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Interview mit Ferdinand Dudenhöffer„Es gibt bei Ford viele Parallelen zu Opel“

Lesezeit 3 Minuten
Der Autobauer Ford will an seinem Kölner Standort nach Angaben des Betriebsrats im großen Stil Jobs abbauen. Sollte das Management sein bisheriges Vorhaben durchsetzen, könnten bis zu 3200 Stellen wegfallen.

Ford-Werk in Köln: Der Autobauer will nach Angaben des Betriebsrats im großen Stil Jobs abbauen.

Massiver Stellenabbau am Ford-Standort Köln, Schließung des Werks Saarlouis in 2025: Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer beantwortet Fragen zur aktuellen Lage bei Ford in Deutschland und Europa.

Wie bewerten Sie die aktuellen Entwicklungen bei Ford, insbesondere am Standort Köln?

Der massive Stellenabbau in der Produktionsentwicklung und in der Verwaltung am Standort in Köln sind selbstverständlich keine guten Nachrichten für die Zukunft Fords in Deutschland. Der Pkw-Bereich bei Ford kriselt allerdings seit Jahren. Im Grunde ist das, was nun angekündigt wurde, also nicht überraschend. Geld verdient der Konzern in Europa mit den Nutzfahrzeugen wie dem Transit. Die werden allerdings nicht in Köln, sondern hauptsächlich in der Türkei hergestellt.

Woran krankt es bei der Unternehmensstrategie von Ford für den Pkw-Bereich in Europa?

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Da muss man sich die Historie in den letzten 30, 40 Jahren ansehen. Die Modelle von Ford waren eigentlich nie etwas Besonderes. Es ging immer über den Preis. Als dann die Billig-Konkurrenten aus Asien auf den europäischen Markt kamen, waren die Antworten des Autokonzerns zumeist Einsparungen. Also seit mehr als 30 Jahren schrumpft Ford. Aber dadurch werden auch die Probleme in der Entwicklung größer: Bei den Stückzahlen sind die Volumina zu niedrig, um kostengünstig und damit wettbewerbsfähig Pkw für Europa zu bauen.

Wie haben sich diese Probleme in der letzten Zeit an den deutschen Standorten bemerkbar gemacht?

Zum einen ist deutlich zu sehen, dass Ford an den Standorten in Deutschland immer mehr einspart. Ford in Saarlouis schließt 2025. In Köln wurden sukzessive Stellen abgebaut. Dass für die Herstellung von E-Auto-Modellen VW-Technologie verwendet wird, offenbart, dass Ford in diesem Zukunftsbereich in Europa den Anschluss an die Konkurrenten verloren hat und nicht genügend in diese Technologien investiert.

Und die Ankündigung, dass Ford bei den E-Autos in Zukunft auf Technologien aus den USA setzt?

Heißt nichts anderes, als dass der Konzern Know-how und Entwicklungsstandorte konzentriert. In den USA gibt es das Problem mangelnder Volumina in der Herstellung nicht wie in Europa. Dadurch können Entwicklungskosten wie für E-Auto-Technologien aufgefangen werden. Aus Konzernsicht macht das Sinn. Bedeutet natürlich bei den Modellen auch für den europäischen Markt Veränderungen. Kleinwagen wird es von Ford dann in Zukunft eher nicht mehr geben, weil es die in den USA so nicht gibt.

Was bedeutet das nun für den Standort Köln?

Nicht viel Gutes. Es bleibt dann nur noch wenig übrig. In Köln werden die Fahrzeuge dann nur noch zusammengebaut. Vielleicht bleiben noch kleinere technologische Entwicklungen, aber das war es dann auch.

Wie passt das mit der Konzern-Ankündigung im letzten Jahr zusammen, Köln zum Elektro-Auto-Zentrum Europas zu machen?

Das stelle ich mal in Frage. Die wichtigen Entscheidungen werden in den USA getroffen. Und hier deutet Vieles darauf hin, dass die Pkw-Produktion in Europa noch schwierigeren Zeiten wie bisher schon entgegengeht.

Was könnten die Lösungen für den Standort Köln sein?

Es gibt in der Entwicklung der Pkw-Standorte in Europa bei Ford viele Parallelen zu Opel. Das würde am Ende bedeuten, dass man bei Ford zu ähnlichen Lösungen kommt. Sprich, entweder ein Verkauf der Standorte oder strategische Kooperationen mit Mitbewerbern aus Asien oder Europa. Andernfalls würden sehr wahrscheinlich Produktionsstandorte wie Köln weitere Einbußen bei den Stückzahlen und damit auch einen weiteren Abbau von Arbeitsplätzen hinnehmen müssen.


Ferdinand Dudenhöffer (72) ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Hochschullehrer. Von 1996 bis 2008 war er Professor an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Von 2008 bis 2020 war er Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Automobilwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen. Im März 2020 wechselte er für kurze Zeit an die Universität St. Gallen in der Schweiz. Seit Mai 2020 ist er Direktor des privatwirtschaftlichen CAR-Center Automotive Research in Duisburg.

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