Vor der Kommunalwahl am Sonntag, 14. September 2025, geben wir einen Überblick, wer in welcher Kommune um Stimmen kämpft. Heute: Morsbach.
Kommunalwahl 2025In Morsbach ist und bleibt der Bürgercampus das größte Sorgenkind

Ein Meilenstein ist erreicht: Das Hallenbad im Morsbacher Bürgercampus konnte nach langem, zähem Umbau jüngst endlich eröffnet werden. Sami (links) und Paul genießen die ersten Schwimmzüge dort.
Copyright: Michael Kupper
Der Rat und die Verwaltung der Gemeinde Morsbach unter Leitung des bald scheidenden Bürgermeisters Jörg Bukowski haben in den vergangenen Jahren einiges bewegt. So wurde etwa der historische Kulturbahnhof saniert und bietet nun neben einer beliebten Außenstelle des Standesamts attraktiven Raum für Veranstaltungen. Das Gelände hinter dem Gebäude wird derzeit mit einem Spielbereich für Kinder parkähnlich neugestaltet. Mit der Fertigstellung ist Ende Oktober zu rechnen.
Über zwei neue, barrierefreie Brücken über die Wisser können Besucherinnen und Besucher des Bahnhofs auf einem Waldweg entlang des Flusses und abseits des Straßenverkehrs seither in Morsbachs Kurpark wechseln.
Neugestaltet wurde und wird im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes die Bahnhofstraße vom Ortseingang bis zum Kreisel im Ortskern. Touristen ebenso wie Einheimische wird ein Baumtor begrüßen, eine Allee wird sie in Morsbachs Mitte leiten. Das Ende der Arbeiten ist um den anstehenden Jahreswechsel abzusehen.
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Ebenfalls in dieser Zeit dürfte der Ausbau des Breitbandnetzes erfolgt sein, der fast sämtliche Haushalte in der Republik – auch in den Außenlagen – mit schnellem Internet versorgt.
Wie ist die Ausgangslage, wie sind die Mehrheitsverhältnisse im Morsbacher Gemeinderat?
In Morsbach entscheiden 8475 Wahlberechtigte in 13 nahezu unveränderten Wahlbezirken über die Mandate für den Gemeinderat. Stärkste Kraft in diesem Gremium ist seit der Kommunalwahl 2020 die Wählergemeinschaft BFM-UBV, die sich im Sommer des Jahres 2019 aus der Bürgerbewegung für Morsbach (BFM), der Unabhängigen Bürgervertretung (UBV) und der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) gegründet hat und bei einem Gesamtergebnis von 34,46 Prozent neun Sitze im damals neuen Rat holte.
Ebenfalls mit neun Kräften vertreten war bis vor kurzem die CDU (Ergebnis 2020: 31,83 Prozent). Durch einen Wechsel von der BFM-UBV zur CDU hat sich das Verhältnis indes auf zehn zu acht verändert.
Der CDU folgen die SPD mit fünf Vertreterinnen und Vertretern (2020: 18,96 Prozent) sowie Bündnis 90/Die Grünen mit zwei Köpfen (9,03 Prozent) und schließlich die FDP mit einem Sitz (3,9 Prozent).
Wer tritt am 14. September 2025 in Morsbach zur Wahl an?
Der Rat hat aktuell 26 Sitze – und das soll auch so bleiben. Zur Wahl stehen dieselben Parteien und Gruppierungen wie im vorherigen Wahljahr 2020: Das sind also CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und BFM-UBV, ebenso die AfD, die es nun zum zweiten Mal versucht.
2020 war die rechtsgerichtete Partei auf ein mageres Gesamtergebnis von 1,82 Prozent gekommen. Damals aber konnte die AfD nur die Wahlbezirke Holpe, Alzen und Ellingen besetzen, in diesem Jahr tritt sie dagegen in allen an.
Die Kandidatur von „Prinz Mecki“, des früheren Narrenregenten Karl-Josef Christ (heute 74), hatte in Morsbach zu einem Eklat geführt, nicht nur in der Karnevalsszene. In Ellingen bekam er 30 Stimmen. Jetzt tritt der Postbote im Ruhestand erneut an, diesmal auf Platz 18, dem letzten Platz der Reserveliste.
Was sind die drängendsten Themen in der Gemeinde Morsbach?
Begonnene Projekte wie etwa das Neubaugebiet Weidenstraße oder die Erweiterung des Gewerbegebiets in Lichtenberg müssen vom neuen Gemeinderat und einem neuen Bürgermeister – oder erstmals einer Bürgermeisterin – fortgeführt werden. Wie sich dieses Team zusammensetzt, entscheidet die Wahl.
Aber da ist ja noch einiges mehr, das es zu erledigen gilt: „Der Bürgercampus ist unser Sorgenkind – allerdings gab es mit der Eröffnung des Hallenbads jüngst einen Lichtblick“, bekennt Noch-Bürgermeister Bukowski. Bei der Sanierung im Altbestand gebe es immer wieder Überraschungen. Trotz aller Widrigkeiten rechne er mit einem Abschluss der Arbeiten in den kommenden zwei Jahren, „frühestens Ende 2026“.
Aufgaben für den neuen Rat sind auch der Bebauungsplan Weidenstraße und das Gewerbegebiet Lichtenberg. Allerdings sei das nicht allzu schwierig, urteilt Bukowski: „Es ist alles gut vorbereitet.“ Etwas komplizierter sei es mit dem geplanten Kommunalen Medizinischen Versorgungszentrum. Unzweifelhaft liege die Verfügbarkeit von Ärztinnen und Ärzten für Morsbach unter dem Durchschnitt, doch an der Umsetzung schieden sich die Geister: „Darüber wird der Rat im Oktober ausgiebig diskutieren.“
Ein weiterer Punkt ist der mögliche Erwerb der Jugendherberge, die seit fast sieben Jahren leersteht. Derzeit übt dort die Polizei. Der Verein „Lernen fürs Leben“, eine Siegener Initiative, hatte Interesse an der Nutzung als Förderschule gezeigt, doch hat diese einen möglicherweise geeigneteren Standort in der Nachbargemeinde Reichshof im Blick.
Auf Nachfrage dieser Zeitung heißt es von Oliver Mirring, dem Geschäftsführer des Landesverbandes Rheinland im Deutschen Jugendherbergswerk, es gebe weiterhin keine Neuigkeiten zum Gebäudekomplex an der Oberen Kirchstraße.
Drei Kandidaten für den Chefsessel im Rathaus der Gemeinde Morsbach
Nadja Hansmann (48, CDU) ist die erste Frau, die von den Christdemokraten für den Chefsessel im Rathaus nominiert worden ist. Anfang des Jahres hat die CDU die Lichtenbergerin vorgestellt. Besonders am Herzen liegt der Mutter von zwei Söhnen das ehrenamtliche Engagement: „Ohne Ehrenamt geht es nicht.“ Es ist ihr Anliegen, dass Werte wie Zusammenhalt, Respekt und Nächstenliebe auch im öffentlichen Leben ihren Platz finden.

