Katholisch, traditionsreich, kölschBachem-Verlag feiert sein 200-jähriges Bestehen

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Ein Geburtstagsfoto: Rainer Maria Kardinal Woelki (links), OB Henriette Reker und IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt (rechts) gratulieren den Chefs von J.P. Bachem, Lambert Bachem (2. von links), Martin Trompertz (4. von links) und Claus Bachem (2. von rechts).

Ein Geburtstagsfoto: Rainer Maria Kardinal Woelki (links), OB Henriette Reker und IHK-Hauptgeschäftsführer Ulf Reichardt (rechts) gratulieren den Chefs von J.P. Bachem, Lambert Bachem (2. von links), Martin Trompertz (4. von links) und Claus Bachem (2. von rechts).

Köln – Was muss ein Familienunternehmen haben, damit es 200 Jahre erfolgreich in Köln bestehen kann? Dieser Frage ging Kabarettist Konrad Beikircher beim Festakt zum Geburtstag des Verlags J.P. Bachem auf launige Art und Weise nach. Seine Antwort: Katholisch, traditionsreich, kölsch – so ist die Firma Bachem.

Am 4. Mai 1818 eröffnet Johann Peter Bachem auf der Hohe Straße, Ecke Budengasse, eine Sortimentsbuchhandlung mit Leihbibliothek und legt mit dem Kauf von zwei Handdruckpressen den Grundstein für Verlag und Druckerei. J.P. Bachem heißt die Firma – mit Initialen, die „Großes verheißen“, wie Rainer Maria Kardinal Woelki in seinem Grußwort in der Ambrosius-Kapelle augenzwinkernd bemerkt, schließlich habe die auch später ein Papst getragen.

Widerstand gegen das NS-Regime geleistet

Der katholischen Kirche ist der Verlag von Anfang an eng verbunden – Johann Peters Vater Wilhelm hatte als Domkellner die Weingüter des Domkapitels zu beaufsichtigen. Sein Sohn nutzt die Druckerpressen für verlegerische Aktivitäten, „weil die Bachems nicht nur protestantische Bücher verkaufen wollten“, erzählt Konrad Beikircher. Das verlangte aber die preußische Regierung gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Es war die Zeit des Kulturkampfes, der alles Katholische in Köln verdrängen sollte.

Die Bachems zeigen Haltung, genau wie in der Zeit des Nationalsozialismus, als der Verlag unter falschem Firmennamen regimekritische Bücher veröffentlicht. Die Nazis kommen ihnen nicht auf die Spur. Aber die britischen Besatzer erkennen die Opposition des Verlages zum NS-Regime an und geben ihm bereits 1946 eine Drucklizenz und den Zugang zu Papier. Seit 1946 wird bei Bachem auch die Kirchenzeitung verlegt.

1824 Hauskrankenkasse gegründet

Katholisch sind sie also, traditionsreich angesichts der langen Firmengeschichte sowieso. Und kölsch? Dazu gehört für Konrad Beikircher das Soziale, und das nicht nur im Sinne von Klüngelei. Die hält der Kabarettist ganz spitzbübisch in Köln für unvermeidbar, wie er mit einem aktuellen Seitenhieb auf Gratulantin Henriette Reker erklärt: „Ausschreibung? Nä, das kann man doch nicht machen, da weiß doch keiner, wer den Auftrag kriegt!“ Aber Klüngelei will er den Bachems nicht unterstellen, sondern ihre soziale Ader loben: Schon 1824 gründete der Verlag für seine Mitarbeiter eine Hauskrankenkasse und zahlte ihnen pro Woche zwei Taler Krankengeld bei freien Medikamenten.

Auch jeder durchreisende Buchdrucker bekam Unterstützung, „wenn er ein ordentlicher Mensch“ war. Und dieses soziale Engagement führen Firma und Familie fort, wenn sie jetzt zum Jubiläum eine Stiftung einrichten: Sie soll Stipendiaten aus dem Ausland unterstützen, die Architekturgeschichte am Kunsthistorischen Institut der Kölner Uni studieren.

E-Books und Wanderführer

Heute führen Lambert Bachem, Claus Bachem und Martin Trompertz, alles Mitglieder der Familie, das Unternehmen, das sich neben dem Verlagsgeschäft ein festes Standbein mit Immobilien aufgebaut hat. Die Druckerei wurde 2008 geschlossen. 2010 wurde der Buchverlag aus der Firmengruppe herausgelöst und wird von Claus Bachem, dem Sohn des seit den 50ern als Gesicht des Verlages bekannten Peter Bachem, als alleinigem Gesellschafter geführt.

Unter dem traditionsreichen Namen J.P. Bachem Verlag hat der sich mit E-Books und GPS-gestützten Wanderführern längst ins digitale Zeitalter aufgemacht. Wie sagt Beikircher? „Katholisch, traditionsreich, kölsch – so isses und so soll es bleiben!“

Neuheiten im Verlag

Mit Freizeitführern und Regionalliteratur hat sich der J.P. Bachem Verlag einen Namen gemacht. Dementsprechend die Neuheiten im Herbstprogramm: „Leichtfüßig wandern“ verspricht 14 einfache Touren durch das Rheinland. Und spannend wird es mit dem ersten Regionalkrimi des Verlags: In Magnus Mahlmanns „Was die Gottlosen planen“ ermittelt Pfarrer Laurenz Broich.

Die Reihe „Wie geht das?“ erklärt Kindern ab acht Jahren die Welt. Darin erscheint jetzt neu: „Polizei Köln – wie geht das?“

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