Bauarbeiten laufenAus der Siegburger Disco „Klangfabrik“ wird ein Veranstaltungssaal

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An ein antikes römisches Bad erinnert heute der Hauptraum.

Siegburg – Über Jahrzehnte waren hier Diskotheken unter verschiedenen Namen ansässig. Inzwischen erinnert im Turm auf dem Phrix-Gelände kaum noch etwas daran, dass die Immobilie mehr als 40 Jahre eine Hochburg für die Tanzwütigen aus Siegburg und Umgebung war.

Nach dem Tod eines jungen Gastes in der „Klangfabrik“ im Sommer hatte der Geschäftsführer die Diskothek geschlossen, einen Nachfolge-Tanzbetrieb wird es nicht geben. „Eine hochwertige Veranstaltungsfläche“ hatte im August der Eigentümer Hannspaul Egge angekündigt. Derzeit, sagt Egge im Gespräch mit dieser Redaktion, gebe es allerdings noch kein ausgefeiltes Nutzungskonzept für die rund 1000 Quadratmeter große Fläche im Erdgeschoss des markanten Turms.

Turm auf dem Phrix-Gelände in Siegburg: Eigentümer können sich Theater, Lesungen und Konzerte vorstellen

Theater, Lesungen oder Konzerte könnten sich Egge und Ehefrau Bettina vorstellen; mit einem möglichen Betreiber aus Veranstaltungsbranche laufen Gespräche. „Wir werden Einfluss nehmen, dass wir kein störendes Gewerbe mehr haben.“ Auch einen Hochzeitssaal für mehrere Hundert Gäste schließt er aus. Kleinere Säle für Veranstaltungen aber gebe es schließlich kaum noch.

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Bettina und Hannspaul Egge.

Seit Wochen wird das Gebäude entkernt, aktuell mutet die ehemalige Disco an wie ein antikes römisches Bad. „Wir müssen bis auf den Grund vorstoßen“, sagt der Eigentümer. „Erst dann wird sich zeigen, welche Chancen die Räume bieten.“ Immerhin sei man mit den Arbeiten „schon fast am Rohbau“. Bis zu sechs Schichten Bodenbeläge haben die Arbeiter dafür entfernt. „Ganz unten war noch Teppichboden.“

Neuer Eingang bringt Tageslicht

Verschwinden werden die eingebauten Treppen und Podeste, den Boden will der Eigentümer anheben, um einen großen Saal zu schaffen. Auch einen ebenerdigen Ausgang in den Hof soll es geben. Zugleich werde die linke Seite geöffnet, der Eingang auf diese Seite verlegt. An der heutigen Rückwand wird die Bühne entstehen. Durch den neuen Eingang wird erstmals auch Tageslicht in den Saal kommen.

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Hoch oben zeigt der Komplex seinen Namen. 

Für Hannspaul Egge, der das Turmcenter seit 1996 besitzt und dort nach eigenen Angaben um die 50 Mieter hat, ist der Umbau der ehemaligen „Klangfabrik“ nur ein kleineres Projekt, wie er berichtet.

Die Geschichte

Von der Fabrik zur Diskothek

Das Phrix-Gelände mit seinem 55 Meter hohen Turm steht für ein finsteres Kapitel der Siegburger Industriegeschichte. In den 1920 Jahren wurde dort eine Zellulosefabrik gebaut; in der NS -Zeit mussten Zwangsarbeiter aus Polen, der Ukraine und Russland unter extrem gesundheitsschädlichen Bedingungen schuften. 

Die erste Disco 1983

In den 60er Jahren wurde der Betrieb eingestellt. Die erste Disco eröffnete im Jahr 1983, auf Pastiche und Steffi folgte 2012 die Klangfabrik. Die Anwohner monierten damals, sie seien über die Eröffnung nicht informiert worden. Der damalige Bürgermeister Franz Huhn hielt dem entgegen, in einem Gewerbegebiet lasse sich eine Disco planungsrechtlich nicht verhindern. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren Beschwerden. Zuletzt wurden vom Siegburger Ordnungsamt am 25. Juni 40 Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz festgestellt. 

Ämter aus dem Rathaus

2014 begann Eigentümer Hannspaul Egge mit der Sanierung der Osthallen, erster Mieter: das Sozialpsychiatrische Zentrum des ASB. Zeitweise war das Areal für ein neues Rathaus im Gespräch. Nun wird der Bau am Nogenter Platz saniert, einige Ämter sind vorübergehend auf dem Phrixgelände untergebracht. (ah)

„Wir machen gerade 5000 Quadratmeter Büro für einen großen Mieter fertig“, die BW Fuhrpark Service GmbH werde ihren Hauptsitz aus Troisdorf in die Kreisstadt verlegen.

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Modernsten Ansprüchen werden die neuen Büroflächen genügen.

Das Unternehmen, dessen Gesellschafter der Bund und die Deutsche Bahn seien, nannte Egge einen Gewinn für Siegburg: „Nicht klassisch gewinnmaximiert“, habe die BW Fuhrpark Service GmbH dennoch einen festen jährlichen Gewinn und sei damit ein sehr solider Gewerbesteuerzahler.

Backsteine und Eisen werden wiederverwendet

Zunächst aber investiert Diplom-Kaufmann Hannspaul Egge große Summen in den Umbau der oberen Etagen: „Unter Wahrung der alten Substanz“, wie er betont, werde modernisiert. Tausende alte Backsteine werden dafür recycelt und lagern dafür im Hof. Alte Eisenträger – „das ganze Gebäude ist eigentlich zusammengeschraubt“ – werden brandschutztechnisch modernisiert, bleiben aber vielfach sichtbar.

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Komplett neu ist der angebaute Treppenturm, der die zukünftigen Büroetagen erschließt. Das gleiche gilt für das erste und zweite Obergeschoss, wo das Restaurant „Birkenbäumchen“ und die zweite Diskothek „Hölle“ sowie ein Squash-Center ihren Platz hatten.

Schlussendlich wird der Komplex um eine sechste Etage aufgestockt. Noch ist offen, wer die Räume hoch über der Stadt einmal nutzen wird. Eines aber ist klar: Er wird eine fantastische Aussicht haben.

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