- Die noch junge KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH steckt schon jetzt in holprigen Zeiten
- Dem Geschäftsführer Michael Josipovic droht aus fachlichen und politischen Gründen das Aus
- Dabei war er der Wunschkandidat von OB Reker, die nun Konsequenzen gezogen hat
- Die Kölner SPD übt scharfe Kritik an der Oberbürgermeisterin
Köln – Sie sollten die zwei Beine sein, mit der die neu gegründete Köln Business Wirtschaftsförderungs-GmbH erfolgreichen Zeiten entgegen geht: Die beiden Geschäftsführer Manfred Janssen und Michael Josipovic. Janssen, von außen kommend, soll frischen Wind in die Wirtschaftsförderung bringen. Josipovic, seit Jahrzehnten in der Stadtverwaltung, soll die Brücke zum Rathaus schlagen.
Doch alles sieht danach aus, dass die neue gegründete Gesellschaft schon bald humpelt. Gegen alle Absprachen wird Josipovic wohl in Rente geschickt. Zwei „Vorwürfe“ stehen gegen ihn im Raum: Ein fachlicher und ein politischer. In der Verwaltungsspitze herrscht Unzufriedenheit mit seiner Arbeit. Josipovics Frau, Christiane Jäger, ist seit März Vorsitzende der Kölner SPD.
Er war der Wunschkandidat von OB Reker
Josipovic war der Wunschkandidat von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). Auch wenn hinter Reker das schwarz-grüne Ratsbündnis steht und Josipovic das SPD-Parteibuch in der Tasche hat, beide arbeiten vertrauensvoll zusammen. Da lag es auf der Hand, dass Josipovic einer der beiden Geschäftsführer der Köln Business Wirtschaftsförderungs-GmbH werden sollte. Der 64-jährige war bereit, dafür seinen Ruhestand auf sein 67. Lebensjahr zu verschieben. Das sollte Zeit verschaffen, die neue Gesellschaft noch mit aufzubauen. So war es mit Reker persönlich ausgehandelt worden. So sollte sein neuer Vertrag ausgestellt sein.
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Und jetzt? Auf einmal wird deutliche Kritik an Josipovics Arbeit laut. Sie kommt aus dem Rathaus und auch aus der Politik: Der Autokonzern PSA verlässt Köln, Hauptsitz der fusionierten Handelsriesen Kaufhof und Karstadt wird Essen, Ford streicht in Köln 3800 Stellen – das alles passiere, ohne dass sich der Wirtschaftsförderer eingeschaltet habe. Dabei bescheinigen Wirtschaftsexperten, gerade bei der Hauptsitzverlagerung von Kaufhof/Karstadt wäre für Köln mehr drin gewesen. Doch Josipovic betreibe Wirtschaftsförderung im Stile der 90er Jahre: Warten, bis jemand an die Tür klopft. Dazu komme, die Zusammenarbeit zwischen Janssen und Josipovic soll nicht reibungslos sein. Es gebe Kompetenzgerangel. Die Konsequenz: OB Reker eröffnete Josipovic, sein Vertrag – bisher noch nicht ausgestellt – soll nun doch mit seinem 65. Lebensjahr enden. Zieht man unter anderem den Resturlaub ab, wäre der städtische Wirtschaftsförderer spätestens im Oktober weg.
SPD kritisiert Reker scharf
Blankes Entsetzen bei der SPD. „Das ist skandalös und grenzt an sippenhaft“, stellt der Fraktionsvorsitzende Christian Joisten den Zusammenhang mit der Wahl von Josipovics Frau zur SPD-Parteivorsitzenden im März her. Die SPD war gegen die Ausgliederung der Wirtschaftsförderung. Dass der Gesellschaft nun auch noch jahrzehntelanges Know-how entzogen werde, schade dem Standort Köln zusätzlich. „Erneut tritt die Oberbürgermeisterin hier ihren selbstformulierten Anspruch mit Füßen, Entscheidungen im Interesse der Stadt und nicht nach Parteibuch treffen zu wollen“, so Joisten.
Josipovic selbst will sich zu den Ereignissen nicht äußern. Nur so viel sagt er auf Anfrage der Rundschau: „Noch ist nichts endgültig entschieden.“ Nach Informationen der Rundschau hat Janssen bei Reker interveniert. Unabhängig von der Chemie, Janssen braucht händeringend jeden Mitarbeiter. Nur wenige städtische Wirtschaftsförderer und Mitarbeiter sind bei der Auslagerung mitgegangen. Die Geschäftsführer der neuen Gesellschaft haben noch nicht einmal ein Vorzimmer.