Ausbau des GeißbockheimsStadt Köln bringt neue Alternative ins Spiel

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Ein Blick auf das Geißbockheim im Grüngürtel

  • Der Ausbau des 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel ist in Köln sehr umstritten.
  • Nun bringt die Stadt Köln eine weitere Alternative ins Rennen. Dabei geht es um eine Trennung von Profi- und Amateursport beim Ausbau.
  • Matthias Hendorf stellt die Pläne vor und wirft einen Blick auf die bisherigen Entwicklungen.

Köln – Die Kölner Stadtverwaltung schlägt dem Stadtrat zwei Varianten zum umstrittenen Ausbau des Fußball-Erstligisten 1. FC Köln im Äußeren Grüngürtel vor. Nummer eins sieht die Umsetzung der vom FC vorgelegten Pläne vor, sie sind dort grundsätzlich rechtlich möglich nach Abwägung aller Interessen, inklusive der 7147 Bürgereingaben im vergangenen Sommer.

Es geht um ein neues zweigeschossiges Nachwuchsleistungszentrum am Geißbockheim, drei neue Fußball-Plätze auf den Gleueler Wiesen plus ein Funktionsgebäude für Kabinen sowie vier Kleinspielfelder für die Öffentlichkeit (siehe Grafik). Die Kosten liegen bei rund 20 Millionen Euro.

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Nummer zwei, und diese ist neu: Der Rat beauftragt die Verwaltung, mit dem Verein kurzfristig darüber zu verhandeln, ob nicht eine Trennung von Profi- und Amateursport möglich sei, um den Eingriff in die Gleueler Wiesen geringer zu gestalten. In diesem Fall würde nur das Nachwuchsleistungszentrum am Geißbockheim entstehen, die Gleueler Wiese würde nicht gebraucht. Dann könnte für den Amateursport auch eine Fläche in Marsdorf wieder ins Spiel kommen, sie war schon 2015 geprüft worden. Die Entscheidung soll am 18. Juni im Stadtrat fallen.

Umweltschutzverbände haben schon angekündigt, gegen die Pläne zu klagen. Durch die Klagen könnten die Pläne des FC sich möglicherweise um Jahre verzögern. Die Plätze liegen auf den Gleueler Wiesen, sie sind ein Denkmal, zudem ein Regionaler Grünzug, also schützenswert. Doch Stadtkonservator Thomas Werner hat keine Bedenken gegen die Pläne.

OB Reker macht einen Rückzieher

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte den FC-Plänen im Grüngürtel 2015 im Wahlkampf zugestimmt, doch plötzlich im August 2019 einen Rückzieher gemacht – viele werteten das als Andienen an die Grünen, um sich deren erneute Unterstützung im Wahlkampf für die Kommunalwahl am 13. September 202 zu sichern. Reker tritt für CDU und Grüne an. Sie wollte nun Alternativen prüfen, obwohl die Stadt das schon 2015 gemacht hatte.

Damals urteilte die Stadt über die Pläne im Grüngürtel: „Eine Realisierung und auch Ergänzung der sportlichen Nutzung an dieser Stelle entspricht nicht zuletzt der ursprünglichen Planung für den Äußeren Grüngürtel der Stadt Köln sowie dem aktuellen Entwicklungskonzept 'Grüngürtel: Impuls 2012', die diesen Abschnitt des Äußeren Grüngürtels als Sportband deklarieren.“ Reker hatte angesichts des zuvor beschlossenen Klimanotstandes 2019 gesagt: „Der Klimanotstand ist ernst gemeint. Es hat ein Umdenken stattgefunden." Manchmal änderten sich die Dinge eben, es gebe derzeit eine enorme Unterstützung für die Umweltbewegung. „Und ich nehme auch die Argumente in der Offenlage der Pläne sehr ernst." Die Alternative mit der Trennung von Leistungs- und Amateursport lässt Reker ihr Gesicht wahren angesichts ihres Meinungswandels.

