Kommentar zum Synodalen WegKatholische Kirche erreicht einen neuen Tiefpunkt

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eilnehmer der Synodalversammlung sitzen vor dem Schriftzug „Der Synodale Weg“.

eilnehmer der Synodalversammlung sitzen vor dem Schriftzug „Der Synodale Weg“.

Rom hat ein Machtwort gesprochen und verbietet, dass Kleriker und Laien über die Zukunft der Kirche hierzulande beraten. Die Hoffnung auf Veränderung schwindet.

Die katholische Kirche in Deutschland hat einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Es ist erstaunlich, dass das noch möglich ist, angesichts all der Gewalt, die innerhalb der Kirche aufgedeckt wurde. Doch nun hat Rom ein Machtwort gesprochen und verbietet, dass Kleriker und Laien über die Zukunft der Kirche hierzulande zu beraten. Der Vatikan nimmt damit vielen Kirchenmitgliedern vor allem Hoffnung darauf, dass sich wirklich etwas verändern kann.

Wie kam es dazu? Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht im Vatikan den Schuldigen. Für katholische Verhältnisse erstaunlich offen griff Bätzing die oberste Kirchenebene an. Unabhängig davon, wie weit das zutrifft, bedeutet es im Umkehrschluss aber auch, dass die Krisendiplomatie der deutschen Bischofskonferenz, der Bätzing vorsteht, gescheitert ist. Das Ergebnis zählt: Die Deutschen Bischöfe schaffen es mehrheitlich nicht mehr, die römischen Vorgaben mit dem Druck der Basis in Einklang zu bringen. In dieser klassischen Konfliktsituation des mittleren Managements machen sie allerdings ebenso klassische Anfängerfehler: Sie beklagen sich öffentlich, wie unfair der Chef sei und demonstrieren nach unten, wie machtlos sie selbst sind

Fraglich ist, ob sich der Zielkonflikt im Kern dieser Auseinandersetzung auflösen lässt. Die Erkenntnis aus jahrelanger Missbrauchsaufarbeitung lautet ja zurecht: Macht muss kontrolliert und beschränkt werden. Ansonsten kann sie missbraucht werden. Das passt allerdings nicht zum Hierarchieverständnis der katholischen Kirche.

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Fraglich, ob der Dissenz in der Theorie wirklich so groß ist. Immerhin kann jeder deutsche Bischof einfach nicht am geplanten Rat aus Laien und Klerikern teilnehmen oder Beschlüsse nicht umsetzen. Es gibt längst Präzedenzfälle, die schwerer wiegen könnten als das, was Bischofskonferenz und Laienvertreter planen. In Osnabrück etwa hat sich der Bischof an Entscheidungen von Laien gebunden. Rom ließ ihn gewähren.

Was folgt aus alledem? Wahrscheinlich das Gleiche wie immer: Irgendwie geht es im katholischen Alltag weiter. Vielerorts wird der Frust wachsen und zu weiteren Kirchenaustritten führen. Es gibt allerdings noch einen anderen Weg: Jeder einzelne Bischof kann in seinem Bistum Machtbeschränkungen schaffen, die einerseits die Gläubigen überzeugen, und andererseits nicht zu einer Note aus Rom führen.

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