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Kölns DrogenproblemeOB-Kandidat Greitemann überzeugt sich vom „Zürcher Modell“

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Markus Greitemann am Tor einer Züricher Einrichtung.

Markus Greitemann am Tor einer Züricher Einrichtung.

Nach einem Zürich-Besuch präsentiert Kölns OB-Kandidat seinen Plan gegen das Drogenproblem: Vier neue Zentren sollen Süchtigen Schutz und Betreuung bieten - aber nur mit Kölner Meldeadresse. Auf der Straße soll dann Schluss sein mit Deals und Szenetreffs.

Der Zugang ist ein notdürftig mit Sichtschutz abgehängtes Stahltor, auf angeklebten Papierzetteln ist der Hinweis auf die „Kontakt- und Anlaufstelle Kaserne“ zu lesen. Wer durch das Tor will, sucht Hilfe – und wird vor Betreten kontrolliert. Markus Greitemann, der für die Kölner CDU für das Amt des Oberbürgermeisters kandidiert, hat Einrichtungen wie diese vom viel diskutierten „Zürcher Modell“ zur Unterstützung Drogenabhängiger und Obdachloser vor Ort in der Schweizer Stadt Zürich mit seinem Team besichtigt. Zurück in seiner Heimatstadt erläuterte er, wie er seine Erkenntnisse der kurzen Reise hier umsetzen will.

Pläne für Köln: Vier Anlaufstellen für Bedürftige

„Wir müssen schnell ins Handeln kommen“, meinte Greitemann mit Blick auf die Situation an Plätzen wie Neumarkt oder Ebertplatz. Das Zürcher Modell sei dafür ein gutes Vorbild, das er im Fall eines Wahlsieges umsetzen wolle. Dazu gehöre, im Kölner Stadtgebiet vier Anlaufstellen für Menschen in prekären Lebenslagen zu eröffnen. Einen Raum für den Konsum harter Drogen solle es in den jeweiligen Gebäuden geben, aber auch ansprechende Aufenthaltsräume: „Es macht doch keinen Sinn, in einem Raum Heroin oder Crack konsumieren zu lassen und dann die Menschen berauscht auf die Straße zu schicken.“ Konsequent solle es in den Anlaufstellen Betreuung durch Sozialarbeiter und auch Psychologen geben. Zwei der Stellen sollen Greitemann zufolge links und weitere zwei rechts des Rheins entstehen. Am Neumarkt solle das aber nicht sein, dafür aber in einer Entfernung von ein bis zwei Kilometern von diesem heutigen Szene-Treffpunkt.

Die Anlaufstellen sollten unterschiedliche Öffnungszeiten haben. Ziel sei es, „die Szene in Bewegung zu halten“, also je nach Tageszeit von einer Anlaufstelle zur anderen zu lotsen. Dort wiederum solle minimaler Handel der Besucher untereinander wie in Zürich geduldet werden – Dealer dürfe es aber nicht geben. Es müsse umfassende Beratung zu Therapien, rechtlichen Fragen und Gesundheit geben, so Greitemann. Außerdem stellt er sich eine Vermittlung stabilisierter Betroffener in betreute Wohnungen vor. Seiner Meinung nach könnten die Zentren kurzfristig entstehen, beispielsweise wie in Zürich zunächst in improvisierten Containern. Die Kosten für das Programm würden für Köln etwa 27 Millionen Euro im Jahr betragen, rechnet der Kandidat vor.

Versorgt werden sollten allerdings nur Menschen, die in Köln gemeldet seien, um keine Klienten aus anderen Städten mit den Hilfsangeboten anzulocken. Dazu müssten Gespräche mit Landes- und Bundesbehörden geführt werden, um eine solche Linie rechtlich abzusichern.

Null-Toleranz und Repression als Ergänzung

Zudem sollten wie in Zürich alle Kontakte zu Betroffenen von den Hilfskräften dokumentiert werden. Auf diese Weise könne man nachvollziehen, so Greitemann, welche Unterstützung wirkungsvoll sei. Insgesamt gehe es um ein menschenwürdiges Leben für betroffene Abhängige und Obdachlose, aber auch für die Stadtgesellschaft, so Greitemann: „Verträglichkeit heißt: Wir vertragen uns.“

Durch dieses Konzept gebe es keinen Grund mehr für Betroffene, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten, beschreibt Markus Greitemann seine Erfahrung nach Gesprächen mit Verantwortlichen in Zürich.

Zudem aber müsse konsequent auf Repression gesetzt werden. Polizei und Ordnungsamt sollten eine „Null-Toleranz-Linie“ in Sachen Drogen fahren. Dazu gehöre unter anderem, den Handel mit Drogen im öffentlichen Raum konsequent zu unterbinden und Betroffene von den bisherigen Treffpunkten zu verweisen.

Im „links-grün dominierten“ Zürich, so der CDU-Politiker Markus Greitemann, seien alle Maßnahmen parteiübergreifend einmütig mitgetragen worden: „Ich nehme die Erfahrung mit, dass es sich lohnt, einen überparteilichen Konsens herzustellen.“ Konkret will Greitemann nun nach vier Standorten für Drogenzentren suchen, die Beratung, Konsum, Aufenthalt und konkrete Hilfen bieten. „Es wird auch darum gehen, das Vertrauen dafür bei den angrenzenden Nachbarn aufzubauen“, erläutert er.