Moskau startet einen Großangriff, auch ein britisches Kulturinstitut und ein EU-Gebäude werden getroffen. Die Ukraine schlägt zurück.
London bestellt Kreml-Botschafter einViele Tote bei Russlands Großangriff – Putins Ölraffinerien gehen erneut in Flammen auf

Rauch steigt nach einem russischen Großangriff am Donnerstagmorgen (28. August) über Gebäuden in Kyjiw auf.
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Bei einem massiven russischen Angriff auf Kyjiw sind ukrainischen Angaben zufolge mindestens 17 Menschen, darunter vier Kinder, getötet worden. Mindestens 45 Personen seien zudem bei den Angriffen verletzt worden, hieß es am Donnerstag (28. August) aus der Ukraine. Die Rettungskräfte befanden sich am Morgen noch im Einsatz.
Erneut seien Wohngebäude durch die russischen Luftangriffe stark beschädigt worden. In der Nacht waren immer wieder heftige Explosionen in der Stadt zu hören. Rund 100 Menschen suchten Zuflucht in einer U-Bahn-Station. Auch Intercity-Züge seien gezielt in ihrem Depot angegriffen worden, teilten die Behörden mit. Laut ihren Angaben setzte Russland 598 Kampfdrohnen, elf ballistische Raketen und 20 Marschflugkörper bei dem Großangriff ein.
Massiver Angriff von Russland: Mehrere Tote in der Ukraine
Bürgermeister Vitali Klitschko sprach von einem „massiven Angriff“, der in fünf Bezirken der Hauptstadt Schäden verursacht habe. Ein fünfstöckiges Gebäude im Bezirk Darnyzja sei eingestürzt, erklärte er. Es sei eine „schwere Nacht für Kyjiw“ gewesen, zitierten ukrainische Medien zudem Innenminister Ihor Klymenko am Donnerstagmorgen. „Leider gibt es Opfer, darunter zwei Kinder.“ Später stieg die Opferzahl dann an.
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Mit dem erneuten massiven Luftangriff unterstreicht der Kreml seine Blockadehaltung hinsichtlich der westlichen Friedensbemühungen. Zuvor hatte Moskau bereits seine Kriegsziele bekräftigt, die weiterhin einer ukrainischen Kapitulation gleichkommen. Die von US-Präsident Donald Trump angestrebten Gespräche zwischen dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und Kremlchef Wladimir Putin lehnt Russland zudem ebenso ab wie Pläne für westliche Friedenstruppen in der Ukraine.
„Russland setzt auf Waffen statt auf den Verhandlungstisch“
„Die russischen Raketen und Kampfdrohnen sind eine klare Antwort auf die Forderungen aller Menschen weltweit, die seit Wochen und Monaten einen Waffenstillstand und echte Diplomatie fordern“, kommentierte Selenskyj den nächtlichen Großangriff am Donnerstagmorgen auf der Plattform X.
„Russland setzt auf Waffen statt auf den Verhandlungstisch. Es setzt auf weiteres Töten, statt den Krieg zu beenden“, führte Selenskyj aus und forderte harte Sanktionen gegen das Aggressorland. „Russland nutzt weiterhin die Tatsache aus, dass zumindest ein Teil der Welt die Augen vor ermordeten Kindern verschließt und nach Entschuldigungen für Putin sucht“, schrieb Selenskyj. „Es ist definitiv Zeit für neue, harte Sanktionen gegen Russland.“
Ukrainische Angriffe lösen Benzinkrise in Russland aus
Den ukrainischen Streitkräften gelangen in der Nacht auf Donnerstag unterdessen offenbar erneut erfolgreiche Angriffe auf Ölraffinerien in Russland. Zuletzt hatte eine Reihe ukrainischer Schläge in Russland eine Treibstoffkrise ausgelöst. Im ganzen Land bildeten sich lange Schlangen vor Tankstellen. Die Preise für Benzin schossen in die Höhe. Russische Telegram-Kanäle meldeten nun erneute Angriffe auf Ölraffinerien in den Regionen Samara und Krasnodar.
„Die Ölraffinerien in Afipsk und Nowokujbyschewsk in Russland stehen in Flammen. Sie gehören zu den wichtigsten Ölraffinerien der russischen Kriegswirtschaft“, bestätigte der Leiter des Zentrums zur Bekämpfung von Desinformation beim Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine, Andriy Kovalenko, die nächtlichen Attacken.
„Dummer Beschuss von Wohninfrastruktur, sinnloser Unsinn“
In den sozialen Netzwerken kursierten am Donnerstagmorgen entsprechende Aufnahmen, die Rauch über den beiden russischen Raffinerien zeigen sollen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Videos derzeit jedoch nicht.
„Während Russland Kindergärten und Hochhäuser angreift, brennen zahlreiche strategische Einrichtungen, darunter Raffinerien“, berichtete Kovalenko unterdessen. Der russische Angriff ergebe hingegen aus „militärischer Sicht keinen Sinn“, hieß es weiter. Erneut habe es sich um „dummen Beschuss von Wohninfrastruktur, sinnlosen Unsinn“ gehandelt. Russland führe „Krieg um des Krieges willen“ und sei eine „kranke und dem Untergang geweihte Nation“, fügte Kovalenko an.
Gebäude von EU-Delegation bei Angriff beschädigt
Auch Antonia Costa, Präsident des Europäischen Rates, verurteilte die russische Attacke am Donnerstag und berichtete über Schäden am Gebäude der EU-Delegation in der Ukraine. „Meine Gedanken sind bei den ukrainischen Opfern und auch bei den Mitarbeitern von der EU-Delegation in der Ukraine, deren Gebäude bei diesem gezielten russischen Angriff beschädigt wurde“, schrieb Costa auf der Plattform X.
„Die EU lässt sich nicht einschüchtern. Die Aggression Russlands bestärkt uns nur in unserer Entschlossenheit, an der Seite der Ukraine und ihrer Bevölkerung zu stehen“, fügte der ehemalige Premierminister Portugals an.
„Stark beschädigt“ wurde offenbar auch das Gebäude des British Council, wie das Kulturinstitut bei Facebook mitteilte. „Meine Gedanken sind bei allen, die von den sinnlosen russischen Angriffen auf Kiew betroffen sind, durch die das Gebäude des British Council beschädigt wurde“, schrieb der britische Premierminister Keir Starmer bei X. Kremlchef Putin „tötet Kinder und Zivilisten und sabotiere damit die Hoffnung auf Frieden“, fügte Starmer an.
Außenminister David Lammy bestellte kurz darauf den russischen Botschafter in Großbritannien ein. „Das Töten und die Zerstörung müssen aufhören“, schrieb Lammy zur Mitteilung über die Einbestellung auf der Plattform X. (mit afp)