„Respektables Ergebnis“Kölner Messe macht 81,4 Millionen Verlust wegen Corona

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Die Messe in Köln 

Die Messe in Köln 

Köln – „Messen sind wieder normal möglich“, freut sich Messe-Chef Gerald Böse bei der Vorlage der Bilanz für das abgelaufene Jahr. Die Kunden wollten zurück in die Messehallen, wie etwa die Anuga FoodTec im April mit über 1000 Ausstellern und 25 000 Fachbesucher gezeigt hätten.

Das seien immerhin fast zwei Drittel der Aussteller und die Hälfte der Besucherzahlen bei weiter bestehenden Reisebeschränkungen in Asien. Böse, der seinen Vertrag um weitere fünf Jahre bis 2028 verlängert hat, verwies auch auf die Süßwarenmesse ISM, womit die Kölner Messe bei den ersten gewesen sei, die wieder die Tore geöffnet habe. „Der Messeplatz Deutschland kommt jetzt mit großer Kraft zurück“, so Böse.

Veranstaltungen

Zu insgesamt 35 Messen kamen 10.500 Aussteller und 470.000 Besucher. Acht eigene Messen fanden in Köln statt, darunter die Anuga als größte Messe des Jahres 2021 weltweit, die laut Messe-Geschäftsführer Oliver Frese 70.000 Besucher aus 170 Ländern anlockte. Auch gab es fünf digitale Veranstaltungen wie etwa Gamescom, zehn Auslandsmessen und 12 Gastveranstaltungen und Events.

Geschäftszahlen

2021 erzielte die Messe einen Umsatz von 134,2 Millionen Euro (siehe Grafik). Dabei erlitt sie einen Verlust von 81,4 Millionen. Der Verlust sei höher ausgefallen als geplant, so die Aufsichtsratschefin und Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker. Und zwar um 15,5 Millionen. Die Corona-Pandemie ließ die Planungen zu Makulatur werden.

Das Messejahr 2021

Das Messejahr 2021

Finanzgeschäftsführer Herbert Marner (66), der am Dienstag in den Ruhestand tritt, zeigte sich dennoch nicht unzufrieden. Der Verlust habe begrenzt werden können durch den erfolgreichen Neustart der Messen ab Herbst, die Durchführung des Impfzentrums und durch Kurzarbeit von Mitarbeitenden bis September. Gespart wurde auch bei Sach- oder Reisekosten - insgesamt 90 Millionen Euro, so Marner.

Finanzlage

Das Eigenkapital der Messe ist für Marner mit 180 Millionen weiterhin ausreichend. Vor Pandemiebeginn habe es bei hohen 250 Millionen gelegen. Außerdem erfolgte eine Eigenkapitalerhöhung von 120 Millionen im abgelaufenen Jahr. In den nächsten Jahren sei vielleicht aber ein weiterer Finanzierungsbedarf erforderlich durch Eigen- oder Fremdkapital. Auch müsse weiter gespart werden, das Personal werde aber weiter an Bord bleiben. Die Mitarbeitenden seien von zentraler Bedeutung bei einem Dienstleistungsgeschäft wie dem der Messe.

Investitionen

Die Messe hält am 600-Millionen-Investitionsprogramm fest. Das Kongresszentrum Confex werde wie geplant 2024 eingeweiht, so Marner. Es komme gut bei den Eventplanern an. Kostensteigerungen beim Bau lägen bislang im eingeplanten Puffer. Einige Investitionen werden aber zeitlich gestreckt. Und eine neue Zentrale werde die Messe aber auf absehbare Zeit nicht bauen, sondern zunächst weiter im gemieteten Hochhaus an der Messe bleiben.

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Der Mietvertrag läuft noch bis 2025. Die Messe hat laut Marner schon mitgeteilt, dass sie eine Option ziehen werde, mit der der Mietvertrag u fünf Jahre verlängert wird. Der Besitzer der Immobilie werde auch investieren. Insbesondere da Netz zur Sicherung der Fassade soll verschwinden.

Zukunftsthemen

Die Messe arbeitet weiter an der Hybridisierung der Veranstaltungen und digitalen Produkten, die Aussteller und Besucher zusammenbringen und sich vermarkten lassen. Messe sei mehr als das Vermieten von Flächen, so Frese. Die kommende Gartenlifestyle-Messe Spoga + gafa soll etwa zu einer Ganzjahresplattform mit Events im Netz erweitert werden.

Ausblick

Prognosen zu den Geschäftszahlen im laufenden Jahr wollte die Messe nicht abgeben. Zu unsicher sei die Lage wegen des Kriegs in der Ukraine und dem aktuellen Nachdenken über neue Corona-Beschränkungen im Herbst. „Wir brauchen Planungssicherheit“, sagte Böse. Das Glas sei derzeit wieder halb voll, so Böse. „Und es wird sich weiter füllen“, zeigt sich der Messechef optimistisch.

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