Bornheim – Bornheim
Im damaligen Amt von Bornheim begann die Auswechslung der bisherigen, gewählten Amts- und Gemeinderäte sowie der Verwaltungsspitze nicht sofort im Januar/Februar 1933, sondern erst mit leichter Verzögerung. Trauriger Höhepunkt war der „Bornheimer Rathaussturm“, der sich am 12. Mai zum 80. Mal jährt. Der vom Bonner NSDAP-Kreisleiter und späteren Bonner OB Ludwig Rickert als Staatskommissar eingesetzte Forstreferendar Bottke, in Verwaltungsfragen völlig unerfahren, wollte das „gesunde Volksempfinden“ durchsetzen, um das Bornheimer Rathaus mit einem Handstreich einzunehmen. Dazu initiierte er für den 12. Mai 1933 eine Demonstration.
An jenem Freitagmorgen wurde damals von der Nebenstelle Bornheim des Bonner Arbeitsamtes die Wochenunterstützung an Hunderte Arbeitslose ausgezahlt. Etwa ein Dutzend uniformierte SA-Männer überredeten 20 bis 30 Arbeitslose, an der Demonstration teilzunehmen. Sie zogen los – aber nicht in einem SA-Aufmarsch. Gegen zehn Uhr betraten sie den Rathausflur. Auf den Türen zu allen Dienstzimmern steckten außen die Schlüssel. Verabredungsgemäß wurden alle Türen von den Eindringlingen verschlossen.Die vier kommunalen Polizeibeamten, die ebenfalls in ihren Dienstzimmern eingeschlossen waren, griffen sofort energisch durch. Sie stießen die Türen mit Gewalt blitzschnell auf. Die Schreier und Anführer wurden kurzerhand – und wenn nötig unter Anwendung der Gummistöcke – aus dem Rathausflur getrieben, während sich die Arbeitslosen, die mehr aus Neugierde mitgegangen waren, mit Kopfschütteln freiwillig entfernten. Amtsbürgermeister Heinrich Ditz trat resolut auf, indem er im Beisein mehrerer Zeugen sehr laut rief: „Herr Staatskommissar Bottke, das soeben Geschehene war ihr Werk.“ Von diesem Tag an wurde Bottke in Bornheim nicht mehr gesehen. Die versuchte Demonstration des Volkswillens war gescheitert.
Dennoch wurde nach dem Willen des Kölner Gauleiters Josef Grohé Amtsbürgermeister Heinrich Ditz am 19. Mai 1933 in Bornheim von seinem Posten entfernt; es folgten vier unerfahrene kommissarische Amtsbürgermeister, bis ab dem 14. Juni 1936 bis zum Kriegsende 1945 Fritz Hammer, ein treuer NS-Parteigänger, als offizieller Amtsbürgermeister in Bornheim eingesetzt wurde.
Meckenheim
Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 gab es folgende Ergebnisse in Meckenheim: Zentrum 57,9 Prozent (11 Sitze), NSDAP 22,2 Prozent (4 Sitze), Bürgerliste 12,1 Prozent ( 2 Sitze) , SPD 7,8 Prozent (1 Sitz). Neuer Bürgermeister wurde das NSDAP-Mitglied Dr. Max Müller (1880-1939), der aber aus Krankheitsgründen nur bis 1937 sein Amt ausübte. Zum Gemeindevorsteher wurde Heinrich Rausch gewählt, er war Zentrums-Mitglied. Sein Stellvertreter wurde der Landwirt Willy Linden, NSDAP- Fraktionsvorsitzender und ab 1934 Ortsgruppenleiter, ein überzeugter Nazi. Obwohl das katholische Zentrum mit 11 Sitzen die Mehrheit im 18-köpfigen Gemeinderat hatte, entschlossen sich Zentrum und NSDAP zur engen Zusammenarbeit, um so die Interessen Meckenheims „besser wahrzunehmen“. Gemeindevorsteher Rausch erklärte, dass die „jetzige Regierung auf legalem Wege zu Stande gekommen ist und es daher Pflicht eines jeden Staatsbürgers und Christen ist, derselben zu gehorchen und sie in ihren Arbeiten zu unterstützen.“
Wachtberg
Im Amt Villip, der „Keimzelle“ der heutigen Gemeinde Wachtberg, übernahm 1933 der Godesberger Bürgermeister und NSDAP-Mitglied Heinrich Alef kommissarisch das Amt des Amtsbürgermeisters, ehe ab dem 1. Januar 1935 Heinrich Peters vom Friesdorfer Klufterhof bis zum Kriegsende 1945 das Amt des Bürgermeisters übernahm. Wie die Stimmung in den einzelnen Gemeinden 1933 war, macht ein Auszug aus der Fritzdorfer Schulchronik von 1933 deutlich.
„Dienstag, den 21. März 1933, trat der am 5.März gewählte neue Reichstag in der Garnisonkirche zu Potsdam erstmals zusammen. Zur Feier dieses Tages fiel der Schulunterricht aus. Um 11,45 Uhr versammelten sich die Schulkinder in der Schule, woselbst sie von 12 Uhr ab durch Rundfunk die Ansprache des Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg und des Herrn Reichskanzler Adolf Hitler aus der Garnisonkirche hörten. Am Abend dieses denkwürdigen Tages beteiligte sich die Schuljugend mit den Lehrpersonen an dem Fackelzug, der von den Ortsvereinen veranstaltet wurde. In seiner Ansprache betonte der Herr Gemeindevorsteher die Notwendigkeit und den Willen einer tatkräftigen Mithilfe der gesamten Einwohnerschaft von Fritzdorf am Wiederaufbau des neu erwachten deutschen Reichs und gedachte dabei auch der für Deutschlands Ehre und Größe gefallenen Helden des Weltkrieges, deren Blut nicht umsonst geflossen sei. Mit einem dreimaligen „Heil“ auf das Deutsche Reich und seine Führer und dem Gesang des Deutschlandliedes fand die eindrucksvolle Kundgebung ihr Ende“, schrieb der Lehrer Anton Beils.
Rheinbach
Bei den Kommunalwahlen am 12. März 1933 erlitt die NSDAP in Rheinbach trotz massiver Propagandaveranstaltungen der Nazis eine Schlappe. Sie erhielt nur 25 Prozent der abgegebenen Stimmen, während die Vereinigte Bürgerliste, die vom Zentrum angeführt wurde, 53 Prozent der Stimmen bekam. Doch auch hier wie auch in Meckenheim knickten die „Bürgerlichen“ vor der NSDAP ein. Gegen den amtierenden Bürgermeister Dr. Hans Reichard setzte ein wohlinszeniertes Kesseltreiben der Nazis ein: Dem Druck von der NSDAP-Kreisleitung in Bonn und dem von Meckenheim nach Rheinbach beorderten „kommissarischen Beigeordneten“ Josef Wiertz beugte sich Reichardt nach harten Auseinandersetzungen schließlich im Mai 1933. Josef Wiertz wurde am 26. Mai 1933 offiziell Bürgermeister von Rheinbach. (EB)