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Bildungscampus KalkGrundschule und Gesamtschule unter einem Dach

4 min
Mit Gewächshäusern auf dem Schulhof bietet der Bildungscampus einen besonderen Anblick in Kalk.

Mit Gewächshäusern auf dem Schulhof bietet der Bildungscampus einen besonderen Anblick in Kalk.

Der Bildungscampus in Kalk nimmt nach drei Jahren Bauzeit offiziell den Schulbetrieb auf – „Maßgeschneidert “ für das Veedel.

Im März 2022 wurde der erste Spatenstich unternommen, nun ist der Bildungscampus des Erzbistums Köln in Kalk fertig. Mit den beiden Schulleiterinnen Marion Wilmhoff und Carina Quirmbach sprach Gülşah Zeytin.

Das neue Schuljahr startet in ein paar Wochen. Sind alle Plätze vergeben?

Wilmhoff:  In den Stufen 1 und 2 arbeiten wir jahrgangsübergreifend und haben insgesamt vier Lerngruppen. Die dritte und vierte Stufe ist jahrgangsgebunden, da gibt es jeweils zwei Klassen. Wir sind jetzt mit den ersten beiden Stufen gut ausgelastet. Wir nehmen bis zu 25 Schülerinnen und Schüler pro Klasse auf, und diesen Schlüssel versuchen wir auch zu halten.

Gesamtschulleiterin Carina Quirmbach (52) und die Grundschulleiterin Marion Wilmhoff (54) im Neubau des Bildungscampus'

Gesamtschulleiterin Carina Quirmbach (52) und die Grundschulleiterin Marion Wilmhoff (54) im Neubau des Bildungscampus'

Die Grundschule ist von den Containern in den Neubau gezogen. Was passiert mit dem alten Standort?

Wilmhoff: Wir haben die Schlüssel übergeben.

Alles zum Thema Erzbistum Köln

Quirmbach: Es laufen derzeit noch Verhandlungen mit der Stadt, ob eine andere Schule dort einzieht.

Ist der Campus zum Anfang des Schuljahres schon fertiggestellt?

Quirmbach: Die Räume sind angelegt, aber der Ausbau der Fachräume erfolgt sukzessive mit dem Nachrücken der Stufen. Wir haben mit Beginn des neuen Schuljahres die Klassen 1 bis 6 auch im Haus. Deren Räume sind bereits vollständig ausgestattet.

Was ist der Vorteil dieses Verfahrens?

Wilmhoff: Ich weiß von einem Schulbau, bei dem zum Eröffnungstag schon sämtliche Räume, inklusive der digitalen Tafeln, fertig waren. Als bestimmte Klassenräume zum ersten Mal genutzt wurden, waren keine Updates mehr möglich und die Garantie der Tafeln war erloschen. Also macht es schon Sinn, dass wir das sukzessive machen.

In Köln sind mangelnde Schulplätze ein akutes Thema. Wie waren die Reaktionen auf die Eröffnung des Bildungscampus?

Wilmhoff: Wir sind als Schule für den Stadtteil, im Stadtteil geplant. Es war von Anfang an das Ziel, die Schule in Kalk zu vernetzen. Und die Resonanz, die wir aus der Nachbarschaft bekommen haben, war durchweg positiv. Mit mehreren Kindertagesstätten in der Umgebung ist es direkt zu einer Kontaktaufnahme gekommen und es haben sich Kooperationen ergeben. Dies erleichtert den Übergang in die Grundschule. Eine Familie, die ihr Kind eigentlich schon an einer anderen Schule angemeldet hatte, fragte mich, ob wir noch Plätze frei haben. Für das Kind bedeutet das einen kürzeren Schulweg und die Familie fand unser Konzept gut.

Quirmbach: Außerdem sind externe Partner, wie beispielsweise die Abenteuerhallen Kalk, mit uns in den Austausch gekommen, mit denen wir nun langsam eine Kooperation aufbauen.

Können Sie das Konzept der Schule gerade in Hinblick auf solche Kooperationen noch etwas erläutern?

