„Verletzend war es schon“Elfi Scho-Antwerpes tritt als Bürgermeisterin der SPD ab

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In der ersten Reihe: Vor fünf Jahren leitete Elfi Scho-Antwerpes die erste Ratssitzung kommissarisch. OB Henriette Reker erholte sich damals von den Folgen des Attentats.

16 Jahren lang war Elfi Scho-Antwerpes als Bürgermeisterin aktiv – jetzt zog sie ihre Kandidatur vor einer Kampfabstimmung in der SPD-Fraktion zurück. Im Gespräch mit Gabi Bossler blickt sie zurück – und schmiedet Zukunftspläne. Nach über eineinhalb Jahrzehnten im Amt,  das Sie  zwei Jahre lang parallel zu Ihrem Bundestagsmandat ausgeübt haben: Wie sehr schmerzt es da, von der Partei  in eine Kampfabstimmung geschickt zu werden? Scho-Antwerpes: Das mit der Kampfabstimmung hatte sich ja erledigt, weil ich zurückgezogen habe. Die Partei hatte in der jüngsten Vergangenheit schon mehrere Zerreißproben, das wollte ich nicht fortsetzen.   Verletzend war das natürlich schon ein Stück weit. Aber ich bekomme sehr viele Reaktionen aus der Bevölkerung, von Kirchen,  der Verwaltung und von allen demokratischen Parteien, die große Wertschätzung ausdrücken.  Und das tut gut. Wie geht es mit der Ratsarbeit weiter? Weiter geht’s! Ich bin ja gewähltes Ratsmitglied und nehme das Mandat der Bürgerinnen und Bürger sehr ernst. Sie  haben mir ihr Vertrauen geschenkt, und ich werden weiterhin alles tun, die anstehenden Aufgaben umzusetzen, unter anderem möglichst auch im Kulturausschuss. Hier habe ich eine gewisse Strahlkraft nach außen, die Leute kennen mich – und ich sie. Und hier gibt es ja auch gewaltige Baustellen. Im wörtlichen Sinne, aber ja auch, was die Situation der freien Kunstszene in Zeiten von Corona betrifft. Da ist großer Einsatz gefordert. Ich erlebe derzeit beide Seiten: Als Zuschauer mit der Sehnsucht nach  Kultur. Als Ausschussmitglied, wo ich sehe, wie es den Kunstschaffenden geht, den kleinen Häusern, den Kabarettisten – das sind alles Schicksale. Und mit dem neuen Lockdown geht die Angst wieder von vorne los. Hier müsse wir gemeinsam nach neuen Wegen suchen – von der Philharmonie bis zur Clubszene in Ehrenfeld.

Zur Person

Elfi Scho-Antwerpes (68) ist seit 2004 SPD-Ratsmitglied und Bürgermeisterin.  Sie hat an der FH Köln Bauingenieurwesen  mit Schwerpunkt Städtebau studiert und zwei erwachsene Kinder. Von 1983 bis 2003 war Scho-Antwerpes mit dem ehemaligen Kölner Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes verheiratet. (bos)

Sie haben Ihr Arbeitsvolumen mal auf mehr als 1000 Termine pro Jahr geschätzt. In Zukunft werden es weniger sein, vielleicht noch 500 ... Das wird erstmal schon komisch  sein. Aber alles ist für irgendetwas gut. Und oft tun sich neue Wege auf. Was mich sehr gefreut hat ist, dass die Oberbürgermeisterin vorgestern sehr anerkennende Wort für meine Arbeit gefunden hat. Bekommen Sie auch Rückmeldungen von den Kölnern? Sehr viele! Beim Einkaufen, auf der Straße... jemand hat ja mal geschrieben, ich sei das bekannteste Gesicht der SPD. Als ich vorgestern nach der Fraktionssitzung zur Verleihung eines Förderstipendiums  kam, da hatten die Leute  schon mitbekommen, dass ich als  Bürgermeisterin abgesägt worden bin. Vorher haben Sie aber noch einen Rekord aufgestellt, mit 16 Jahren als Bürgermeisterin. Damit geht  eine Ära zu Ende. Ja, aber nicht nur meine persönliche, auch die der SPD-Frauen als Bürgermeisterinnen. Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) hatte einen Beschluss gefasst, dass wieder eine Frau das Amt inne haben sollte, wie vor mir schon Renate Canisius und Gepa Maibaum. Mein Vorschlag wäre gewesen, ich mache das noch zwei Jahre bis zu meinem 70. Geburtstag und gebe das Amt dann an eine junge Frau weiter. Mit der jetzigen Entscheidung ist der ASF-Beschluss missachtet worden.

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Sie haben sicher neue Ziele, welche? Ich komme gerade von der Aidshilfe, da gibt es viel zu tun, um Angestellten und Ratsuchenden in den kommenden Wochen gerecht zu werden, dann bin ich aktiv im Paritätischen Wohlfahrtsverband, das Soziale ist ein großes Thema für mich. Und ich möchte den  Bereich Hospizarbeit weiter ausbauen. Unter anderem sind Sie für Ihren Einsatz gegen Homophobie ausgezeichnet worden. Bleiben sie da aktiv? Auf jeden Fall, Arsch huh, Köln stellt sich quer, das bleibt, da brauchen sich die Rechten keine Hoffungen machen. Der Kampf gen Rechts ist mir in die Wiege gelegt. Was war Ihr schönster Moment in den 16 Jahren? Zu sehen, wie sich alte Menschen freuen, wenn ich als Bürgermeisterin   komme, um ihnen persönlich zu gratulieren. Und Ihr schwerster? Der Archiveinsturz. Diese schreckliche Situation, als die Eltern des Jungen aus Bonn noch gehofft haben, dass er überlebt hat. Und der  verschüttet gefunden wurde. Da musste  ich lernen, wie man eine solche Nachricht überbringt. Ich war 14 Tage im Krisenstab vor Ort. Das sind Bilder, die vergisst man nicht.

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