Gewalt am Hambacher ForstWaldgelände „nicht mehr sicher“ – jeder wird festgenommen

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Nach dem Angriff auf einen RWE-Pickup war die Polizei auch mit einem Panzerfahrzeug im Einsatz.

Kerpen-Buir – Vier Verletzte forderte eine Attacke von Tagebaugegnern  am Mittwochvormittag im Hambachwald. Vermutlich nach Steinwürfen geriet ein RWE-Fahrzeug außer Kontrolle und überschlug sich. Die vier Insassen erlitten Verletzungen.  Mit großem Polizeiaufgebot wurde der Wald, dessen Rodung am Montag begonnen wurde, nach den Tätern abgesucht. Mindestens sechs Verdächtige wurden festgenommen.

Um 9.49 Uhr waren die RWE-Mitarbeiter mit einem Pickup auf der Landesstraße 276 unterwegs, die von Kerpen-Buir zur ehemaligen Autobahnanschlussstelle Buir führt.  Nach einer Attacke, vermutlich durch Steinwürfe, geriet das Fahrzeug außer Kontrolle,  überschlug sich und blieb auf dem Dach liegen. Polizeikräfte durchsuchten das Waldgelände und konnten zunächst drei Menschen festnehmen. Um 11.30 Uhr rückten weitere Hundertschaften  an. Der Wald, der   zur weiteren Ausbreitung des Tagebaus zurzeit gerodet wird, wurde umstellt, weitere Barrikaden abgeräumt und das Gelände mit Unterstützung eines Hubschraubers der Bundespolizei nochmals abgesucht.

Der Wald grenzt südlich an die ehemalige Trasse der Autobahn  4 , die für die Tagebaugegner als  „rote Linie“ gilt. Sie fordern, dass der Wald erhalten bleibt und der Tagebau entsprechend verkleinert wird.  Der Aachener Polizeipräsident Dirk Weinspach suchte  am Vormittag das Gespräch mit den Tagebauaktivisten, die sich seit Jahren in einem benachbarten Wiesencamp aufhalten und den bürgerlichen Tagebaugegnern.

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Zur Sicherheit wird Unterholz gerodet

„Ich habe dem Protestspektrum gegenüber deutlich gemacht,  was die Konsequenzen sein können“, sagt Weinspach. Die L 276 sei  „nicht mehr sicher“, das sei „nicht hinnehmbar“.  Daher werde zurzeit jeder festgenommen, der sich im Wald aufhalte, da er als potenzieller Tatbeteiligter gelte.

Zur Sicherheit von Polizeikräften und Tagebaubeschäftigten werde in einem Sicherheitsstreifen neben der Straße das Unterholz gerodet, damit die Polizei freie Sicht und die Steinewerfer keine Möglichkeit  hätten, sich zu verstecken.  „Ich habe den Gegnern zu verstehen gegeben, dass wir aus Sicherheitsgründen  mehr Wald als zurzeit vorgesehen roden werden, wenn wir keine Zusicherung bekommen, dass keine weiteren Angriffe aus dem Wald kommen“, sagte Weinspach.  Es gebe zurzeit jedoch keine „belastbaren Anhaltspunkte, dass  Bewohner des Camps in einen Zusammenhang mit dem vermutlichen Steinwurf gebracht werden könnten.

Antje Grothus von der  Initiative Buirer für Buir verurteilt jegliche Gewalt.  „Ohne Not Steine zu werfen, lehnen wir ab, das ist kontraproduktiv“, betont sie. Dennoch solle man die Tat nicht ohne Ermittlungen den Bewohnern des Wiesencamps „in die Schuhe schieben“. Von einer  „neuen Stufe der Gewalt“ spricht RWE-Pressesprecher Guido Steffen.  „Wenn wir über eine rote Linie reden, dann reden wir über die Grenze zwischen friedlichem Protest  und Gewalt“, sagt Steffen. Der Bereich südlich der alten  Autobahn 4 sei „keine Verhandlungsmasse“. 

Weitere Zwischenfälle

Bereits in den vergangenen Tagen gab es Zwischenfälle   im Umfeld des südlichen Tagebaurands.  Seit dem 15. November, als Barrikaden in Brand gesetzt wurden,  fliegen an der L 276 regelmäßig Steine auf Fahrzeuge.   Am vergangenen Freitag  wurde an vier  Stellen Feuer gelegt. Bei Kerpen-Manheim    brannte eine RWE-Trafostation und das Führerhaus eines Baggers, bei Titz-Höllen waren zwei Trafostationen betroffen. 

Am Dienstag wurde ein Polizist   von einem Stein an der Schläfe getroffen und, nachdem er gestolpert war, mit Stockschlägen attackiert. Nach Angaben von Weinspach konnte er zwar  nach der Behandlung  aus dem Krankenhaus entlassen werden, ist aber für zwei Wochen krankgeschrieben.  Am frühen Abend wurde das Auto eines Polizeihundeführers mit Steinen beworfen.

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