Euskirchener CaritasLeih-Laptops sollen Kontakt ermöglichen

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Freut sich über ihren Leih-Laptop: Eyerusalem Haile (l.), hier neben Lydia Honnecker, Carsten Düppengießer und dem Caritas-Vorstandsvorsitzendem Martin Jost.

Freut sich über ihren Leih-Laptop: Eyerusalem Haile (l.), hier neben Lydia Honnecker, Carsten Düppengießer und dem Caritas-Vorstandsvorsitzendem Martin Jost.

Euskirchen – Das Café International des Caritaszentrums für Migration und Flüchtlingshilfe an den Herrenbenden war bis zum Ausbruch der Pandemie ein lebendiger Ort der Begegnung, an dem nicht nur beraten, sondern auch viel gelernt, gelacht und gelebt wurde. 60 bis 70 Menschen gingen hier täglich ein und aus, nutzten die niederschwelligen Alphabetisierungs- und Sprachkurse, kamen bei einem Kaffee oder Tee miteinander ins Gespräch und nutzten die verschiedenen Informations-, Bildungs-, und Freizeitangebote.

Die Sorge, dass die Klientinnen und Klienten nun durch die vorübergehende Schließung abgehängt werden, ist groß bei den Caritas-Mitarbeitenden und den Ehrenamtlichen. „Das Deutsch der Menschen wird spürbar schlechter, manche ringen nach Worten, wo sie vorher schon recht sicher waren“, erzählt Caritas-Mitarbeiterin Lydia Honnecker. Der persönliche Kontakt fehle einfach, auch wenn noch das volle Programm an Beratung gefahren werde. Die Möglichkeiten, sich darüber hinaus zu begegnen und auszutauschen, sind derzeit gering.

Endgeräte fehlen

„Wir haben uns gefragt, wie wir die Menschen trotzdem erreichen und welche digitalen Angebote wir machen können“, so Carsten Düppengießer, Bereichsleiter Migration und Geflüchtetenhilfe der Caritas – wohlwissend, dass viele der Klientinnen und Klienten nicht über die nötigen digitalen Endgeräte verfügen.

Ein bei der Aktion „Neue Nachbarn“ eingereichtes Konzept, das dem Abhilfe schaffen soll, wurde zur Freude des Teams positiv beschieden. Von dem Finanzzuschuss konnten jüngst 15 gebrauchte, wiederaufbereitete und deshalb fast neuwertige Marken-Laptops angeschafft werden, mit denen derzeit interessierte Geflüchtete ausgestattet werden.

Zuschuss von der Aktion „Neue Nachbarn“

Die Aktion „Neue Nachbarn“ wurde 2014 vom Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki initiiert. Sie dient der Förderung der Willkommenskultur und der Integration geflüchteter Menschen und will deren Bedarfe stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Dabei wird davon ausgegangen, dass Integration für die Gesellschaft wie für die Ankommenden eine langfristige, wenn nicht dauerhafte Aufgabe ist.

Ideen und Maßnahmen von Pfarrgemeinden, Gruppierungen und Initiativen, die geeignet sind, die Willkommens- und Integrationskultur in den Seelsorgebereichen zu fördern und zu stärken, können über die Aktion „Neue Nachbarn“ finanzielle Unterstützung beantragen. Dies können Projekte, Aktionen und Veranstaltungen sowie Bildungsmaßnahmen für geflüchtete Menschen und ehrenamtlich Tätige sein.

Aus diesem Topf wurde auch die Anschaffung der 15 Laptops für das Caritaszentrum für Migration und Flüchtlingshilfe finanziert. Insgesamt wird das Projekt mit 9450 Euro gefördert.

Keine zwei Tage habe es gedauert und 14 der 15 Laptops waren versprochen, erzählt Lydia Honnecker. Die Rechner werden mit einem Leihvertrag an die Nutzerinnen – es hatten ausschließlich Frauen Interesse daran bekundet – herausgegeben. Darin verpflichten sich die Nutzerinnen zu einem sorgsamen Umgang mit dem Gerät sowie zur Teilnahme an einem Online-Sprachkursus, der dreimal wöchentlich angeboten wird und in Kürze starten soll. „Dieser wird in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk durchgeführt, das uns hierfür kostenlos die Zoom-Lizenz und die virtuellen Schulungsräume zur Verfügung stellt“, erklärt Düppengießer.

Lydia Honnecker bringt derzeit die Geräte persönlich zu den Leihnehmerinnen, die sie allesamt schon lange aus der Beratung oder diversen Angeboten im Café International kennt: „Ich gebe den Frauen zu Hause eine Einführung in die Nutzung des Laptops; manche hatten noch nie zuvor mit einem Computer zu tun und fangen bei Null an.“ Alle Leihnehmerinnen seien sehr glücklich über die Möglichkeit, zukünftig an den Online-Angeboten des Caritaszentrums für Migration und Flüchtlingshilfe teilnehmen zu können. Denn neben Sprachkursen gibt es bereits einen Online-Kochkursus und eine Gymnastikgruppe, auch das beliebte Sprachcafé soll demnächst per Videokonferenz stattfinden.

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„Wir freuen uns übrigens über Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler aller Nationalitäten, die bei technischen Problemen begleiten können“, betont Carsten Düppengießer. Denn auch die Teilnahme an einer Online-Konferenz will gelernt sein, „waren Zoom-Meetings doch auch für uns anfangs etwas völlig Unbekanntes“, erinnert Lydia Honnecker.

Die Frauen sollen ihre Laptops natürlich nicht nur zur Teilnahme an Kursen nutzen können, sondern auch zum selbstständigen Gebrauch und Lernen im Internet. „Unsere IT hat die Geräte alle mit einem kompletten Office-Paket ausgestattet“, so Düppengießer. Perspektivisch könnte man beispielsweise auch Kurse zur Vermittlung von EDV-Grundkenntnissen anbieten, „aber das ist noch Zukunftsmusik“, so Bereichsleiter Düppengießer.

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