StilkolumneWie verhalte ich mich richtig auf einer Beerdigung?

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Wie verhalte ich mich auf einer Beerdigung

Wie verhält man sich am besten auf einer Beerdigung?

  • Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  • Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  • Diesmal beantwortet Ingeborg Arians die Frage, wie man sich am besten auf einer Beerdigung verhalten sollte.

Köln – Ich muss zu einer Beerdigung. Wie verhalte ich mich richtig? Sie „müssen“, schreiben Sie in Ihrer Frage. Damit treffen Sie die Ausgangslage sehr gut: Beerdigungen sind emotionale Ausnahmesituationen – natürlich in erster Linie für die Angehörigen, aber auch für alle anderen. Ich habe beruflich viele große Trauerzeremonien vorbereitet und begleitet. Gern gebe ich Ihnen aus dieser Erfahrung heraus Tipps für eine möglichst unverkrampfte Teilnahme.

Das ist auch gleich der erste: unverkrampft. Wie stellen wir uns am besten auf eine Beerdigung ein? Indem wir den Tod als Teil des Lebens begreifen. So gehen wir zu Beerdigungen, um das Leben zu feiern. Wir erinnern uns an das Leben des/der Verstorbenen, und wir stellen dankbar fest, dass wir selbst noch am Leben sind. Auf sehr humorvolle und zugleich tiefsinnige Art bringt der inzwischen 50 Jahre alte Film „Harold und Maude“ all das zum Ausdruck. Es lohnt sich, ihn mal wieder anzuschauen.

Zur Person

Ingeborg Arians 2

Ingeborg Arians

Foto: Michael Bause

Ingeborg Arians, geboren 1954, hat Sprachen und Volkswirtschaftslehre studiert und ist Dipl.-Übersetzerin für Französisch, Spanisch und Englisch. Von 1986 bis 2019 war sie Leiterin der Abteilung Repräsentation und Protokoll im Amt der Oberbürgermeisterin der Stadt Köln. In dieser Zeit arbeitete sie für insgesamt vier Oberbürgermeister und die amtierende OB Henriette Reker.

Mit Ihrer Teilnahme an einer Beerdigung zeigen Sie Ihre Anteilnahme. Deshalb die zweite zentrale Empfehlung: hingehen! Aus beiden Begriffen wird so der Merksatz: unverkrampft hingehen. Alles andere ergibt sich daraus fast von selbst. Achten Sie zum Beispiel auf taktvolle Zurückhaltung. Lassen Sie in der Trauerhalle oder Kirche die ersten Reihen frei für Familie und Angehörige. Beim Ankommen können Sie auf die Hinterbliebenen zugehen und ein Wort des Mitgefühls sagen oder Ihre Anteilnahme mit einer Geste – in Pandemie-Zeiten auf Abstand – ausdrücken: die Hand aufs Herz legen etwa.

Für die Kleiderwahl sind das traditionelle Schwarz oder zumindest gedeckte Farben zu empfehlen, es sei denn, die Hinterbliebenen haben es ausdrücklich anders gewünscht. Frauen sollten nicht ohne Strümpfe und Männer im Anzug nicht ohne schwarze oder dunkle Krawatte erscheinen. Für Accessoires gilt: Greifen Sie bei Regenwetter niemals zum erstbesten Schirm, sondern nehmen sie gezielt einen dunklen, neutralen – ohne Werbung. Reklame eines Autohauses auf der Beerdigung eines Verkehrstoten… eine Peinlichkeit sondergleichen!

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Vergewissern Sie sich auch, dass bei der Trauerfeier Ihr Handy stummgeschaltet ist. Orientieren Sie sich bei den Abläufen und Riten an Ihrer Umgebung oder am Leiter bzw. an der Leiterin der Zeremonie. Am Ende sollten Sie aufstehen, wenn der Sarg oder die Urne an Ihnen vorbei getragen werden. Die Reihenfolge des Trauerzugs zum Grab ist traditionell so geregelt: Familie und enge Angehörige gehen als erste hinter dem Sarg oder der Urne. Reihen Sie sich dann ohne Hast dahinter ein. Den Weg zum Grab sollten Sie schweigend zurücklegen. Smalltalk ist unangebracht.

Klassisch ist nach dem Ende der eigentlichen Beerdigung der Moment gekommen, dem/der Toten „die letzte Ehre“ zu geben: Sie bekunden Ihren Respekt, indem Sie an die Grabstelle treten, kurz innehalten und sich verneigen. Eine vielleicht mitgebrachte Blume können Sie dabei in die Grube fallen lassen. Oder Sie können mit einer Schaufel etwas Erde ins Grab werfen, womit Sie das (biblische) Motiv der Vergänglichkeit „Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub“ aufgreifen und sich symbolisch am Verschließen des Grabes beteiligen.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an: Stilkolumne@dumont.de

Wenn die Angehörigen an der Grabstelle stehenbleiben, haben Sie die Möglichkeit, ihnen mit einem kurzen Wort oder einer freundlichen Geste persönlich zu kondolieren. Den derzeit gebotenen Verzicht auf körperliche Nähe können Sie – wenn es Ihrem persönlichen Verhältnis zu den Angehörigen entspricht – später durch einen herzlichen Brief ausgleichen.

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