Ältere Kunden sind empörtSparkassenbus rollt an Köln-Brück vorbei

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Sparkasse Brück

Seit Dezember 2022 betreibt die Sparkasse in Brück nur noch eine SB-Filiale.

Vor 20 Jahren  sei sie zusammen mit ihrem Mann vom Land in die Stadt  „geflüchtet“, sagt Renate Cimiotti, und zwar wegen „mangelnder lnfrastruktur“. Und dann  mussten die beiden Ruheständler im Dezember 2020 die Schließung der Brücker Sparkassen-Filiale erleben. Für Menschen, die ihre Bankgeschäfte nicht über das Internet regeln möchten – oder können – sei das ein großer Rückschlag gewesen. „Es ist eine Schande,  alten  Menschen,  die ihr Leben  noch ganz  gut regeln  können, die Möglichkeiten  der  Selbstständigkeit zu nehmen  oder zu erschweren“, schimpft Cimiotti, die sich mit einem Beschwerdebrief direkt an OB Henriette Reker gewandt hat. „Für Überweisungen extra  nach  Merheim  fahren zu müssen, stellt  eine  erhebliche Härte dar.“

Elf Kölner Filialen wurden in SB-Stellen umgewandelt

Damals hatte die Sparkasse Köln Bonn elf Kölner Filialen gleichzeitig in so genannte SB-Stellen umgewandelt. Dort gibt es seither nur noch Selbstbedienungsterminals und Geldautomaten, aber keine Mitarbeiter mehr, folglich auch keine Beratungsangebote. Begründet wurde der Schritt damit, dass die Kundenbesuche mit „Mitarbeiterkontakt“ in den Jahren zuvor – also schon vor Corona – um etwa 40 Prozent zurückgegangen waren, während gleichzeitig die Nutzungsrate von Selbstbedienungs- und Geldautomaten um 50 Prozent anstieg.

Sparkassenbus als Ersatz

Als „Trost“ hatte die Stadtsparkasse einen neuen Filialtyp angekündigt, die sogenannte Mobile Filiale: Zwei leichte Lkw mit jeweils zwei Bankmitarbeitern  sollten an den ehemaligen Filialen regelmäßig für je zwei Stunden anhalten und dort Dienstleistungen wie Geldabheben oder Überweisungen anbieten. Auch ein eigener Raum für Beratungen gehört zur Ausstattung der Filiale auf Rädern. Derzeit werden 14 Haltestellen in Köln jeweils einmal pro Woche mit einem Sparkassenbus angefahren.

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Doch die Mobile Filiale ist nie in Brück angekommen. Christian Schilling von der Abteilung Kommunikation bei der Sparkasse Köln Bonn stellt klar, dass sich das Unternehmen „in der ersten Jahreshälfte 2021 intensiv um einen Standort für den Bus bemüht“ habe. Es sei allerdings nicht möglich gewesen, eine geeignete Haltestelle zu finden: „Dies betraf sowohl städtische Flächen als auch mögliche Stellplätze auf privaten Flächen. Insofern ist es sehr bedauerlich, dass wir den Ortsteil Brück nicht in unseren Haltestellenplan aufnehmen können.“ Schilling verweist aber auf den Bargeld-Bringservice der Sparkasse, der speziell für ältere Menschen gedacht sei (siehe Kasten). Die Mitarbeiter böten auch Unterstützung beispielsweise beim Ausfüllen von Überweisungen an und nähmen bei Bedarf Überweisungen, Daueraufträge und Vertragsunterlagen entgegen. Die könnten  auch direkt an die Sparkasse geschickt werden.

Bürger empfehlen den Brücker Marktplatz als Haltepunkt

Renate Cimiotti genügt das nicht. Telefonisch oder gar online Geld zu „bestellen“, beziehungsweise Beratungsangebote zu nutzen, stelle gerade für ältere Menschen eine Hürde dar. „Nach meinen Erfahrungen mit Callcentern ist es nicht dasselbe wie mit echtem Personenkontakt.“ Sie fordert die Verantwortlichen auf, wegen der Haltestelle für eine Mobile Filiale noch einmal in sich zu gehen: „Dass die Stadt keinen Stellplatz findet, ist doch wohl ein Witz! Der Bibliotheksbus steht auch regelmäßig in Brück. Was ist mit dem Marktplatz? Dienstags ist der Markt meist dünn besetzt, an den marktfreien Tagen muss es auch eine Möglichkeit geben.“

Service-Angebote für ältere Menschen

Älteren Menschen, die ihre Wohnung nicht ohne weiteres verlassen und nicht von Angehörigen oder Freunden unterstützt werden können, liefert die Sparkasse Köln Bonn Bargeld an die Haustür – sofern sie ein Konto bei der Sparkasse haben, selbstverständlich. Montags, mittwochs und freitags bringt der Geldbote diskret Beträge zwischen 500 und 1000 Euro nach Vorbestellung unter Telefon 0221 /226-0 oder online. Dieser Service kostet 4,95 Euro pro Lieferung. Wenn ältere Kunden Beratungsbedarf haben, können sie die Direktfiliale unter Telefon 0221/226-0 anrufen und sich zu denselben Themen wie bei einem Filialbesuch beraten lassen. Dies sogar zu längeren Beratungszeiten: montags bis freitags, jeweils  von 8 bis 20 Uhr. (hwh) http://www.sparkasse-koelnbonn.de

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