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ProgrammSo gehen Burscheids Grüne in den Wahlkampf

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Kandidatinnen und Kandidaten der Grünen in Burscheid

Mit diesen Kandidatinnen und Kandidaten gehen Burscheids Grüne in die Kommunalwahl am 14. September.

Ein Start-up-Zentrum soll neue Arbeitsplätze erschließen.

Explizit ist die Kritik nicht. Aber zwischen den Zeilen ihres Programms für die Kommunalwahl machen Burscheids Grüne deutlich, dass der amtierende Bürgermeister Dirk Runge aus ihrer Sicht zu viel verwaltet und zu wenige neue Impulse setzt: „Trotz klammer Kassen kann durch geschickte Finanzierung und Förderung durch Land und Bund einiges bewegt werden, wie der vorherige Bürgermeister Stefan Caplan eindrucksvoll bewiesen hat.“

Dem Verwaltungschef lasten die Grünen auch an, dass viele ihrer Initiativen kaum Erfolg hatten. Ein Vorwurf, den der Bürgermeister auf Nachfrage vehement zurückweist: Man habe abgesprochen, ein paar der Grünen-Initiativen vorerst zurückzustellen, so Runge auf Nachfrage.

Besonders problematisch sei aber, dass weder Runge noch die großen Fraktionen im Stadtrat aus der Automobilkrise Schlüsse ziehen. Dabei hänge der Wohlstand maßgeblich von der Lage der beiden großen Autozulieferer Adient und Tenneco ab. Und die sei nicht gut. Aus Sicht der Grünen muss sich Burscheid unabhängiger von seinen beiden mit Abstand größten Arbeitgebern machen. Das könne mit einem Start-up-Zentrum gelingen: „Damit neue Ideen und kreative Projekte die Zukunft unserer Stadt sichern und neue zukunftssichere Arbeitsplätze geschaffen werden können.“

Energiegenossenschaft bietet viele Möglichkeiten

Das Thema Energiewende darf in einem Grünen-Wahlprogramm natürlich nicht fehlen. Die Energiegenossenschaft im Rheinisch-Bergischen Kreis biete große Chancen: „Jede Burscheiderin und jeder Burscheider kann dort Mitglied werden und für die Erzeugung von erneuerbaren Energien vor Ort sorgen. Der Strom wird dadurch für alle preiswerter.“ 

Vermisst wird weiterhin ein Konzept zur Entsiegelung städtischer Grundstücke. Das gehe zum Beispiel mit Rasengittersteinen auf öffentlichen Parkflächen. „Viele Dinge sind ganz einfach umzusetzen.“ Die Verkehrswende wollen die Grünen nicht nur durch breitere Gehwege und ein besseres Netz für Radler befördern. Sondern auch durch Tempolimits: In den Stadtkernen und Wohngebieten soll die Höchstgeschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde begrenzt werden, auf allen anderen Straßen des Stadtgebiets soll Tempo 50 gelten. Und die laute Autobahn 1 soll durch ein Limit auf 100 Kilometer entlang des Burscheider Stadtgebiets erträglicher werden. Das vermindert auch den Ausstoß von Schadstoffen.

Katja Schauen ist neue Spitzenkandidatin

Ein paar neue Gesichter dürften die Grünen im nächsten Stadtrat vertreten. Katja Schauen – sie ist bisher sachkundige Bürgerin – führt die Reserveliste an. Auf den nächsten Plätzen folgen mit Frank Schmidt und Ute Hentschel zwei lang gediente Stadtverordnete, Sebastian Wolf und Carina Schönberger wiederum sind Neulinge, Sabine Wurmbach und Heidi Neumann schon lange dabei. Erstere führte bisher die Stadtratsfraktion der Grünen, die derzeit sieben Mandate im Rat hat. Christian Kicker wäre neu im Geschäft, Sabine Rusch-Witthohn wiederum hat Erfahrung in der Kommunalpolitik. Sicherheitshalber haben die Grünen ihre Reserveliste bis Platz 16 besetzt. So viele Wahlkreise gibt es auch in der Stadt.

Spitzenkandidatin Katja Schauen tritt im Bezirk 12 an, er umfasst Altenhilgen, Müllersbaum und den Akazienweg. Die 45-Jährige ist Geschäftsführerin bei Invia, das ist einer der größten Träger von Einrichtungen der Jugendhilfe im Rheinland. Als „Herzthemen“ nennt Schauen nachhaltiges Bebauen und Bewirtschaften der Flächen in Burscheid. „Wir brauchen generationengerechtes Wohnen für alle, das bedeutet bezahlbare Wohnungen und gleichzeitig viel Grünflächen als natürliche Klimaanlagen.“

Burscheids Ganztagsschulen sind zu teuer

Wichtig sei außerdem Bildungsgerechtigkeit. Dazu gehörten auch niedrigere Beiträge für Kitas und Offene Ganztagsschulen – wenn sie nicht komplett wegfallen können. Mit einem Vorstoß dazu waren die Grünen allerdings vor drei Monaten im Stadtrat gescheitert. Die Angebote in diesen ersten Bildungseinrichtungen müssten an den Bedarf der Familien angepasst werden, fordert Schauen.

Das Busangebot in Burscheid sei auszubauen, ebenso das Radwegenetz. Auch für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte seien viele Orte in Burscheid schlecht zu erreichen. Die Stadt müsse barrierefreier werden. An Attraktivität könne sie gewinnen, wenn es mehr Grünflächen gebe.

Wie das Bündnis für Burscheid fordert die Spitzenkandidatin der Grünen mehr politische Teilhabe für Jugendliche und junge Erwachsene. Ihre „Stimmen zu hören und gemeinsam Lösungen zu finden erachte ich als zentrale Aufgabe kommunalpolitischen Tuns“, so Schauen. Eine weitere Parallele ist die Siedlungspolitik. Auch die Grünen wollen keine neuen Wohngebiete in Außenbereichen, sondern die schöne bergische Landschaft „unbedingt erhalten und für unsere Zukunft sichern“.