Hänneschen-Theater in KölnIntendantin verzichtet auf Vertrags-Verlängerung

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Frauke Kemmerling leitet das Theater bereits seit 2012.

Köln – Seit Oktober 2012 ist Frauke Kemmerling (53) Intendantin des traditionsreichen Hänneschen-Theaters, nun ist am 31. August 2022 Schluss. Ihr Vertrag läuft aus, und wie die Stadt mitteilt, hat die Leiterin der Puppenspiele Anfang der Woche Oberbürgermeisterin Henriette Reker  darüber informiert, dass sie sich     beruflich neu orientieren möchte. Sie verlasse das Haus auf eigenen Wunsch.

Die OB erklärte, unter Kemmerlings Leitung sei das Hänneschen  „stets ein Garant für großen Erfolg beim Publikum“ gewesen, seine Bedeutung für die Repräsentation Kölns sei groß. „Das jüngste beeindruckende Beispiel dafür ist der Rosenmontagszug im Hänneschen-Format“. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach  sagte: „Frau Kemmerling hat die Puppenspiele erfolgreich geführt. Ich bedanke mich von ganzem Herzen  für die geleistete und die noch kommende Arbeit.“

Aufhören, wenn es am schönsten ist

Kemmerling betonte, sie habe eine Auszeit im vorigen Jahr genutzt um nachzudenken und sei zu dem Schluss gekommen: „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.“ Das Hänneschen stehe „herzergreifend kölsch, seiner Tradition verpflichtet und gleichzeitig frisch und nach außen strahlend da“. Gerüchte, wonach sie mit ihrer Entscheidung einer Nichtverlängerung ihres Vertrages durch die Stadt zuvorgekommen sei, wies  Kemmerling gegenüber der Rundschau zurück. Ihr Entschluss stehe schon lange fest, sie habe ihn wegen der im Vertrag verankerten Sprechklausel aber erst im März der OB mitteilen können. Kemmerlings Vertrag war zuletzt 2017 für fünf Jahre verlängert wurden.

Im Ensemble  hatte es wiederholt  Kritik an ihrem Führungsstil gegeben, die  auch nach außen drang. 2018 wurde ein Mediationsverfahren gestartet, um die Konflikte beizulegen. Doch  jetzt sind sie wieder aufgeflammt. Ein anonymer Vorwurf aus der Belegschaft lautete: Kemmerling  habe den Hänneschen-Zoch zunächst abgelehnt und das Projekt lange Zeit ausgebremst.

Die Intendantin setzte sich mit ungewöhnlich deutlichen Worten zur Wehr. Es sei „leider Fakt, dass einige wenige Mitarbeitende die Atmosphäre seit Jahren vergiften und der Großteil des Ensembles (...) darunter zu leiden hat“, schrieb sie am Freitag auf der Hänneschen-Website. Die betroffenen Personen würden andere Kollegen „einschüchtern und bedrohen, wenn sie ‚auf der falschen Seite‘ stehen“. Als Führungskraft habe sie sich „stets mit besonderer Sorgfalt für das Wohl aller im Hause eingesetzt und eine offene und vertrauensvolle Gesprächskultur erarbeitet“. Später verschwand ihre Stellungnahme wieder von der Homepage .

Zugleiter Holger Kirsch sagte der Rundschau, nach einem Erstkontakt im Hänneschen am 23. Oktober habe es bis kurz vor Weihnachten gedauert, bis Kemmerling zugesagt habe. Diese zwei Monate Zeit hätte  man für die Zoch-Vorbereitung „gut gebrauchen können“, aber in den verbliebenen rund sieben Wochen habe die Hänneschen-Crew „überragend“ gearbeitet. Kemmerling bestätigte, dass sie „ erst mal Luft holen musste“, als die Idee des Puppen-Zochs an sie herangetragen wurde. Die Herausforderung sei riesig gewesen,  man habe parallel die Puppensitzung vorbereitet und nicht gewusst, wie sich die Corona-Pandemie auswirken würde. Außerdem habe man erst ein umsetzbares  Konzept für den Zoch entwickeln müssen. „Und dann haben wir Gas gegeben“, so Kemmerling.  

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