Bereits am Montag soll es losgehen: In 15 „vulnerablen Stadtraumgebieten“ mit hohen Infektionszahlen soll die Impfpriorisierung aufgehoben werden. In diesen sozialen Brennpunkten sollen (wir berichteten) mobile Impfteams zum Einsatz kommen. Voraussetzung dafür ist, dass die Stadt zusätzliche Kontingente an Impfstoff vom Land bekommt. „Wir wollen dort 750 Dosen pro Tag verimpfen, damit können wir ein gutes Ergebnis erzielen“, so Reker.
Diese „Maßnahme der Gefahrenabwehr“ sei laut Impfverordnung möglich. „Wir müssen die Impfpriorisierung aufheben, damit wir von der Großmutter bis zum Teenager dort alle erreichen“, so Reker. „Ich weiß auch, dass sich manche Kölner dadurch benachteiligt fühlen, aber ich versichere, dass das der gesamten Stadtbevölkerung hilft.“
Es komme nicht allein auf die Höhe der Inzidenz an, vor allem in Stadtteilen mit weniger Einwohnern klettere diese schnell nach oben. Es gehe vor allem um Wohnblöcke, wo man sich zum Beispiel im Fahrstuhl schlecht aus dem Weg gehen könne. Zu den Sozialräumen gehören unter anderem der Kölnberg und Chorweiler sowie Gebiete im Rechtsrheinischen, etwa in Buchheim und Buchforst, um die Keupstraße, in Höhenberg, Finkenberg, Vingst, Kalk, Ostheim und Humboldt/Gremberg. Über die Impfung aufgeklärt werden soll in der jeweiligen Muttersprache. Einbezogen werden sollen Sozialraumkoordinatoren, Streetworker, Hausärzte und andere Vertrauenspersonen der dort lebenden Menschen.
Ausgangssperre für zwei Wochen verlängert
Die Stadt verkündete am Freitag ihre Entscheidung, die Allgemeinverfügung um weitere zwei Wochen zu verlängern. „Auch wenn es schwer fällt“, so Krisenstabsleiterin Andrea Blome. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“ Bis zum 17. Mai gilt weiterhin, dass sich Bürger nach 21 Uhr nicht mehr ohne triftigen Grund im öffentlichen Raum aufhalten dürfen. Die Stadt geht damit über das Bundesgesetz hinaus, das eine Ausgangssperre ab 22 Uhr vorsieht, sollte die 7-Tages-Inzidenz über 100 liegen.
Ziel sei es, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen, wie Hamburg mit vierwöchiger Ausgangssperre auf eine Inzidenz unter 100 zu kommen.
Auslastung der Kitas bei rund 60 Prozent
Die Notbetreuung in Kindertagesstätten wird in Köln rege in Anspruch genommen: Die Auslastung sei je nach Stadtteil unterschiedlich, der stadtweite Schnitt liege jedoch bei 60 Prozent, in Brennpunkten deutlich geringer bei 40 Prozent. Ein Fakt, den das Jugendamt besonders im Blick behalte, teilte die Stadt mit. „Es gibt aktuell keinen Grund, sein Kind aus Ängsten um seine Gesundheit nicht in die Kita zu geben“, sagte Blome. Auch Nießen bekräftigte: „Die Kitas sind kein Hotspot.“
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Wieder mehr Infektionen in Flüchtlingsheimen
Mehr Sorgen bereiten Nießen die Ausbrüche in Flüchtlingsheimen, aktuell gibt es 143 Infizierte. Besonders zwei Heime seien durch Ausbrüche in den Fokus des Gesundheitsamtes geraten. Man wolle auch dort die Impfungen stärker in den Fokus nehmen. Quarantänehotels, wie es die Partei Die Linke nach Berliner Vorbild für Menschen aus beengten Wohnverhältnissen vorgeschlagen hat, brauche man in Köln derzeit nicht. „Wenn nötig, haben wir andere Möglichkeiten der separierten Unterbringung“, so Nießen.
Impfungen für systemrelevante Berufe
5300 bis 6300 Menschen werden täglich in Köln geimpft, die Gesamtzahl der einmalig Geimpften ist auf 345 545 gestiegen. Dennoch seien die Termine aktuell nicht ganz so nachgefragt. Restdosen werden daher nun auch an Menschen in systemrelevanten Berufen verimpft. Mit der Frage, wer dazu gehört, beschäftigt sich auch die von der Stadt eingesetzte Ethikkommission. „Vor allem die Menschen mit Multiplikatorencharakter“, so Kommissionsmitglied Professor Alex Lechleuthner, etwa Kassierinnen und Kassierer im Supermarkt. Bereits mit Restdosen geimpft wurden viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung, etwa aus dem Bauhof oder der IT-Abteilung. Wenn letztere ausfallen, sei der Krisenstab „praktisch handlungsunfähig“, so Blome.
Beratungen über Modellversuch am Dienstag
Krisenstabsleiterin Blome will sich mit dem Verwaltungsvorstand über die geplanten Modellprojekte beraten. Vorgespräche mit den Bereichen Sport, Kultur und Bildung habe es bereits gegeben. Weitere Informationen soll es dazu in der kommenden Woche geben.