Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Dr. Yvonne KempenKampf gegen den Krebs verloren

Lesezeit 3 Minuten

Meckensheims Ex-Bürgermeisterin Dr. Yvonne Kempen ist tot. (Archivbild: KR)

MECKENHEIM – Sie sei "ein Stück erleichtert, weil es jetzt eine klare Linie gibt", hatte Meckenheims abgewählte Bürgermeisterin Dr. Yvonne 2007 an ihrem letzten Arbeitstag im Rathaus gesagt. Konkrete Zukunftspläne hatte sie nicht, eine Kombination aus Management und Politik wäre interessant, sagte sie damals. Dazu ist es aber nicht gekommen. Die Kämpfernatur Kempen, und das war sie zweifelsohne, hat am Montag den Kampf gegen den Krebs verloren. Sie starb mit 51 Jahren.

Ambivalente Gefühle

Kein Politiker bisher hat in Meckenheim wohl so polarisiert, hinterließ so ambivalente Gefühle wie die 1960 geborene Tochter eines Rheinländers und einer Westfälin. 1978 legte sie ihr Abitur ab, bestand mit 24 Jahren ihr Diplom an der Sporthochschule Köln, zwei Jahre später ihren Magister in klassischer Philologie, Pädagogik und Sportgeschichte an der Uni Köln. 1990 promovierte sie in Berlin. Ein Jahr später wurde sie Referentin der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen und blieb es bis 1995, wechselte dann als Referatsleiterin in die Verwaltung des Deutschen Bundestages. Meckenheim und Umgebung sollen der sportlichen Frau sehr gut gefallen haben, als sie sich zunächst in Wachtberg, dann in Lüftelberg ansiedelte. Der damalige Meckenheimer CDU-Vorsitzende Ferdinand Schmitz war es, der Kempen der CDU-Basis im Zuge der Kommunalwahl 1999 als Bürgermeisterkandidatin vorstellte. Sie entschied schließlich auch eine interne Abstimmung gegen Stadtdirektor Johannes Vennebusch für sich.

Eine neue Bürgerkultur, wie sie es nannte, wollte Kempen fortan in Meckenheim fördern. Die Bürger viel mehr ins Boot nehmen, Entscheidungen sollten von unten nach oben reifen. Ein fulminanter Start, zweifelsohne, der ihr in der Bürgerschaft auch viele Sympathien einbrachte. Doch Ärger mit den politischen Gruppen ließ nicht lange auf sich warten. Stichworte wie der Krach im Rat um die gescheiterte Verpachtung der Jungholzhalle oder der ohne Ratsmandat geschlossene Mietvertrag für ein Stadtmuseum an der Bahnhofstraße stehen dafür. Meckenheim sei ihr Lieblingswort, hatte Yvonne Kempen einmal in einem Rundschau-Interview gesagt. Am Wahrheitsgehalt dieser Antwort besteht kein Zweifel, allerdings hatte sie sich Meckenheims Zukunft oft anders vorgestellt als Rat und Verwaltung, mit denen sie arbeiten musste. Viele Wegbegleiter sprechen in der Retrospektive von der blitzgescheiten Frau, die aber nicht klug vorging.

Auf ihrer Haben-Seite hat Kempen stets mehrere Positionen genannt: 2,7 Millionen Euro Haushaltsüberschuss im Jahr 2008, Gewerbesteuereinnahmen von 12,8 Millionen Euro, Schuldensenkung um 1,4 Millionen Euro - aber vor allem den Erhalt des Bundeskriminalamtes am Standort Meckenheim mit 1000 Jobs sowie die Ansiedlung des Milliarden-Projektes "Herkules" mit 650 Arbeitsplätzen in Merl.

Gegen Ende wurde das Verhältnis zwischen Rat und Bürgermeisterin immer bizarrer, und es kulminierte am 22. August 2007, als alle Ratsmitglieder die Sitzung geschlossen verließen. Kempen wollte den Rat auflösen, der konterte mit dem Abwahlverfahren, das wiederum zog Klage und Klage nach sich. Purer Stress für alle Beteiligten.

Zufall, dass kurz nach Kempens Abwahl im November 2007 die Nachricht die Runde machte, sie sei an Krebs erkrankt? Mehrfach bemühte sich die Ex-Bürgermeisterin noch um eine berufliche Rehabilitation, wie sie es nannte.

In den vergangenen Jahren hatte sie sich selbstständig gemacht, bot laut Internet zurzeit beispielsweise einen Zertifikatslehrgang Kräuterpädagogik gemeinsam mit dem Journalisten Dr. Dirk Holterman bei der Volkshochschule in Lemgo an. In die Politik ist sie nicht zurückgekehrt.

Eine Trauerfeier

für Dr. Yvonne Kempen findet kommenden Dienstag, 19. April, um 8.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Petrus in Lüftelberg statt, die Beerdigung ist am selben Tag um 11 Uhr in Köln-Weiden.