Frank Rocks Bewerbung verlief nicht reibungslos. Am Ende stand ein akzeptables Ergebnis für ihn. Mehr nicht.

Gemeinsamer WahlkampfDer Landrat und die Grünen in Rhein-Erft ticken unterschiedlich

Frank Rock warb bei den Grünen für Unterstützung.
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Seit 1999 bilden CDU und Grüne mit der FDP im Kreistag eine Mehrheit. Und alle drei Parteien werden nicht müde zu betonen, wie gut die Zusammenarbeit laufe und dass sie diese auch nach der Wahl im September fortsetzen wollen.
Dass es eigenständige Parteien mit unterschiedlichen Gepflogenheiten und Umgangsformen sind, bekam Frank Rock zu spüren, als er bei den Grünen um Rückendeckung für seine Wahl warb: Während der CDU-Parteitag jüngst mit dem gemeinsamen Singen der Nationalhymne begann, stimmten die Grünen am Mittwochabend ein Geburtstagsständchen für zwei ihrer Mitglieder an.
Landrat flüchtete sich bisweilen in Allgemeinplätze
Mehrere Male gelang es Rock gerade eben, Fettnäpfchen wegzulächeln: bei seinem „Visionen“-Zitat und auch als er Annika Effertz „Wortklauberei“ vorwarf, weil sie seine Aussage kritisierte, dass für die Vernetzung der verbliebenen Waldstücke im Hambacher Forst „Grünstreifen“ reichten.
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Nicht immer schien der Landrat gut vorbereitet (worden) zu sein, oftmals flüchtete er sich in allgemeine Aussagen, offenbarte Wissenslücken. Sein Publikum waren aber nicht wie sonst automatisch Applaus spendende CDU-Freunde, sondern für kritische Haltung und energisches Nachbohren hinlänglich bekannte Grüne. Diesen Umstand hatte der 54-Jährige möglicherweise unterschätzt und war von einem Selbstläufer ausgegangen.
Und so sind die 69 Prozent, die er von den Grünen als Unterstützung mit auf den Weg bekam, ein akzeptables, aber kein überragendes Ergebnis. Die 52 Ja-Stimmen repräsentieren zudem nicht annähernd die knapp 1000 Mitglieder im Rhein-Erft-Kreis – von denen nur 75 zur Versammlung nach Kerpen gekommen waren.
Warum der mäßige Zuspruch? Es gibt etliche Grüne, die es gerne gesehen hätten, wenn ihre Partei einen eigenen Kandidaten oder eine eigene Kandidatin aufgestellt hätte. Ihr Argument: In einer Zeit, da die Grünen nach der gescheiterten Ampel-Koalition im Bund landauf, landab wieder mehr Rückhalt zu gewinnen versuchen, wäre es ratsam gewesen, ein Gesicht zu präsentieren, das für grüne Themen steht. Der „grüne Schwarze“, wie Rock sich bezeichnete, ist es mitnichten.
Intern und extern war auf die Grünen ein Shitstorm eingeprasselt
Zumal er, auch so sehen es einige, Parteifreund von Friedrich Merz ist, der erst vor wenigen Monaten kundtat, was er von den Grünen hält: als „Spinner“ kanzelte er sie ab. Der Wahrheit halber muss erwähnt werden, dass er die Linken einschloss. Warum also für jemanden Wahlkampf machen, dessen Parteichef keine besonders hohe Meinung von grüner Politik hat?
Wobei zu hinterfragen ist, wofür die Grünen stehen: Da hat die Partei alle Hände voll zu tun, um den von der Kreistagsfraktion mitgetragenen Beschluss gegen ein nächtliches Fahrverbot von Mährobotern zum Schutz von Igeln zu korrigieren. Intern und extern war auf die Grünen ein Shitstorm eingeprasselt.

Friedrich Merz (CDU)kanzelte die Grünen vor der Bundestagswahl als „Spinner“ ab.
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Und auch die oft viel beschworene Transparenz und Offenheit werfen die Grünen über Bord. Von der Aussprache über eine mögliche Unterstützung Rocks wurden die Medien – die Öffentlichkeit – ausgeschlossen. Diese bedenkliche Entwicklung zeigt sich gleichwohl auch woanders. CDU und SPD in Rhein-Erft haben es in den vergangenen Monaten in einigen Städten vorgemacht.
Politik hinter verschlossenen Türen – das war bisher das Markenzeichen der AfD. Nun hat sie diese Domäne nicht mehr nur für sich.