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Kommunalwahl 2025Darum hat die CDU in Brühl nun die besten Karten auf der Hand

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Zu sehen sind Bürgermeisterkandidat Marc Prokop, Parteichef Andre Hess und der Fraktionsvorsitzende Holger Köllejan.

Freude herrschte bei der Wahlparty der Brühler CDU. Bürgermeisterkandidat Marc Prokop (M.), Parteichef Andre Hess (r.) und der Fraktionsvorsitzende Holger Köllejan feierten das gute Abschneiden.

Die Grünen verbuchen Achtungserfolg und senden Simone Holderried in die Stichwahl gegen Marc Prokop (CDU) um das Bürgermeisteramt.

Ausgelassen gefeiert wurde in Brühl am Wahlsonntag gleich in zwei Lokalitäten. Während die CDU im Brühler Hof ihrem Bürgermeisterkandidaten Marc Prokop für satte 47 Prozent auf die Schulter klopfte und zudem die Steigerung um vier auf 36,5 Prozent bei der Ratswahl bejubelte, waren auch die Grünen im Restaurant Schahi bester Stimmung.

„Bei uns herrschte Riesenfreude. Wir haben mit 21,4 Prozent gegen den Landestrend unsere elf Sitze verteidigt“, erklärte Grünen-Fraktionschefin und -Bürgermeisterkandidatin Simone Holderried. Die 56-Jährige hatte es zudem mit 22,5 Prozent in die Stichwahl um den Posten an der Verwaltungsspitze geschafft. „Das war ein Krimi, dessen Ausgang mich sehr froh stimmt“, sagte sie über das knappe Rennen gegen die Nummer drei, Bernhard Schumacher von der SPD (20,7 Prozent).

Der Abstand ist zwar enorm, aber alles ist möglich
Simone Holderried, Bürgermeisterkandidatin der Brühler Grünen

Nun gelte es, erneut zu mobilisieren. „Der Abstand ist zwar enorm, aber alles ist möglich“, so Holderried, die auf eine Wahlempfehlung anderer Parteien hofft. „Das wäre total wichtig.“ Von der erstarkten Linkspartei kommt grünes Licht: „Simone Holderried steht – wie wir – für den Erhalt der Ville und eine nachhaltige Stadtentwicklung. Das ist für uns ausschlaggebend“, so Şirin Seitz in Anspielung an das Ringen um die Phantasialand-Erweiterung auf Kosten eines Naturschutzgebietes. Seitz ist eine von drei künftigen Ratsvertretern der Linken.

Bei der SPD um ihren Ortsvereinsvorsitzenden Karim Hayit müssen zunächst Wunden geleckt werden. „Ob es eine Empfehlung gibt, entscheidet sich nicht vor Mittwoch“, betont der Chef des bisherigen Grünen-Bündnispartners im Rat. Das eigene Abschneiden habe wehgetan. „Wir haben im Wahlkampf so viele Aktionen auf die Beine gestellt, es ist traurig, dass die Ergebnisse dazu nicht passen. Ich kenne die Gründe noch nicht“, sagt Hayit über den Absturz um neun auf 20,1 Prozent.

Für Rot-Grün wird es nun nicht mehr reichen – bei Ausklammerung der nun fünf Sitze zählenden AfD wird ohne die CDU mit ihren 19 Ratsleuten nichts mehr gehen. Klare Worte fand Hayits Parteifreund und Noch-Bürgermeister Dieter Freytag: „Das Ergebnis ist eine Klatsche. Da müssen wir nicht drumherum reden“, erklärte er. Immerhin freue ihn die von 58,6 auf 62,17 Prozent gestiegene Wahlbeteiligung.

Die SPD wird künftig unter neuer Führung im Rat sitzen. Der bisherige Fraktionschef Marcus Venghaus verpasste den Einzug. Hayit, der selbst diesbezüglich keine Ambitionen hegt, sieht in den bisherigen Vizechefs Leon Berg und Simone Weesbach potenzielle Kandidaten. Weiterhin als Ratsherr dabei sein wird der gescheiterte Bürgermeisterkandidat Schumacher. Er betonte, aus dem Wahlkampf viele wichtige Begegnungen und Impulse mitgenommen zu haben. Aus seiner Enttäuschung machte er aber keinen Hehl.

Zu sehen ist Michael Loosen.

Michael Loosen, FDP-Bürgermeisterkandidat in Brühl, verpasste die Stichwahl deutlich.

Auch bei der FDP um ihren Kandidaten Michael Loosen gab es lange Gesichter. „Wir konnten uns dem schwachen Bundestrend nicht entziehen und sind froh, weiterhin zu zweit im Rat zu sitzen“, Fraktionschef Jochem Pitz, der als Urgestein der Brühler Liberalen gilt. Er ist in dieser Hinsicht ein Gegenentwurf zu Finn Mangrich. Der 20-jährige Spitzenkandidat der Partei Volt zieht als Newcomer in den Stadtrat ein. Am Montagmorgen hätten ihn viele Glückwünsche erreicht, sagte er.

„Ich selbst habe es noch gar nicht richtig realisiert, dass es geklappt hat“, so Mangrich. Ob Volt eine Empfehlung ausspricht, sei noch offen, „aber die größere inhaltliche Schnittmenge haben wir wohl mit den Grünen.“

Zu sehen ist Simone Holderried.

Grünen-Bürgermeisterkandidatin Simone Holderried tritt in der Stichwahl gegen CDU-Vertreter Marc Prokop an.

CDU-Mann Prokop dürfte das angesichts der Pole-Position verschmerzen können. „Dass ich sozusagen aus dem Stand heraus so ein gutes Ergebnis holen würde, hatte ich nicht erwartet. Aber wir müssen jetzt nochmals 14 Tage richtig Gas geben, um die Leute wieder an die Wahlurne zu locken“, sagte er nach einer kurzen Nacht.

Nun gehe es weniger um politische Botschaften, sondern darum, Menschen von den eigenen Qualitäten zu überzeugen. Er versuche, mit seiner Wirtschaftskompetenz zu punkten, erklärte der 56-jährige Professor der Wirtschaftswissenschaften. Im Umgang mit der gleichaltrigen Holderried wolle er respektvoll bleiben. So auch die Kontrahentin. „Es geht darum, von der Kompetenz zur Führung der Stadt in einer anspruchsvollen Zeit zu überzeugen“, sagte die Supervisorin.