Denkmal-TagMit der Draisine auf historischer Tour durch Waldbröl

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Ein einziges Mal, nämlich 1978, stoppte am Waldbröler Bahnhof auch ein Intercity. Damals war das ein Spektakel, heute ist dieses Foto von Jörg Seidel ein Teil der Ausstellung zum „Tag des offenen Denkmals“.

Ein einziges Mal, nämlich 1978, stoppte am Waldbröler Bahnhof auch ein Intercity. Damals war das ein Spektakel, heute ist dieses Foto von Jörg Seidel ein Teil der Ausstellung zum „Tag des offenen Denkmals“.

Am Sonntag ist „Tag des offenen Denkmals“: In Waldbröl, Reichshof und Wipperfürth gibt es viel zu sehen. In Waldbröl ist Strampeln angesagt.

Kräftig in die Pedale treten und auf dem Schienenstrang durch die Boxbergtunnel rauschen wie es einst die Wiehltalbahn tat: Gute 600 Meter, so schätzt Jörg Seidel von Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn, misst die Strecke, die am „Tag des offenen Denkmals“ zumindest für sechs Stunden für den Schienenverkehr wieder freigegeben ist.

Denn an diesem Sonntag öffnet die Enthusiastenschar ihre Räume in Waldbröls altem Bahnhof: Seidel und seine Mitstreitenden heben zudem zwei Draisinen aufs Gleis. „Das ist im vergangenen Jahr recht gut angekommen“, blickt der 62-jährige Bergisch Gladbacher zurück. „Wir hoffen, dass wir auch beim zweiten Mal einen solchen Zuspruch erleben.“

Einst war der Bahnhof von Waldbröl sogar ein „Staatsbahnhof“

Die Draisinen leiht sich der Förderkreis im Westerwald und in Radevormwald, dazu gibt es im alten Bahnhof eine Fotoschau: In den Diensträumen des früheren Stellwerks hat der Verein eine Wohnung als Büro gemietet, da hütet er seine Schätze aus oberbergischer Eisenbahnhistorie und führt ein Archiv. „Uns ist es wichtig, an einem solchen Tag auf den Förderkreis aufmerksam zu machen und Geschichte ins Bewusstsein zu rufen.“

Am „Tag des offenen Denkmals“ dirigiert Jörg Seidel vom Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn den Draisinen-Verkehr an Waldbröls altem Bahnhof.

Am „Tag des offenen Denkmals“ dirigiert Jörg Seidel vom Förderkreis zur Rettung der Wiehltalbahn den Draisinen-Verkehr an Waldbröls altem Bahnhof.

Eröffnet worden ist die Haltestation 1906 als „Waldbröl Staatsbahnhof“ der preußischen Staatsbahn, aber erst drei Jahre später ist das schmucke Bruchsteinhaus fertiggestellt worden. Damals ist es einer von insgesamt drei Endbahnhöfen in der Stadt, heute ist es eines der 27 Geschichtstationen.

Eisenbahn-Fan sucht Spuren der Waldbröler Bahnhofsbuben

Eingeweiht worden ist diese Strecke nach Wiehl und Osberghausen am 15. Dezember 1906, am 30. September 1908 folgt die Strecke nach Hermesdorf nach Morsbach, Kernstück unterwegs ist der 786 Meter lange Tunnel in der Ortschaft Kömpel – bis dort, so hatte es Morsbachs Bürgermeister Jörg Bukowski mal geplant, sollte eine Draisinen-Route für Touristen von Morsbach aus eingerichtet werden.

In den Jahren 1960 und endgültig 1965 ist der Verkehr auf diesen Schienenstrang zunächst reduziert, schließlich ganz eingestellt worden. In jener Zeit gehören eine Gaststätte, eine Lokstation, ein Güterschuppen sowie ein Stellwerk zur Anlage.

Lässt Jörg Seidel den Blick aus den Fenstern schweifen, so schaut er auf bewachsene Gleise und Eisenbahnwagen, an denen sich Vandalen abgearbeitet haben. „Die Strecke ist bis zum Tag des offenen Denkmals natürlich freigeschnitten“, versichert Seidel, der sich zurzeit besonders der einstigen Gaststätte widmet: „Die war auch Vereinslokal der Bahnhofsbuben, einer Skat-Gruppe, die im Mai 1988 sogar die Deutschen Meisterschaften im Mannschaftsskat und im Einzelskat nach Waldbröl geholt hat.“ Im Internet hat Seidel jüngst für eine Handvoll Euromünzen die Festschrift zu diesem Ereignis erstanden. Und jetzt möchte er eben mehr dazu wissen.

Wer Jörg Seidel auf die Spur der Waldbröler Bahnhofsbuben bringen möchte, der erreicht ihn unter 0172/2 50 20 74 oder per E-Mail.


Draisinenverkehr und zwei weitere Stationen in Oberberg

Der Draisinenverkehr startet am Sonntag, dem Tag des offenen Denkmals, um 11 Uhr (Ende gegen 17 Uhr). Zu finden ist Waldbröls historischer Bahnhof im Stadtzentrum an der Bahnhofstraße 30. Aber Achtung: Parkplätze gibt es am Haus nicht, da dieses auf Privatboden steht.

Wer mit dem Auto kommt, sollte dieses am früheren Güterbahnhof und neben dem heutigen Ballonladen (Bahnhofstraße 34) abstellen oder auf den Flächen des unterhalb gelegenen Fachmarktzentrums (Kaiserstraße100).

Nur zwei weitere historische Stätten öffnen in Oberberg am Denkmal-Tag: In Wipperfürth darf zudem die Villa Ohl, Sauerlandstraße 7, von 11.30 bis 16 Uhr besichtigt werden in der Zeit. Das Wohnhaus mit Schieferfassade wurde 1812 im Auftrag des Pulverfabrikanten Cramer 1812 errichtetet.

Zudem laden die Abteilung Oberberg des Bergischen Geschichtsvereins und der Denklinger Heimat- und Verschönerungsverein für 10 Uhr zu einer Führung durch das Burghaus in Reichshof-Denklingen ein.

Mehr dazu findet sich im Internet.

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