Elsdorfs Bürgermeister Andreas Heller strebt eine dritte Amtszeit an. Im Interview berichtet er über die Lage der Stadt.
InterviewAndreas Heller (CDU): „Nicht vergessen, wo wir herkommen“

Andreas Heller strebt bei der Kommunalwahl für das Elsdorfer Bürgermeisteramt eine dritte Amtszeit an.
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Andreas Heller (CDU) ist seit 2015 Bürgermeister von Elsdorf. Bei der Kommunalwahl am Sonntag, 14. September, strebt der 48-jährige Diplomfinanzwirt eine dritte Amtszeit an. Im Interview mit Dietmar Fratz erläutert der verheiratete Vater dreier Kinder die Lage der Stadt, die Perspektiven für den Strukturwandel rund um den Tagebau Hambach und für die Stadtpolitik.
Herr Heller, wie ist es um die Stadtfinanzen bestellt und welche Perspektiven zeichnen sich für den Etat ab?
Man darf nicht vergessen, wo wir herkommen. Die Zuckerfabrik hat sich weitgehend zurückgezogen, der Kohleausstieg steht an, die Sozialausgaben steigen ständig. Wir sind auf niedrigem Niveau stabil und gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahren wesentlich besser werden wird aufgrund neuer Gewerbeflächen – wenn Bund und Land sich nicht weitere neue Aufgaben ausdenken, die wir bezahlen müssen.
Wie können die Abläufe beim Elsdorfer Großthema Strukturwandel optimiert werden?
Wir sind da gut aufgestellt und haben rechtzeitig die Weichen gestellt, Personal eingestellt und bemühen uns erfolgreich, alle Förderaufrufe zu nutzen. Wir haben uns eine gute Perspektive erarbeitet. Was aber definitiv zu langsam ist, ist der Förderprozess. Als Sprecher der Tagebau-Anrainerkommunen werde ich nicht müde, das zu betonen. Wie es nach 2038 aussieht, ist für die Region noch völlig offen. Da gibt es einen Webfehler, weil viele Flächen nicht ab 2030, sondern erst ab etwa 2038 nutzbar sein werden.
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Vermutlich wird die AfD im künftigen Stadtrat vertreten sein. Wie werden Sie mit der AfD umgehen?
Das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Dann gilt auch für die AfD, was für alle anderen gilt. Es geht um das Wohl der Stadt und um eine positive Stadtentwicklung. Wer sich daran orientiert, kann gerne mit mir zusammenarbeiten. Ganz generell ärgert mich dabei nur folgendes: Die große Politik löst ja die Probleme mit der AfD nicht, und auf kommunaler Ebene werden uns dann jetzt die moralischen Fragen nach der Zusammenarbeit gestellt.
Was bedeutet der Rückzug von gleich zwei Fraktionen – Stimme für Elsdorf und FDP – aus der Ratsarbeit für die Politik der Stadt und für Sie?
Da ist schade. Ich habe mit den Kollegen immer gerne zusammengearbeitet. Die Stimme für Elsdorf war zwar kritisch, aber konstruktiv. Da geht auch Fachwissen verloren. Ich hoffe, dass die Lücken geschlossen werden können.
Die SPD unterstützt Ihre Kandidatur. Dadurch gibt es in der Mitte nur noch wenig Opposition. Wie sehen Sie die Zukunft der Zusammenarbeit?
Opposition ist ja kein Selbstzweck. Wenn alles gut läuft, muss man dann aus Prinzip dagegen sein? In Elsdorf sind wir da klüger. Wir haben gemeinsame Ziele entwickelt, und offenbar traut man mir zu, diese Ziele am besten umsetzen zu können. Insofern sind wir da anderen Städten einen Schritt woraus: Es geht um die Sache, nicht um Parteipolitik. Das tut der Stadt sehr gut.
Mit der Ansiedlung der Firma GEA konnte ein großer Fisch an Land gezogen werden. Gibt es weitere Pläne für die zu erwartenden neuen Gewerbeflächen?
Auf jeden Fall. Wir haben vor, in den nächsten zehn Jahren 200 Hektar neue Gewerbeflächen autobahnnah zu entwickeln, auch mit Landesunterstützung. Daher können wir in aller Bescheidenheit sagen, dass wir eine der besten Entwicklungsperspektiven in NRW haben. Aber es muss auch umgesetzt werden.
Mit neuem Gewerbe wird neuer Wohnraum erforderlich – auch für kleinere Geldbeutel. Was planen Sie dazu in Elsdorf?
Wir entwickeln und vermarkten als Stadt eigenständig Wohngebiete und bieten damit auch kleineren Orten Entwicklungsmöglichkeiten. Allein schon dadurch dämpfen wir die Marktpreise. Aber generell kann es nicht Aufgabe der Stadt als schwächstes Glied in der Kette sein, für bezahlbaren Wohnraum zu sorgen. Hier sind Bund und Land gefordert, das Bauen in Deutschland schneller, einfacher und vor allem billiger zu machen.
Wie schätzen Sie die Chancen für eine S-Bahn-Anbindung ein, und welche Chancen birgt sie für die Stadt?
Weil wir die Chancen nicht selbst einschätzen können, haben wir mit Fördergeld Gutachten beauftragt. Die sind sehr vielversprechend. Die Wiederherstellung eines Bahnanschlusses ist ein lang gehegter Traum der Stadt, aber mit Sicherheit auch das Projekt, das am längsten dauern wird. Bahnbau ist in Deutschland bekanntlich wie Schneckenrennen.
Im Rathaus gab es in der Vergangenheit große Fluktuation. Woran liegt das, und wie wollen Sie gute Mitarbeitende künftig im Rathaus halten und neue gewinnen?
Wir sind ein attraktiver Arbeitgeber. Im Vergleich zu anderen Städten haben wir keine offenen Stellen und wenn, sind sie schnell wieder besetzt – trotz Fachkräftemangels. Wir sind ein Arbeitgeber mit Anspruch. Es passt also nicht jeder zu uns. Wir sind eine kleine, aber effiziente Verwaltung, unser Tempo kann manchmal nicht jeder mitgehen. Wir bieten ein gutes Gesamtpaket, verlangen aber im Gegenzug echten Teamgeist.
Was ist in Ihrer zurückliegenden Amtszeit besonders gut gelungen, und wo sind Nachbesserungen erforderlich und Pläne noch umzusetzen?
Die Bewertung, was gut gelaufen ist, überlasse ich anderen. Ich habe viel angestoßen und noch viel vor. Ich bin sehr stolz auf meine fleißigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn die sind es, die täglich die Projekte umsetzen, die Alltagsaufgaben und die kleinen Sorgen der Menschen in unserer Stadt lösen. Das ist nicht der Bürgermeister. Ich setze nur den Rahmen.