Rotes Licht gegen den Stillstand„Night of Light“ in Oberberg

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Gelände Coach Service

Auf dem Gelände von „Coach Service“ in Reichshof-Wehnrath stehen die Busse derzeit still.

  • Unter der Corona-Krise leidet auch die Veranstaltungsbranche.
  • Das Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. Oktober lässt auch die Unternehmen in Oberberg leiden.
  • Deswegen hat die deutsche Veranstaltungswirtschaft eine „Night of Light“ ausgerufen.

Oberberg – Rammstein, Die Toten Hosen, Peter Maffay: Das sind nur drei der Bands und Musiker, die gerade nicht in die Fahrzeuge von Coach Service steigen. Die 1992 gegründete und heute in Reichshof ansässige Firma ist Europas größtes Busunternehmen für Konzerttourneen.

Doch das Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. Oktober hat Coach Service ausgebremst: Alle 100 Nightliner – die silbernen Reisebusse mit den verdunkelten Scheiben – und zudem die Sattelschlepper für Bühnentechnik des Partnerunternehmens Trucking Service stehen still auf dem riesigen Firmengelände in Wehnrath.

Das wird heute Abend deshalb nach Einbruch der Dunkelheit rot glühen: Denn die deutsche Veranstaltungswirtschaft hat eine „Night of Light“ ausgerufen. Mit der bundesweiten Aktion will die Unterhaltungs- und Veranstaltungsbranche auf ihre dramatische Lage hinweisen. Die betrifft auch Coach Service. „Seit dem 3. März geht bei uns nichts mehr“, sagt Gründer und Geschäftsführer Clemens Behle. 14 000 Veranstaltungen standen für 2020 im Kalender seiner Firma, bisher sind rund 5000 davon schon weggebrochen. 80 Mitarbeiter hat Coach Service allein am Standort Wehnrath, bundesweit kommen 150 weitere hinzu.

Keine Befürchtungen vor Insolvenz

„Niemand von uns hat seit März gearbeitet“, sagt Behle. Die Insolvenz fürchtet er nicht: „Wir haben in den vergangenen Jahren sehr gut gewirtschaftet.“ Dennoch sieht er sein Lebenswerk bedroht: „Die Politik bietet uns keine Perspektiven – da verlierst du jegliche Motivation.“ Zudem gehe er davon aus, dass erst frühestens Anfang 2021, eher Mitte des kommenden Jahres die Konzertreisen großer Künstler wieder anrollen: „Bis dahin wird wohl kaum etwas passieren.“

Nicht ganz so finster fällt dagegen die Prognose bei Wilhelm Weber von Audio & Light Design (ALD) aus. „Zum Glück finden heute wieder kleiner Veranstaltungen statt“, berichtet der Nümbrechter. Er gehört zum dreiköpfigen Gründerstamm des heute in Wildbergerhütte beheimateten Unternehmens für Ton- und Lichttechnik. Dort wird heute Abend die Firmenhalle erstrahlen.

Umsatz auf Null gesunken

Die drei Gründer allein sind diejenigen, von denen die wenigen Aufträge gerade abgewickelt werden. „Für unsere studentischen Aushilfen und die 450-Euro-Kräfte gibt es leider keine Arbeit“, bedauert Weber. In den Monaten April und Mai sei der Umsatz auf Null gesunken. Im April etwa wäre die ALD-Crew an Bord der MS Deutschland gegangen, um für die Unterhaltung von Kreuzfahrt-Urlaubern zu sorgen.

Das Nümbrechter Lichterfest oder das Klassik-Open-Air auf Schloss Homburg sind weitere feste Größen im Auftragsaufkommen der kleinen Firma – nicht aber in diesem Jahr. „Gerade hätten wir absolute Hochsaison mit 40 bis 50 Terminen“, sagt der Geschäftsführer. Auch ALD sei aber gut aufgestellt, die Insolvenz drohe nicht. Weber: „Wahrscheinlich würden wir sogar einen zweiten Lockdown überstehen. Wir sind gewappnet.“

Verkauf und Verleih von Tontechnik

Von den Erträgen aus der Zeit vor Corona zehrt auch Babbel und Haeger. Das Unternehmen in Bergneustadt-Wiedenest verdient sein Geld mit dem Verkauf und Verleih von Tontechnik, treuer Kunde sei zum Beispiel der Westdeutsche Rundfunk.

„Umsatz machen wir in diesen Tagen kaum“, berichtet Geschäftsführer Gerhard Babbel, der sein siebenköpfiges Team auf anderthalb Kräfte reduziert hat. „Der Rest ist leider zu 100 Prozent in Kurzarbeit.“ Bei Veranstaltungen sitzen meist freiberuflich tätige Techniker an den Babbel-Geräten – auch sie haben keine Einkünfte. „Bei ,Classic meets Pop’ in Oldenburg waren wir gerade mit dem Aufbau fertig, da mussten wir prompt alles wieder einpacken.“

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Aber langsam gehe es wieder aufwärts. „Etwas Kleines kommt immer daher“, schildert Babbel, der sich heute an der Illuminierung von Schloss Bensberg beteiligt. Angst vor einer Insolvenz hat auch er nicht, aber: „Etwa 20 000 Euro muss ich pro Monat in den Betrieb stecken, um laufende Kosten zu decken.“ Da fehle Geld für notwendige Neuanschaffungen. „In der Veranstaltungstechnik brauchst du stets attraktives und modernes Material, wenn du gebucht werden willst.“ www.night-of-light.de

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