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Prozess in KölnSeniorin verliert wertvolle Goldmünzen und Lebensmut durch Enkeltrick

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Eine Seniorin fiel am Telefon auf den Enkeltrick herein.

Mit einer erfundenen Krankheitsgeschichte erschlich sich eine Betrügerin das Vertrauen einer 93-jährigen Kölnerin. Diese leidet schwer unter dem Betrug.

Wegen Betrugs mit dem sogenannten Enkeltrick steht seit Montag eine 24-Jährige vor dem Landgericht. Die Frau wird beschuldigt, am 4. Juni 2024 eine damals 93 Jahre alte Kölnerin mit der Betrugsmasche Enkeltrick um 144 Goldmünzen im Wert von 311.000 Euro gebracht zu haben. Sie soll als Abholerin der Beute tätig geworden sein, was die 24-Jährige vor Gericht auch einräumte. In der Anklage der Staatsanwaltschaft hieß es: „Die Anruferin teilte wahrheitswidrig mit, schwer an Corona erkrankt zu sein, wobei diese Art des Virus nur mit einer Spritze behandelt werden könne, die 40.000 Euro kosten würde.“

Da aber auch der Vater und die Mutter der angebliche Enkelin an dieser neuen Corona-Variante erkrankt seien, würden „120.000 Euro fällig“. Anschließend habe die 93-Jährige, die tatsächlich geglaubt habe, mit ihrer Enkelin zu telefonieren, in ihrem Haus nach Geld gesucht, teilte der Anruferin dann aber mit, lediglich 8500 Euro vorrätig zu haben. „Allerdings besitze sie 144 wertvolle Goldmünzen im Safe, welche sie der Anruferin anbot“, hieß es in der Anklageschrift weiter. Daraufhin habe die Anruferin mitgeteilt, dass eine Mitarbeiterin der Uni-Klinik vorbeikäme, um die Goldmünzen in Empfang zu nehmen, „damit die Behandlung gesichert sei“.

Enkeltrick Köln: Täter haben Fingerabdrücke hinterlassen

Erst jetzt kam die Angeklagte ins Spiel, die von ihren Mittätern zur Anschrift der 93-Jährigen geleitet wurde, um die Wertsachen als angebliche Mitarbeiterin der Uni-Klinik entgegenzunehmen. Da die Seniorin ihren Safe aber nicht geöffnet bekam, bat sie die Angeklagte um Hilfe. Hierbei beging die 24-Jährige einen entscheidenden Fehler, der sie nun auf die Anklagebank brachte: Zwar gelang es ihr, den Tresor zu öffnen und in den Besitz der 144 Goldmünzen zu gelangen – von denen sie einen Teil für sich behielt und den Rest an ihre Mittäter weiterreichte –, aber sie hinterließ auch Fingerabdrücke, die aufgrund von gleich gelagerten Vorstrafen der jungen Frau der Polizei bereits vorlagen.

93-jähriges Opfer verließ der Lebensmut

Einen Tag später – inzwischen dämmerte es der 93-Jährigen, Opfer eines Betrugs geworden zu sein – meldete sie sich bei der Polizei: „Ich bin auf den Enkeltrick reingefallen, aber ganz fürchterlich.“ Sie sei vollkommen fertig, der Vorfall sei eine Katastrophe, so die Seniorin gegenüber einer Beamtin. Der Sohn (61) der 93-Jährigen sagte im Zeugenstand, dass es seiner Mutter sehr zugesetzt habe, auf Betrüger hereingefallen und um ihre Ersparnisse gebracht worden zu sein: „Sie war vorher hochaktiv, hat noch dreimal pro Woche in meiner Praxis gearbeitet“, sagte der 61-Jährige vor Gericht. Nach dem „Überfall“, wie der 61-Jährige sagte, habe seine Mutter den Lebensmut verloren, sei depressiv geworden.

Dem Vernehmen nach ist die 24-Jährige mit dem Spross einer Großfamilie verheiratet, die immer wieder mit Betrugstaten, vor allem zu Lasten älterer Menschen, aufgefallen ist. Zum Repertoire der Familie gehören neben Schockanrufen auch Betrugstaten mit Teppichen sowie Sozialbetrug. Laut den Angaben der 24-Jährigen vor Gericht, lebte sie bis zu ihrer Verhaftung mit ihrem Partner in Berlin. Der Prozess wird fortgesetzt.