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Kongress in BergheimMedio distanziert sich von Veranstaltung mit Rechtspopulisten

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Das Medio in Bergheim

Das Medio in Bergheim

Bergheim – Auf dem Programm des „Quer-Denken-Kongresses“, der im Medio in Bergheim stattfinden soll, stehen einige sehr bunte Themen. Es geht um die „Genmafia“, um Selbstheilung durch mentale Steuerung oder auch um „Unerwünschte Archäologie“.

Als der Veranstalter bei der BM-Cultura wegen der Räumlichkeiten anfragte, gab es bei der städtischen Kulturgesellschaft keinerlei Bedenken gegen den Kongress, der am 26. und 27. November stattfinden soll. Eintrittskosten pro Tag: 75 Euro.

Programm zunächst nicht bekannt

Nun aber ist es Stefan Holzporz, dem Geschäftsführer der BM-Cultura, peinlich, die Veranstaltung überhaupt angenommen zu haben.

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Denn: Es geht nicht nur um Verschwörungstheorien, wie man bei der BM-Cultura zunächst glaubte – einer der Redner, Jürgen Elsässer, gilt als prominenter Rechtspopulist. Elsässer ist einer der Chefredakteure des umstrittenen Magazins „Compact“ und spricht im Medio zum Thema: „Islam – Gefahr für Europa. Warum die These vom Kampf der Kulturen doch richtig ist.“

„Wir distanzieren uns von den Inhalten der Veranstaltung“, sagt Holzporz nun.

Das Medio stehe seit mehr als zehn Jahren für Integration, Toleranz und kulturelle Vielfalt. Man habe das Haus unwissentlich an einen Veranstalter vermietet, der Verbindungen zum rechten Spektrum hat.

„Dass es dazu gekommen ist, bedauern wir sehr.“ Bei der Anmietung seien weder Programm noch Rednerliste bekanntgewesen. Erst vor zwei Monaten, lange nach Vertragsschluss zu Jahresbeginn, seien erste kritische Hinweise eingegangen. Darauf habe man die Sicherheitsbehörden informiert.

Man habe keine juristische Handhabe, den Auftritt von Rechtspopulisten zu verhindern, sagt Holzporz. „Insbesondere haben wir keine rechtlichen Möglichkeiten, den Mietvertrag zu kündigen oder die Veranstaltung abzusagen.“ Eine Absage des Kongresses, wie sie die Sartory-Säle kürzlich bei einer ähnlichen Veranstaltung ausgesprochen hätten, sei in Bergheim nicht möglich. Die Kölner hätten eine Klausel herangezogen, „die wir in unseren Verträgen bislang nicht verwendet haben“.

Zudem sei die Betreibergesellschaft des Medio eine städtische GmbH und keine inhabergeführte Gesellschaft wie die Sartory-Säle. Bei Vertragsbruch und Schadensersatz sei Steuergeld fällig. „Insofern bin ich der Auffassung, dass ich als Geschäftsführer mit fremdem Geld vorsichtiger umzugehen habe als mit eigenen Mitteln“, sagt Holzporz.

Veranstalter Prof. Michael Vogt will den Kongress nicht als rechtsgerichtet verstanden wissen, sondern verweist auf eine „breite inhaltliche Ausrichtung“. Unterschiedlichste Inhalte würden „jenseits des Mainstreams“ diskutiert, und die Mehrzahl der 23 Referenten würde sich in erster Linie als unabhängig und freidenkerisch sehen und sich einer „mehrheitlich eher linken politischen Richtung zuordnen lassen“. Elsässer sei zudem als Marxist bekannt, das „Etikett »Rechtspopulist«“ sei polemisch.

Inhalt und Programm seien bei Vertragsschluss nicht bekanntgewesen und daher auch nicht thematisiert worden, sagt Vogt. Allerdings sei es kein Problem, sich anhand Tausender Filme und Artikel oder über die Inhalte der Kongresse von 2014 und 2015 einen Eindruck von der Arbeit bei Quer-denken.TV zu machen.

Polizei plant Einsatz

Dem Vernehmen nach will das antifaschistische Aktionsbündnis „Köln gegen rechts“ zu einer Demonstration gegen den Kongress aufrufen. Eine Stellungnahme war gestern nicht zu erhalten. Die Polizei im Rhein-Erft-Kreis sichtet nach eigenen Angaben Informationen „und plant an dem Wochenende einen Einsatz“, wie Sprecher Andreas Biegner berichtet.

Die Einnahmen aus dem Kongress will Holzporz für eine Benefizveranstaltung verwenden, „die unserem kulturellen Auftrag im besten Sinne entspricht, nämlich für Integration, Toleranz und kulturelle Vielfalt“. Die Planungen seien bereits angelaufen.

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