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Am Montag teilte sie mit: „Die über 7.000 Anregungen und Bedenken sind die höchste Bürgerbeteiligung in der Geschichte der Stadt Köln und spiegeln das breite Interesse für dieses große Vorhaben wider. Nur die Alternative sichert eine Weiterentwicklung am Standort des Geißbockheims für den FC Köln und gleichzeitig auch den Schutz der Gleueler Wiese als öffentliches Erholungsgebiet. Außerdem ermöglicht diese Alternative voraussichtlich eine schnellere Verwirklichung und gleichzeitig eine langfristige Entwicklungsperspektive für den 1. FC Köln.“

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle sagte: „Wir begrüßen es sehr, dass das Verfahren nun auf die Zielgerade einbiegt. Für den FC als nahbarer Club dieser Stadt ist es strategisch von enormer Bedeutung, Profis und Nachwuchs am traditionellen Standort zusammenhalten und sich zugleich für die Zukunft modern weiterentwickeln zu können. Für dieses übergeordnete Ziel sind wir im Verfahren auch die nötigen Kompromisse eingegangen.“

Rekordbeteiligung der Kölner

Wie berichtet, konnten Bürger sich im Sommer 2019 zu den Plänen äußern, und das taten insgesamt 7147, ein neuer Kölner Rekord für Bürgerbeteiligungen. Zuvor hatten sowohl der FC als auch Umweltschutzverbände zur Teilnahme aufgerufen. Die Mehrheit sprach sich dagegen aus, doch in diesem Verfahren ist vor allem die Qualität der Meinungsäußerungen entscheidend.

Tatsächlich ist der Ausbau eine Geschichte mit viel Anlauf, im Grunde genommen schon seit 2007. Seinerzeit wollte der Club das Geißbockheim selbst erweitern, auch damals sorgte das Vorhaben für Konflikte, in der Politik und bei den Bürgern. Das wiederholt sich seit 2015 wieder, nun geht es eben um das neue Leistungszentrum und die drei Plätze auf der Gleueler Wiese. Wenige Themen haben in den vergangen Jahren diese Stadt derart bewegt, es ist ein bisschen wie mit dem FC Bayern München: entweder man ist für ihn oder gegen ihn.

FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hatte in einem Beitrag für die Rundschau voriges Jahr über die Entwicklung von 2015 bis heute geschrieben: „Doch während sich die Planungslage nicht verändert, tauchen von Seiten der Gegner neue Argumente auf, sobald die vorherigen widerlegt wurden. Der Klimanotstand ist die neueste Variante. Eine nachhaltige Verschlechterung des Klimas in Köln wird in dem zu den Planungsgutachten gehörenden, öffentlich einsehbaren Gutachten klar verneint. Ein "Nein" zu unseren Plänen wegen des Klimaschutzes würde überdies bedeuten, dass in der selbst ernannten "Sportstadt" Köln gar keine Fußballplätze mehr gebaut werden können. Denn versiegelt würde die Fläche auch an einem anderen Standort.“

Stand jetzt entscheidet der Rat darüber vermutlich am 18. Juni, die Mehrheit für den FC-Ausbau gilt auf Basis der bisherigen Äußerungen der Fraktionen als sicher, weil CDU, SPD und FDP sich dafür aussprachen (57 von 91 Sitzen im Stadtrat). Die Grünen als Kooperationspartner des schwarz-grünen Minderheitsbündnisses sind dagegen, die beiden Partner konnten sich nicht einigen. Spannend könnte es werden, wenn eine geheime Abstimmung beantragt wird. In diesem Fall sind Abweichler von den Fraktionslinien eher denkbar.

Teile des Rates fürchten eine Entscheidung in der ersten Sitzung nach der Sommerpause am 10. September, es wäre drei Tage vor der Kommunalwahl. Das wäre eine Option, wenn eine Fraktion, etwa die Grünen, am 18. Juni Beratungsbedarf anmeldet. Zwischen Juni und September findet keine weitere Ratssitzung statt. Im Rat ist es gute Sitte, diesem Beratungsbedarf zuzustimmen – aber auch in diesem Fall? Der FC hatte in den vergangenen Wochen auch nochmal bei den Fraktionen für das Projekt geworben, unter anderem mit einem Film.

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