wurde von der Polizei in Gewahrsam genommen.

Bei einer Klima-Protestveranstaltung in Lützerath kam es am Sonntag zu mehreren Zwischenfällen. Wie der Energiekonzern RWE gestern auf Anfrage der Rundschau mitteilte, haben unbekannte Täter am frühen Sonntagmorgen Wasserleitungen im Braunkohle-Tageabbaugebiet Garzweiler-Nord geöffnet. Dadurch sei es laut RWE auf Höhe der Klima-Mahnwache in Lützerath an der Abbruchkante zu Erosionen gekommen.

Wegen „drohender Lebensgefahr“ musste die Polizei im Vorfeld der am Sonntag in Lützerath durchgeführten Veranstaltungen daher die Abbruchkante weiträumig absichern. Sprecher des Klima-Protestes hatten zu Beginn der weitgehend friedlich verlaufenden Kundgebung am Sonntagvormittag zudem auf die Gefahr hingewiesen. Auch das Konzert der Kölner Band AnnenMayKantereit wurde deshalb weg von der Abbruchkante, an einen anderen Ort im ehemaligen Weiler verlegt. RWE spricht von einem „Sabotageakt“ und hat Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Im Anschluss an das Pop-Konzert kam es zudem zu Ausschreitungen: Sicherheitskräfte und Polizeibeamte seien mit Steinen beworfen worden, teilte die Polizei auf Twitter mit. Auch habe es Sachbeschädigungen und Eigentumsdelikte gegeben. Eine Person sei in Gewahrsam genommen worden.

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Hunderte Unterstützer und eine Kölner Popband

„Lützi bleibt, Lützi bleibt!“ war am Sonntag ein häufig zu hörender Schlachtruf im seit Monaten von Klima-Aktivisten besetzten Lützerath. Ein Bündnis von mehreren Protest-Bewegungen, darunter „Ende Gelände“, „Extinction Rebellion“, „Alle Dörfer bleiben“ und „Fridays for Future“, hatte an diesem Tag Unterstützer auf das Gelände eingeladen. Vor hunderten Besuchern auf der in weiten Teilen friedlichen Veranstaltung wiederholten Sprecher aus dem Bündnis ihre Forderungen an die Politik und an den Braunkohleabbau-Betreiber RWE, die „Bagger zu stoppen“, damit Lützerath erhalten bleibe.

Der Energiekonzern RWE will Lützerath abreißen, um die darunterliegende Kohle abzubauen „zur Sicherung der nötigen Energieversorgung“. Das bestreitet das Aktivisten-Bündnis und stellte dies am Sonntag mit Unterstützung von der prominenten Klima-Aktivistin Luisa Neubauer und der Energiewissenschaftlerin Catharina Rieve vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) noch einmal heraus.

Aktivisten kündigen massiven Widerstand an

Im Herbst 2022 hatte die schwarz-grüne NRW-Landesregierung RWE zugesagt, das Dorf von der Polizei ab Januar räumen lassen. Im Gegenzug will RWE dafür drei größere Kohlekraftwerke schon 2030 und nicht wie geplant erst 2038 vom Netz nehmen. Die Räumung könnte in Kürze, möglicherweise schon in den kommenden Tagen erfolgen. Erst letzte Woche hatte Innenminister Herbert Reul dies angekündigt.

Die Aktivisten, die dort seit Wochen und Monaten in selbst gebauten Baum- und Bretterhäusern leben, haben bereits massiven Widerstand angekündigt. Die Fronten sind verhärtet. Averell (Ende 20) lebt seit rund zwei Jahren dort. Für ihn sei die ganze Situation mitunter anstrengend und belastend, aber die Unterstützung und die Solidarität heute mache ihn zuversichtlich durchzuhalten. (mit dpa)

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