Quirmbach: Wir haben hier die „Gemüse-Ackerdemie“, bei der die Kinder an Hochbeeten arbeiten können. Zudem haben wir ein Projekt mit dem Namen „EDU-Farming“, das so etwas wie Gärtnern im Klassenzimmer bedeutet. Die Gesamtschule beteiligt sich weiterhin an einem Projekt des 1. FC Köln, das „kicken&lesen“ heißt. Dabei handelt es sich um eine Leseförderung speziell für Jungen. Für die Eröffnungsfeier unseres Campus am kommenden Montag, gibt es auch noch viele kleinere Projekte aus dem Viertel.

Wilmhoff: Bei uns gibt es unter anderem das Projekt Lesewelten, bei dem die Eltern der Kinder besonders eingebunden sind. Dazu kommen Kooperationen mit den Kirchengemeinden, bei denen unsere Kinder beispielsweise in den Kinderchören der Gemeinde singen.

Qurimbach: Eine Besonderheit der Gesamtschule ist, dass wir zwei große, tragende Säulen haben. Die eine steht für das Konzept des selbstorganisierten Lernens. Die andere beruht eben auf den genannten Kooperationen – Lernen durch Erleben – , durch die den Kindern die Lebenswirklichkeit nahe gebracht werden soll. 

Welche Werte möchten Sie als erzbischöflicher Bildungscampus den Schülerinnen und Schülern vermitteln?

Wilmhoff: Unsere Basis ist das christliche Selbstverständnis, dass jeder Mensch ein Ebenbild Gottes ist - und das geht bei uns mit einem interreligiösen und interkulturellen Verständnis einher. Für unsere Grundschüler ist es ganz klar, dass es innerhalb der Klasse diverse Religionen gibt und jeder die gleiche Wertschätzung erfährt.

Quirmbach: In beiden Schulformen geht es zudem darum, den Kindern in Kalk die bestmöglichen Bildungsmöglichkeiten in diesem speziellen Stadtteil zu verschaffen. Wir arbeiten gegen eine Bildungsschere an, die sich immer mehr auftut, bedingt auch durch Sprachbarrieren.

Also besuchen alle Kinder, abseits der eigenen Konfession, den katholischen Religionsunterricht?

Wilmhoff: Ja, oder auch wenn sie gar keine Konfession haben. Alle Kinder nehmen am katholischen Religionsunterricht teil und gehen zu Gottesdiensten, aber gleichzeitig stehen auch andere Religionen im Fokus.

Quirmbach: Als erzbischöfliche Schule ist das ja gesetzt. Meiner Meinung nach stößt dies nicht auf Konfliktpotenzial, zumal diese Grundausrichtung in den Anmeldungsgesprächen thematisiert wird.

Welche Rolle spielt die Digitalisierung mittlerweile?

Quirmbach: Fester Bestandteil des Lehrplans in der Gesamtschule ist das Fach Informatik. Wir führen ab dem neuen Schuljahr auch eine digitale Lernplattform ein. Wir wollen die Kinder bestmöglich im Umgang mit den digitalen Medien unterstützen und gleichzeitig den größten Vorteil für die Schule daraus raus ziehen. 

Gibt es besondere Formen der Förderung auf dem Campus?

Quirmbach: Wenn ein Kind Unterstützungsbedarf im Bereich Sprache hat und deswegen eine Logopädie besuchen muss, muss dies normalerweise nach der Schule von den Eltern außerhalb des Unterrichts organisiert werden. Wir haben hier den Vorteil, dass wir Logopädie, Ergotherapie und Heilpädagogik durch eine Kooperation im Haus haben und die Kinder innerhalb des Schultages direkt zur Therapie gehen können.

Wilmhoff: Einem Erstklässler kann man nicht zumuten, dass er morgens zur Schule gebracht, nachmittags wieder abgeholt wird und abends auch noch zur Therapie muss. Deswegen bemühen wir uns darum, das hier in der Schule anzubieten.