Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Junge Oberberger im PortraitAndreas Stöcker kämpft für die moderne Landwirtschaft

Lesezeit 4 Minuten

Mitsprechen, wenn es um Landwirtschaft geht, möchte der 28-jährige Bauer Andreas Stöcker.

  1. In einer Serie stellen wir junge Oberberger vor, die sich politisch engagieren.
  2. Auch, aber nicht nur in den Parteien, gibt es kluge Nachwuchsaktivisten, die die unsere Welt ein bisschen verändern wollen.
  3. Zum Abschluss der Porträts: Jungbauer Andreas Stöcker.

Engelskirchen-Dörrenberg – In einer Serie stellen wir junge Oberberger vor, die sich politisch engagieren. Auch, aber nicht nur in den Parteien, gibt es kluge Nachwuchsaktivisten, die die unsere Welt ein bisschen verändern wollen. Zum Abschluss der Porträts: Jungbauer Andreas Stöcker.

„Ich liebe unsere Kühe! Ich bin fest davon überzeugt, dass es ihnen gut geht.“ Es klingt ein wenig trotzig, so als müsse Andreas Stöcker sich verteidigen. „Mir macht das alles einen riesengroßen Spaß: die Tiere zu versorgen, die Futterkulturen zu kontrollieren, die Agrartechnik.“ Zusammen mit seinem Vater Hans führt der 28-jährige den Hof Sonnenborn in Engelskirchen-Dörrenberg. Sein Urgroßvater kaufte den Hof 1903, damals mit drei Kühen und zwei Hektar Land. Heute gehören 180 Milchkühe dazu, 40 Rinder und Kälber, 140 Hektar Grün- und Ackerland und 34 Hektar Wald.

„Da fühle ich mich persönlich angegriffen“

Andreas Stöcker wollte nie etwas anderes werden als Landwirt. Umso schmerzhafter trifft es ihn, wenn über immer neue Skandale berichtet wird. „Als sei die Landwirtschaft an allem schuld! Da fühle ich mich persönlich angegriffen.“ Sicher gebe es schwarze Schafe, die ihre Tiere nicht ordnungsgemäß halten.

Aber das seien Einzelfälle, nicht die Mehrheit. „In Deutschland ist der Standard für Tierwohl und Lebensmittelsicherheit sehr hoch“, versichert der Agrarbetriebswirt, der 2014 ein Praktikum auf einer Rinderfarm in den USA absolviert hat.

Ausbildung zum Agrarscout

Oder die Diskussion ums Artensterben von Insekten: „Wir lassen an unseren Maiskulturen immer Blühstreifen für die Insekten stehen – und nicht erst, seit es dafür eine Förderung gibt.“ Um darüber aufzuklären, wie moderne Landwirtschaft funktioniert, hat er sich zum „Agrarscout“ ausbilden lassen, nimmt an Aktionen in Städten und rund um Agrarmessen teil, sucht den Kontakt zu Verbrauchern, veranstaltet Führungen für Schulklassen, Kindergärten, Sportvereine auf dem Hof in Dörrenberg. „Landwirtschaft ist ein normaler Wirtschaftsbetrieb, wir sind aber auch Partner im Klimaschutz.“ Sein Credo: Durch moderne Technik werde die Landwirtschaft umweltschonender. So werde zum Beispiel dank Hightech jede Pflanze gezielt nur so stark gedüngt, wie es ihr jeweiliger Standort verlange, vorbei die Zeiten von „Viel hilft viel“. Gülle werde nicht mehr stinkend versprüht, sondern direkt an die Pflanze geleitet.

Der brandneue Güllebehälter auf dem Hof entspreche neuestem Standard. „Dafür sind Investitionen nötig. Wir haben auf unserm Hof eine Perspektive, weil ich den Betrieb weiter führe. Aber ein Landwirt, der keinen Nachfolger hat und vielleicht noch zehn Jahre wirtschaftet, für den lohnt sich das nicht mehr. Auch dafür muss man dann Verständnis haben.“

„Wir sitzen alle im gleichen Boot“

Das Image der Landwirtschaft, weiß Andreas Stöcker, sei eine Frage der Kommunikation. In Dörrenberg funktioniert sie noch direkt. „Unsere ganze Familie ist so engagiert in der Dorfgemeinschaft, da rufen die Leute an, wenn was los ist“, freut sich der junge Landwirt. Das ist nicht überall so. „Ich weiß von Kollegen, die erleben einen Shit-storm in den sozialen Medien, andere berichten, dass ihr Kinder gemobbt werden.“

Stöcker hat beim Bildungswerk der deutschen Agrar-und Ernährungstechnik gelernt, Konflikte zu managen, Veranstaltungen und Diskussionen zu leiten, Visionen zu entwickeln in der Begegnung mit Abgeordneten aus Bundestag und Europaparlament in Berlin, Brüssel und Paris, auch zusammen mit jungen französischen Landwirten. „Wir sitzen in Europa alle im gleichen Boot, und es kommt darauf an, weg von der Massenproduktion und hin zur Wertschätzung von Qualität und zur regionalen Produktion zu kommen. Darauf kann auch der Kunde Einfluss nehmen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Noch beschränkt sich der junge Landwirt vor allem darauf, seine Ideen auf dem eigenen Hof zu verwirklichen. „Da gibt es zeitliche Grenzen. Unser Betrieb verkraftet nur eine Person, die sich stark ehrenamtlich engagiert, und das ist zurzeit mein Vater“, meint CDU-Mitglied Andreas Stöcker. Hans Stöcker hatte schon zahlreiche Ämter in den Branchenverbänden, war auch mal Kreislandwirt. Langfristig kann sich auch der Junior gut vorstellen, sich politisch zu engagieren, zum Beispiel als sachkundiger Bürger in einem Kreisausschuss. „Ich möchte mitsprechen, wo es um die Landwirtschaft geht.“