Nadja Hansmann (48) ist Kandidatin der CDU für den Posten der Bürgermeisterin in der Gemeinde Morsbach.
Copyright: Nadja Hansmann/CDU
Beruflich ist die gelernte Industriekauffrau im Vertrieb des mittelständischen, weltweit aktiven Unternehmens WSM in Waldbröl tätig, heute auch als Fachkauffrau für Marketing. Seit mehr als zehn Jahren ist sie für den internationalen Vertrieb und die gesamte Vertriebsstrategie verantwortlich.
Als Ziele nennt Nadja Hansmann den Erhalt von Wohlstand und Lebensqualität. Sie möchte eine familienfreundliche Infrastruktur fördern sowie den Ausbau bezahlbaren Wohnraums und die Weiterentwicklung Morsbachs zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort unterstützen. Zudem will sie Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Freizeitangebote verbessern sowie das Ehrenamt in der Gemeinde stärken: „Morsbach soll ein alters- und familiengerechter Standort werden.“
Jan Schumacher (39, BFM-UBV) hat seit dem Jahr 2009 ein Mandat im Gemeinderat und hat vor acht Jahren die Aufgabe des Fraktionsvorsitzenden übernommen.
Der 39-Jährige lebt mit seiner Frau Jennifer und den beiden Töchtern (neun und drei Jahre) in der Ortschaft Steimelhagen und ist Vorsitzender der Dorfgemeinschaft. Daneben ist er als Mitglied in rund zehn Vereinen stark ehrenamtlich engagiert.

Jan Schumacher (39) ist Kandidat der Gemeinschaft BFM-UBV für den Posten des Bürgermeisters in der Gemeinde Morsbach.
Copyright: Jan Schumacher/BFM-UBV
Nach seinem BWL-Studium in Siegen ist Schumacher – zuletzt in leitender Funktion – als Diplom-Kaufmann im Bereich der Beschaffung von IT-Hardware und systemnaher Software für den Gesundheitssektor bei dem Bonner Unternehmen Dedalus Healthcare tätig.
Seine Erfahrungen im Bereich der Prozessoptimierung bei Einkauf, Lagerwirtschaft und Logistik will er auch für Morsbach nutzen. Schumacher erklärt, dass er eine klare Vision für die Zukunft der Gemeinde habe und über die nötige Kompetenz verfüge, um diese auch erfolgreich umzusetzen.
Diese Vision findet sich in der Agenda 2035 der UWG. Besonders wichtig ist ihm die Verbesserung der medizinischen Lage durch ein Versorgungszentrum. Er betont: „Mein Ziel ist es, die Gemeinde Morsbach zu stärken – mit einer Führung, die sichtbar, nahbar und engagiert ist.“
Andreas Reinery (61, parteilos) geht als und unabhängiger Kandidat für die SPD in den Wahlkampf um das Bürgermeisteramt. Er ist Vater von sieben Kindern und lebt in Euelsloch.
Er arbeitet als Dozent am Rheinischen Studieninstitut für Kommunalrecht, Verwaltungsrecht und Europarecht in Köln. Der Diplomverwaltungswirt hat langjährige Erfahrungen auf der Kommunalebene: Er war Erster Beigeordneter und Kämmerer in Bad Berleburg und danach bis 2020 Bürgermeister der sauerländischen Gemeinde Kirchhundem.

Andreas Reinery (61) ist parteiloser und unabhängiger Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde Morsbach. Er geht für die SPD ins Rennen.
Copyright: Andreas Reinery
Besonders wichtig ist Reinery das Ehrenamt. Er selbst engagiert sich für die Integration und als Bürgerbusfahrer in Morsbach: „Das Ehrenamt muss deutlich mehr gefördert werden als bisher – sonst hat die Gesellschaft ein echtes Problem.“
Sein Ziel für Morsbach ist die Konsolidierung in allen Bereichen, vor allem aber im Haushalt. Daneben müsse der Sanierungsstau beseitigt werden. Dieser scheinbare Widerspruch sei lösbar: „Es ist mir in beiden Kommunen gelungen, den Haushaltsausgleich herzustellen.“
Darüber hinaus plädiert er für die wirksame Umsetzung eines Klimaschutzkonzepts, einen Tourismusplan mit einem großen Radwegenetz und ein Entwicklungskonzept, das auch die Jugendherberge einschließt. (kup)