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Bayer 04 LeverkusenNachwehen der Ten Hag-Entscheidung zeigen sich

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Ernest Poku (l.) sorgte nach seiner Einwechslung für Belebung im Spiel von Bayer 04 Leverkusen.

Ernest Poku (l.) sorgte nach seiner Einwechslung für Belebung im Spiel von Bayer 04 Leverkusen.

Bayer Leverkusen muss den Umbruch mit einer neuen Mannschaft und einem neuen Trainer im laufenden Prozess bewältigen - ein schwieriger Prozess. 

Die Fehleinschätzung, Erik ten Hag im Sommer zum Nachfolger von Xabi Alonso zu küren, hat Bayer 04 Leverkusen vor zwei Wochen korrigiert und sich von dem Niederländer nach nur zwei Bundesliga-Spieltagen getrennt. Die Folgen der Entscheidung für Ten Hag sind aber längst noch nicht überstanden. Das enttäuschende 1:1 am Sonntag im Rheinderby gegen Borussia Mönchengladbach förderte jedenfalls zu Tage, dass der Doublesieger von 2024 auf seinem Weg des großen personellen Umbruchs wichtige Zeit verloren hat.

„Es fehlen ein paar gewisse Abläufe, es fehlen die Kombinationen. Diese Dinge kommen durch Spiele, durch Training, aber wir müssen diesen Rhythmus finden“, beschrieb Malik Tillman die Problematik. Bayers Torschütze zum zu diesem Zeitpunkt schmeichelhaften 1:0 (70.) führte in diesem Zusammenhang den Faktor Zeit an: „Wir wollen natürlich, dass es so schnell wie möglich geht, aber manchmal braucht so etwas einfach seine Zeit.“

Bayer 04: Herausforderungen unter Hjulmand

Der Deutsch-Amerikaner war einer von sieben Sommer-Neuzugängen, die der Ten Hag-Nachfolger Kaspar Hjulmand gegen die nach drei Spieltagen noch sieglosen Gladbacher aufbot. Vier weitere wechselte der Däne in der zweiten Hälfte noch ein. Ein Umstand, der offenbart, dass die wichtigste Aufgabe der Leverkusener darin liegt, zusammenzufinden und zusammenzuwachsen. Und die Zeit, die dafür in der Sommervorbereitung zur Verfügung stand, ist durch die Fehlentscheidung auf der Trainer-Position verpufft.

Hjulmand muss diese Herkules-Aufgabe im laufenden Betrieb bewältigen und ist dabei bislang an Grenzen gestoßen. „Wir haben viel Potenzial in unserer Mannschaft, großartige Spieler mit Qualität. Eine Qualität, die wir im Zusammenspiel zum Vorschein bringen müssen“, erklärte der 53-Jährige. Der erfahrene Coach hat zwar schon drei Pflichtspiele mit Bayer 04 absolviert, von einem geregelten Trainingsbetrieb konnte bislang durch die Englische Woche mit dem Champions League-Spiel in Kopenhagen aber nicht die Rede sein.

Hjulmand schaut vor dem nächsten Bundesliga-Spiel am Samstag beim FC St. Pauli auf seine erste komplette Trainingswoche mit zwei umfassenden Einheiten am Dienstag und Donnerstag: „Es ist ein Team, das wir entwickeln wollen, aber wir haben dafür keine Zeit. Wir müssen es also schnell machen und Resultate erzielen“, forderte der Trainer unter den Eindrücken von Sonntag.

So lief das Spiel der Leverkusener gegen Gladbach

Die Leverkusener kamen zwar gut in die Partie, ließen aber bald strukturelle Probleme erkennen. Es mangelte an Abstimmung und Bewegung gegen tief verteidigende Borussen, die nach dem Trainerwechsel von Gerardo Seoane auf Eugen Polanski zudem sehr leidenschaftlich zu Werke gingen. „Wir haben keine Lösungen gefunden, um Chancen zu kreieren. Patrik Schick war nicht ins Spiel involviert“, haderte Hjulmand mit der Tatsache, dass einer der gefährlichsten Stürmer der Fußball-Bundesliga bis auf eine Kopfballchance (9.) nahezu unsichtbar blieb.

Der Leverkusener Vortrag veränderte sich erst durch die Einwechslungen von Ernest Poku und Axel Tape (63.). Vor allem Poku brachte mit seinem Tempo viel Schwung auf die rechte Seite und bereitete auch Tillmans 1:0 vor. „Am Ende des Spiels waren wir zu passiv und dann kann immer alles passieren“, vermisste Kaspar Hjulmand in der Schlussphase, dass sein Team proaktiv auf das entscheidende zweite Tor ging.

Stattdessen kam Gladbach nach einer Ecke durch Haris Tabakovic zum 1:1 und feierte das Remis wie einen Sieg. Bayer 04 muss sich weiter auf die Suche nach einer Identität für die neue Mannschaft machen. „Es ist wichtig, ein System zu finden, in dem jeder Spieler seine Rolle kennt. Aktuell ist unser Fußball noch nicht so flüssig, wie er sein sollte“, sagte Kaspar Hjulmand.