Fragen und AntwortenWas Verbraucher zum Aus für den Verbrenner wissen müssen

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Auf Reserve: Wohl nur noch bis 2035 dürfen Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU verkauft werden.

Auf Reserve: Wohl nur noch bis 2035 dürfen Neuwagen mit Verbrennungsmotor in der EU verkauft werden.

Brüssel/Strassburg – Geht es nach dem Willen des EU-Parlaments, dürfen Hersteller aus Klimaschutzgründen ab 2035 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkaufen. Einem Verbot müssten noch die EU-Länder zustimmen, bevor es in Kraft treten kann. Viele Verbraucher sorgen sich bereits vor den Folgen der Entscheidung. Das würde passieren, wenn das Vorhaben wie beschlossen in Kraft tritt:

Kann ich nach 2035 ein Verbrennerauto fahren?

Ja. Verboten würde nur der Verkauf von Neuwagen. Konkret werden in dem Gesetzesvorhaben die sogenannten Flottengrenzwerte geregelt. Das sind Vorgaben für die Hersteller, wie viel CO2 ihre produzierten Autos und Transporter im Betrieb ausstoßen dürfen. Dieser Wert soll bis 2035 auf null gesenkt werden. Wird ein Auto mit Benzin oder Diesel betrieben, stößt es CO2 aus.

Was passiert mit meinem alten Verbrenner?

Der ist von dem Gesetz nicht betroffen. Verbrennerautos dürften auch nach 2035 weiter gefahren und Gebrauchtwagen weiterverkauft werden. Wie sich eine Entscheidung auf die Preise für gebrauchte Verbrenner auswirkt, hängt von vielen Faktoren ab. Das zeigt sich auch daran, dass die Preise für Gebrauchte in jüngerer Vergangenheit enorm gestiegen sind. Treiber waren und sind vor allem Corona, ein Mangel an Mikrochips und weiteren Teilen.

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Deutschland bald Vorreiter bei E-Autos?

Nach einer Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group wird Deutschland zu einem weltweiten Vorreiter bei der Elektromobilität. 2025 dürften fast 40 Prozent der verkauften Autos batteriebetrieben sein, 2030 sogar schon zwei Drittel. „Das ist im internationalen Vergleich mit der höchste Wert“, so die BCG. In der Rechnung sei ein Verbrennerverbot in der EU ab 2035 schon einkalkuliert. Stetig strengere Vorgaben und die hohen Investitionen der Autoindustrie beschleunigten die Elektrifizierung. „2028 werden reine Elektroautos der meist verkaufte Fahrzeugtyp weltweit sein“, hieß es. (dpa)

Kommt das Verbot auf jeden Fall in dieser Form?

Das ist unklar. Die EU-Staaten wollen sich Ende des Monats auf ihre Position einigen, bevor finale Verhandlungen mit dem Parlament aufgenommen werden. Theoretisch könnte das Verbot also noch gekippt werden. Beobachter, etwa der CDU-Europaabgeordnete Jens Gieseke, gehen aber davon aus: „Das Verbrennerverbot 2035 wird wohl nicht mehr zu verhindern sein.“

Kann die Bundesregierung den Beschluss blockieren?

Nicht im Alleingang. Der Beschluss der EU-Staaten muss nicht einstimmig getroffen werden. Selbst wenn Deutschland sich gegen ein Verbrenner-Aus ab 2035 stellt, würde nicht automatisch eine Mehrheit gegen diese Entscheidung zusammenkommen. Eine Mehrheit gegen ein Verbrenner-Aus gilt derzeit als unrealistisch.

Kommt ein Fahrverbot für Verbrenner?

Davon ist nicht auszugehen. Pläne, um Autos mit Verbrennungsmotor komplett von Straßen zu verbannen, sind nicht bekannt. Realistischer ist es, dass durch ein Verkaufsverbot Verbrenner automatisch immer seltener werden.

Wie sieht es mit der Ladeinfrastruktur aus?

Der Bundesnetzagentur wurden zum 1. Mai gut 60000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland gemeldet. Anfang 2021 gab es knapp 41600. Der Verband der Automobilindustrie schätzt, dass 2030 im öffentlichen Bereich ein Bedarf von rund einer Million Ladepunkte besteht. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) ist dennoch optimistisch: „Der Ladesäulenausbau kommt gut voran“, sagt die BDEW-Vorsitzende Kerstin Andreae. Sie betont, Ladesäulen würden immer leistungsfähiger, und verweist auf prozentual gutes Wachstum beim Ausbau.

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Sind synthetische Kraftstoffe keine Option?

Prinzipiell schon. Mit diesen alternativen Kraftstoffen können auch Autos und Transporter klimaneutral betrieben werden. Wenn sie richtig – also mit grünem Strom – hergestellt werden, entstehen durch diese Energieträger unterm Strich keine zusätzlichen Treibhausgase. Kritiker merken jedoch an, dass es schon zu wenig dieser „grünen“ Kraftstoffe für Luft- und Schifffahrt gibt, die weniger leicht als Autos oder Transporter elektrisch betrieben werden können. Außerdem braucht es auf den Kilometer gerechnet mehr Strom, um die sogenannten E-Fuels herzustellen, als Autos direkt elektrisch zu betreiben.

Wann wollen die Autokonzerne aussteigen?

Eine konkrete Ausstiegsstrategie haben etwa der US-Branchenriese General Motors sowie Volvo, Jaguar oder in Europa auch Ford. Die VW-Gruppe hat bislang kein fixes Datum für einen generellen Ausstieg festgelegt – einige Marken der Gruppe haben jedoch angekündigt, sich schrittweise und örtlich abgestuft aus der Benziner- und Dieseltechnologie zu verabschieden. Mercedes-Benz forderte im vergangenen November auf der Weltklimakonferenz in Glasgow einen Verkaufsstopp für Verbrenner in den führenden Märkten ab 2035. (dpa)

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