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Bewegender AuftaktSeriencamp Festival feiert Premiere in Köln mit WDR-Werk „Hundertdreizehn“

3 min
NRW-Medienminister Nathanael Liminski steht in einem Kinosaal vor einem applaudierenden Publikum.

NRW-Medienminister Nathanael Liminski eröffnete das Seriencamp Festival mit einer Rede. 

Im Cinenova findet noch bis zum 5. Juni ein Serienmarathon auf großer Leinwand statt. 

Es scheint, als könne man die Anspannung im Kinosaal des Cinenovas mit den Händen greifen, als der wuchtige Reisebus über die Leitplanke auf die Gegenfahrbahn schießt. Totenstile folgt auf das ohrenbetäubende Scheppern und Reifenquietschen, während der Bus unkontrolliert über die mehrspurige Autobahn schlittert und immer wieder krachend Autos mit sich reißt.

Bei der Premiere der WDR-Serie „Hundertdreizehn“ im Rahmen des Seriencamp Festivals in Ehrenfeld, sind nicht nur die Zuschauenden in den Bann der Geschichte gezogen. Auch die Schauspielerinnen und Schauspieler sind gekommen und sehen die erste Folge zum ersten Mal. Regisseur Rick Ostermann und Arndt Stüwe, der Autor der sechsteiligen Serie, stehen nach dem exklusiven Screening auf der Bühne, um Fragen zu beantworten.

Für Stüwe begann die Idee für das Drehbuch mit einer kurzen Meldung in der Zeitung vor acht Jahren. Pro verunglückter Person seien laut Statistik 113 Leute mental von einem Unfall in Mitleidenschaft gezogen. Das reiche von Familienangehörigen bis zu Sanitätern. „Eine unglaubliche Zahl“, dachte er und die Idee eines „sternförmig“ erzählten Drehbuchs zu dem Thema war geboren: „Wir haben den Unfall und die daraus resultierenden Schicksale nicht nur multiperspektivisch, sondern multischicksalhaft erzählt.“

Der Cast der Serie „Hundertdreizehn“ feierte auf dem roten Teppich die Premiere des bewegenden Werkes.

Der Cast der Serie „Hundertdreizehn“ feierte auf dem roten Teppich die Premiere des bewegenden Werkes.

Die erste Folge widmet sich der Geschichte des Busfahrers, Theo Gradtke. Die Zuschauenden erfahren, wie er sich von seiner Lebensgefährtin und seiner Tochter verabschiedet. Dann ein Schnitt zu ihm kurz vor der Abfahrt des Reisebusses, dieser soll die Strecke von Köln nach Graz fahren. Ein weiterer Schnitt: Gradtkes Familie erfährt von dem Unglück. Der Bus sei über die Leitplanke auf die Gegenfahrbahn gekommen. Die Bilder der Unfallstelle mit den ausgebrannten Autos und dem auf der Seite liegenden, mit Feuerwehrschaum überzogenen Bus beeindrucken. Sie transportieren ein Gefühl von Beklemmung und erschreckender Authentizität.

Wir haben den Unfall und die daraus resultierenden Schicksale nicht nur multiperspektivisch, sondern multischicksalshaft erzählt.
Arndt Stüwe, Autor „Hundertdreizehn“

In der Serie werden immer wieder zeitliche Sprünge eingebaut. Ein Haupterzählstrang zeigt das Ermittlerteam um die Schauspielerin Lia von Blarer und die Schauspieler David Hugo Schmitz und Robert Stadlober. Diese versuchen herauszufinden, wie es zu dem Unglück kommen konnte, denn technische Gründe können von Anfang an ausgeschlossen werden.

Der Kölner Schauspieler Max von der Groeben spielt den Feuerwehrmann Jasper, dessen Rolle ihn vor allem gereizt habe, weil sie so viel Herz und Tiefgang besitze. Ihm gefalle, dass in der Serienerzählung alles miteinander verflochten sei:  „Das erinnert mich ein bisschen an den Butterflyeffekt: Ein Schmetterling, der im Amazonas fliegt und seine Flügel schlägt, das hat dann Auswirkungen bis überall hin“, sagt er und bezieht sich damit auf eine Metapher aus der Wissenschaft, die verdeutlichen will, dass schon kleine Veränderungen ein Ergebnis stark beeinflussen.

Der Kölner Schauspieler Max von der Groeben spielt in der Serie „Hundertdreizehn“ einen Feuerwehrmann.Thomas Banneyer

Der Kölner Schauspieler Max von der Groeben spielt in der Serie „Hundertdreizehn“ einen Feuerwehrmann.Thomas Banneyer

Das Seriencamp Festival geht in diesem Jahr in die elfte Saison. NRW-Medienminister Nathanael Liminski eröffnete das Festival mit einer Rede und gratuliert der Festivalleitung und den Geschäftsführenden Gerhard Maier, Malko Solf und Simone Schellmann. Liminski betont auch den besonderen Erfolg der Seriencamp Conference, ein brancheninternes Event, das parallel zum Festival läuft. Über 800 Anmeldungen gab es für die Expertenveranstaltung in diesem Jahr laut Liminsiki. 

Das Festival sei dieses Jahr zudem besonders kölsch, erzählt Geschäftsführerin Schellmann. Neben zahlreichen Kölner Produktionen, wie beispielsweise der Serie Hundertdreizehn, die in Berlin, Wien und Köln gedreht wurde, gäbe es auch internationale Produktionen aus Island und der Türkei, auf die sich das Publikum freuen könne.