Nach der Schlägerei mit dem Stürmer des 1. FC Köln hat der Anwalt des Verdächtigen Kontakt zur Polizei aufgenommen.
Eklat um FC-Torjäger Tim LemperleVerdächtiger will sich nach Schlägerei offenbar stellen

Der Torjäger des 1. FC Köln, Tim Lemperle, wurde bei einer Schlägerei am Sonntagabend schwer verletzt.
Copyright: IMAGO/Jan Huebner
Nach dem Angriff auf Fußballprofi Tim Lemperle vor dem Partyschiff „Rheinroxy“ am Sonntagabend gibt es neue Entwicklungen: Wie aus Polizeikreisen zu erfahren war, hat der Anwalt des Verdächtigen Kontakt mit der Polizei aufgenommen. Der Verteidiger kündigte an, dass sich sein Mandant bei der Polizei stellen werde. Ein Zeitpunkt wurde nicht genannt. Die Ermittler hatten den Tatverdächtigen zuvor identifiziert.
Wie weiter zu erfahren war, soll der Angreifer dem Torjäger des 1. FC Köln mehrfach ins Gesicht geschlagen haben. Zunächst war von einem Schlag die Rede gewesen. Lemperle erlitt einen Nasenbeinbruch, eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde. Sein Einsatz im Aufstiegsfinale der 2. Fußball-Bundesliga am kommenden Sonntag (15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion/Sky) gegen den 1. FC Kaiserslautern ist nahezu ausgeschlossen.
In der Kölner Uniklinik wurde das stark lädierte Gesicht von Tim Lemperle fotografiert. Ein Polizist sprach von einem „stark angeschwollenen Gesicht“. Lemperle war nach weiteren Angaben aus Behördenkreisen zunächst nicht vernehmungsfähig. Wegen seiner erlittenen Verletzungen konnte er nicht zum Tatgeschehen befragt haben. Eine offizielle Vernehmung der Polizei stand auch am Dienstagnachmittag noch aus.
Alles zum Thema Polizei Köln
- 1. FC Köln vor dem Saisonfinale Was passiert am Sonntag um 17.30 Uhr?
- Messerangriff am Neumarkt Tatverdächtiger in der Kölner Innenstadt festgenommen – Haftbefehl erlassen
- Demos und Kundgebungen Tausende ziehen am Sonntag durch Köln – Polizei warnt vor Verkehrsbehinderungen
- Mit 43 Jahren Rapper Xatar tot in einer Kölner Wohnung gefunden
- Nagelbombenanschlag NSU-Mahnmal in Köln wird nicht vor 2028 gebaut
- Riskante Flucht Kölner Polizei findet Drogen und Bargeld
- Badeunfall im Rhein 36-Jähriger geht in Köln ins Wasser und bleibt vermisst
Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zu Vorfällen, die außerhalb unserer Gastronomie passieren, nicht äußern. Wir können zu den Vorkommnissen nichts sagen.
Am Dienstagvormittag hatte die Polizei eine Täterbeschreibung herausgegeben. Gesucht werde ein muskulöser, 1,70 Meter großer Mann. Nach Zeugenangaben trug der mutmaßliche Täter ein oranges T-Shirt und eine blaue kurze Jeans. Der Mann soll kurze, dunkle Haare haben. Nach dem Angriff auf Lemperle floh der Verdächtige in Richtung Innenstadt. Der FC-Profi soll gegen 21.30 Uhr auf dem Partyschiff mit einem Mann in Streit geraten sein. Zuerst sollen die Kontrahenten sich beleidigt und beschimpft haben. Die Polizei spricht von „verbalen Streitigkeiten“. Später hatte sich die Auseinandersetzung vor das Schiff ans Rodenkirchener Rheinufer verlagert. Dort soll der gesuchte Angreifer Lemperle schwer verletzt haben. Zuvor soll der FC-Stürmer seinen Kontrahenten mehrfach provoziert haben. Zwei Komplizen des Angreifers sollen ebenfalls geflohen sein. Hintergrund könnte laut Zeugen der Streit um eine Frau auf dem Partyschiff gewesen sein. Die Polizei wertet nun die Angaben der Zeugen aus.
Nach dem 2:1-Sieg am Freitagabend beim 1. FC Nürnberg hatte der neue FC-Trainer Friedhelm Funkel seiner Mannschaft für Sonntag freigegeben. Tim Lemperle nutzte dies für einen Besuch der „Daydrinking“-Veranstaltung auf der „Rheinroxy“. Daydrinking bezeichnet den Konsum alkoholischer Getränke am Tag und hat sich zu einem echten Gastronomie-Trend entwickelt. „Verabschiede dich vom gewöhnlichen Sonntagsbrunch. Pack deine Sonnenbrille ein, lass dich von den Klängen der Musik tragen und genieße deinen perfekten Sonntag im Aqua“, wirbt der Veranstalter. „Rheinroxy“-Geschäftsführer Frank Engels wollte sich am Dienstag nicht äußern. „Ich bitte um Verständnis, dass wir uns zu Vorfällen, die außerhalb unserer Gastronomie passieren, nicht äußern. Wir können zu den Vorkommnissen nichts sagen“, teilte Engels auf Anfrage der Rundschau mit.
1. FC Köln schweigt vorerst zu dem Vorfall
Auch beim 1. FC Köln gab man am Dienstag keine weitere Stellungnahme ab. Aus dem Geißbockheim war lediglich zu hören, dass man sich Gedanken darüber mache, wie mit dem Vorfall umzugehen ist. Sportdirektor Thomas Kessler hatte sich am Tag nach dem Eklat weitgehend bedeckt gehalten: „Wir sind über den Vorfall informiert. Tim wurde am frühen Sonntagabend tätlich angegangen und hat dabei Gesichtsverletzungen erlitten. Nach aktuellem Stand ist es unwahrscheinlich, dass er am kommenden Sonntag einsatzfähig sein wird.“ Die TSG Hoffenheim, der sich Lemperle im Sommer ablösefrei anschließen wird, ließ eine Anfrage dieser Zeitung zunächst unbeantwortet.
Tim Lemperle gilt in der Kölner Mannschaft als Wiederholungstäter. Auch an Weiberfastnacht war der 23-Jährige – entgegen der Absprache mit seinem Verein – feiern gewesen. Zu der Partygruppe zählte auch Linton Maina, der sich zwei Tage später bei der 0:1-Niederlage in Karlsruhe schwer verletzte. Lemperle war damals wegen einer Muskelverletzung nicht spielfähig gewesen. Die jüngste Eskapade stellt den negativen Höhepunkt einer Reihe von Undiszipliniertheiten dar, die sich Teile des FC-Teams zuletzt geleistet haben. Auch nach dem 1:1 gegen Regensburg zogen FC-Spieler noch um die Häuser. Sportchef Christian Keller und Trainer Gerhard Struber wurden nach der Blamage gegen den Absteiger von ihren Aufgaben entbunden.
Zur weiteren Aufklärung des Falles setzt die Polizei auch auf Zeugenhinweise. Die Beamten fragen: Wer hat am Heinrich-Lübke-Ufer verdächtige Beobachtungen gemacht? Wer hat einen Streit auf dem Partyschiff mitbekommen und kann Angaben machen? Hinweise an das Kriminalkommissariat 52 unter Ruf 0221 229-0.