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Weiberfastnacht in KölnWie das Konzept im Zülpicher Viertel aufging

Lesezeit 4 Minuten
Das Zülpicher Viertel war sehr früh gut gefüllt und wurde abgeriegelt.

Das Zülpicher Viertel war sehr früh gut gefüllt und wurde abgeriegelt.

Das Sicherheitskonzept funktionierte zu Weiberfastnacht besser als zum Elften im Elften – unter massivem Einsatz von Sicherheitskräften und Abzäunungen. Ein Stimmungsbild von der Lage im Partyviertel.

„Boah – ich habe schon einen kleben. Geil!“Es ist gerade mal 10 Uhr und der junge Mann strammen Schrittes in Richtung Zülpicher Straße unterwegs. Seine Begleiterin räumt ein, dass auch sie die Wirkung des Alkohols schon verspürt, ist aber ob der frühen Stunde nicht ganz so euphorisch darüber. Doch er beruhigt sie: „Egal, is’ Karneval.“ Da ist er, der Punkt, an dem die Geister sich scheiden, wenn es um die Zülpicher Straße geht. Die zog auch zu Weiberfastnacht wieder Tausende junge Menschen an. Und wieder hatten   sich nicht wenige von ihnen noch vor 11.11 Uhr in den Vollrausch getrunken. Dennoch lief es anders am vergangenen Elften im Elften.

Die Bilder eines hoffnungslos überlaufenen Viertels, der Anarchie anheimgefallen, bleiben Köln für dieses Mal erspart. Das neue Sicherheitskonzept hat gegriffen – wenn auch nur dank eines enormen Aufgebots an Polizei, Sicherheitskräften, Drohnen und Zäunen.

Warum lief die „Zülpi“ dieses Mal nicht so voll?

Weil der Zustrom noch nie so eng dosiert wurde wie zu dieser Weiberfastnacht. Schon vor 11.11 Uhr erscholl die Lautsprecherdurchsage, dass der eine der zwei Zugänge, nämlich der von der Uniwiese aus, gesperrt sei. Da gab es im Kernbereich der Feiermeile, zwischen der Herz-Jesu-Kirche und der Kyffhäuserstraße noch reichlich Platz. Das gleiche Bild zeigte sich um 12 Uhr, als der Eingang Uniwiese dauerhaft gesperrt wurde. Der Bereich zwischen zwischen Kyffhäuser Straße und Uniwiese wurde frei gehalten. Die Nebenstraßen waren abgesperrt.

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Wie lief es auf der Ausweichfläche?

Ein schmaler Streifen der Uniwiese war als Ausweichfläche mit Matten zum Schutz des Rasens ausgelegt – und ebenfalls hermetisch abgezäunt. Dieser Bereich war zugleich auch der Zulauf für den Eingang Uniwiese. Weil dieser früh abgeriegelt wurde, lief auch die Ausweichfläche schnell voll. Die jungen Jecken wurde mit Karnevalsmusik über Lautsprecher bei Laune gehalten. An den Drängelgittern zum Eingang wurde immer wieder Sprechchöre laut: „Aufmachen!“ Vor allem als Oberbürgermeisterin Henriette Reker an die Absperrung kam. Weder die OB, noch die Sicherheitskräfte ließen sich erweichen. Dass sie ihr Anliegen „ganz oben“ angebracht hatten, war vielen jungen Menschen am versperrten Eingang dabei noch nichtmals bewusst. Als Reker wieder ging, fragte eine Mädchen einen Sicherheitsmann: „Wer war das?“

Waren die Sicherheitskräfte dieses Mal zuverlässig?

Soweit zu überschauen: Ja. Am 11.11 . produzierte n die Kontrolleure Schlagzeilen, weil sich einige von ihnen bestechen ließen. Gegen Geld gewährten sie auch nach Absperrung des Viertels noch Einlass. Davon war dieses Mal nichts zu entdecken. Einige weibliche Feierwillige setzten alle ihnen von Natur aus zur Verfügung stehenden Mittel   ein. Anwohner argumentierten händeringend, die fünf, sechs Personen müssten noch rein, weil sie zu ihnen gehörten. Es half alles nichts. In keinem der beobachten Fälle ließ sich das Sicherheitspersonal erweichen. Rein kam nach Schließung nur noch, wer eine Zugangsberechtigung hatte.

Wie war die Polizei aufgestellt?

Maximal. Genaue Zahlen über die im Einsatz befindlichen Kräfte nennt die Polizei grundsätzlich nicht. Doch es waren offensichtlich an die tausend Beamte für die Zülpicher im Einsatz. An allen Ecken standen sie in Kreisformation Rücken an Rücken und nahmen die jungen Feiernden in den Blick. Auf einem Gebäude gegenüber der Uni-Mensa hatte die Polizei eine Drohnen-Station auf dem Dach installiert. Regelmäßig stieg die Drohne auf und filmte die Füllstände und Bewegungen auf der Zülpicher Straße und der Uniwiese. Dazu gab es Türme in Gerüstbauweise, von denen aus vor allem die Ausweichfläche in den   Blick genommen wurde.

Wie fällt eine erste Bilanz aus?

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Polizeipräsident Falk Schnabel und Festkommitee-Präsident Christoph Kuckelkorn gaben um 13 Uhr eine erste Bilanz vor Ort. Schnabel zeigte sich erleichtert darüber, dass „zur Stunde“ kein Vergleich zum Elften im Elften bestehe. Allerdings sei zu beobachten, dass wieder viel zu viel Alkohol fließe. Reker: „Es zeigt sich wieder, die jungen Menschen wollen auf ihre Art feiern. Für sie ist es offensichtlich wichtig, zusammen zu sein. Wir können nur dabei helfen, dass sie auf sich aufpassen.“ Für Kuckelkorn ist offensichtlich: „Weiberfastnacht und der 11.11. unterscheiden sich.“ Zu Weiberfastnacht sei das Angebot in der Stadt größer. Die Massen verteilten sich darum besser. Für die jungen Jecken im Kwartier Latäng zeigte der Präsident grundlegend Verständnis: „In deren Alter haben wir auch so gefeiert.“

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