Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schwere VersäumnisseBetroffenenbeirat zeigt Kardinal Woelki beim Vatikan an

2 min
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln (Archivbild)

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln (Archivbild)

Ein Gremium der Deutschen Bischofskonferenz wirft dem Kölner Erzbischof schwere Pflichtverletzungen im Umgang mit Missbrauchsfällen vor – und fordert Konsequenzen vom Papst. Das Erzbistum weist die Vorwürfe zurück.

Der bundesweite Betroffenenbeirat der Deutschen Bischofskonferenz hat eine kirchenrechtliche Anzeige gegen Kardinal Rainer Maria Woelki eingereicht. Das geht aus einem Schreiben hervor, das dem WDR und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt.

In dem Dokument werfen die Betroffenen dem Erzbischof von Köln schwere Versäumnisse bei der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt vor. „Wir haben jedes Vertrauen verloren, dass unter Kardinal Woelkis Leitung Missbrauchsfälle unabhängig und konsequent aufgeklärt werden“, heißt es in dem Schreiben. Woelkis Verhalten sei „nicht nur unerklärlich, sondern auch retraumatisierend“, sagte Katharina Siepmann, Sprecherin des Gremiums, dem WDR.

Betroffenenbeirat bei der Deutschen Bischofskonferenz wirft Woelki Verstöße und Versäumnisse vor

Die Anzeige stützt sich unter anderem auf die Ermittlungsergebnisse der Kölner Staatsanwaltschaft. Diese hatte ein Verfahren gegen Woelki wegen Meineids im Mai gegen eine Geldzahlung eingestellt. Die Ermittler kamen zu dem Schluss, dass der Kardinal unter Eid „objektiv unwahre“ Angaben zu seinem Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt gemacht habe. Obwohl kein Verfahren vor Gericht stattfand, bescheinigt die Anzeige Woelki ein „rechtswidriges und verantwortungsloses Verhalten“.

Mit ihrer Anzeige fordert der Beirat nun den Vatikan auf, eine kirchenrechtliche Voruntersuchung gegen Woelki einzuleiten. Es ist das erste Mal, dass sich ein offizielles Gremium der Deutschen Bischofskonferenz in dieser Form gegen den Kölner Erzbischof wendet. Die Anzeige richtet sich direkt an Papst Leo XIV., der seit seinem Amtsantritt als kirchenrechtlich versiert gilt und die Vorgänge im Erzbistum Köln nach Einschätzung von Beobachtern gut kennt.

Kirchenrechtler Thomas Schüller sieht durchaus Chancen für ein weiteres Verfahren in Rom. „Die Anzeige legt nachvollziehbar dar, dass Woelki seinen Pflichten im Umgang mit sexualisierter Gewalt nicht nachgekommen ist“, sagte Schüller dem WDR.

Das Erzbistum Köln wies die Vorwürfe am Freitag auf Anfrage zurück. Die Pressestelle sprach von „offenkundig haltlosen Anschuldigungen“, die auf falschen Annahmen basierten. Zudem habe das staatsanwaltliche Ermittlungsverfahren keineswegs dem Zweck gedient, die kirchliche Aufarbeitung von Missbrauch zu bewerten. (ots)