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Tatort in KölnWie Jugendliche Anwohnenden am Kolpingplatz Schlaf und Nerven rauben

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Lautstarke und teils aggressive Jugendliche sorgen am Kolpingplatz für Ärger.

Lautstarke und teils aggressive Jugendliche sorgen am Kolpingplatz für Ärger.

Anwohnende berichten von grölenden und aggressiven Jugendlichen. Kölner Polizei erfasste bereits diverse Straftaten.

Am Kolpingplatz in der Innenstadt führen die Anwohner in diesen Wochen ungewöhnliche Gespräche. Es geht um Ohropax, Fenster mit Schallschutz oder ohne, Fernsehen schauen mit dem Kopfhörer oder das Glück von einer ruhigen Wohnung im Sauerland am Wochenende.

Die Anwohner an der Minoritenkirche wollen Ruhe und noch mal Ruhe. Nur darum drehen sich die Gespräche der genervten Mieter an dem idyllischen Platz. Denn es gibt keine Ruhe. Weder am Nachmittag noch der Nacht. Grölende und teils aggressive Jugendliche rauben den Bewohnern den Schlaf. „Sie schreien, kreischen, grölen, vermüllen den Platz, machen Party, Musik und urinieren an die Kirche“, berichtet eine Anwohnerin. Der Platz ist laut Polizei der neue Hotspot für junge Ukrainer, die besonders am Wochenende aus vielen Städten in Nordrhein-Westfalen nach Köln kommen. „Es wird sich in den sozialen Medien verabredet“, erklärt ein Polizeibeamter, der dort schon mehrfach im Einsatz war. Die Stadt spricht von einem neuen Ort, an dem die Jugendlichen „abhängen“. Doch die jungen Leute hängen dort nicht nur friedlich ab.

Die Kölner Polizei spricht von dreißig Straftaten, die gerade bearbeitet werden. Ein Behördensprecher zählt auf: 15 Einsätze wegen Belästigungen, zehn Einsätze wegen Randalierern, sieben Ruhestörungen, zehn Einsätze wegen verdächtiger Personen, drei Sachbeschädigungen, ein Drogendelikt, ein Raubdelikt, ein Brand, ein Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände und eine gefährliche Körperverletzung. Hinzu kommen diverse weitere Körperverletzungen. Die Vorfälle seien mehrheitlich den ukrainischen Jugendlichen zuzuordnen, berichtete ein Polizeisprecher der Rundschau. Seit dem März 2025 bis zum 25. Juli 2025 habe es am Kolpingplatz („An der Rechtschule/Richartzstraße/Minoritenstraße/Tunisstraße“) insgesamt 139 Einsätze gegeben. Dazu gehörten auch zwanzig Verkehrsunfälle und andere Vorfälle. Der Sprecher betont: „Die Polizei hat die bekannten Aufenthaltsorte der Jugendlichen in das örtliche Präsenzkonzept aufgenommen. Seither bestreifen wir den Kolpingpark verstärkt, auch unter Beteiligung der Bereitschaftspolizei“. Der Polizei sei der Kolpingplatz als Sammelpunkt ukrainischer Jugendlicher bekannt.

Kolpingplatz in Köln: Pfefferspray-Attacke und gestörte Außengastronomie

Die Anwohner hoffen inständig, dass sich an den Zuständen etwas ändert und haben ihre Geschichten zu erzählen. Ein Anwohner ist Opfer einer Pfefferspray-Attacke geworden. „Ich kam mit meinem Ehemann vom Einkauf, als es zu dem Angriff kam“, berichtet ein Mieter vom Kolpingplatz: „Mein Mann war erst einmal mal blind und hatte Schmerzen. Der Vorfall habe ihn gehörig mitgenommen“. Mittlerweile gehe es ihm wieder besser. Nun werde wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt, hieß es. Eine Mitarbeiterin in einem Geschäft berichtet von ständigen lauten Schreien von grölenden Jugendlichen, schon am Nachmittag. Im Restaurant „Piazzas“ wird berichtet, dass Gäste von der Außenterrasse nach drinnen gehen, weil sie sich belästigt fühlen. „Es kann doch nicht sein, dass wir jetzt hier mit geschlossenen Fenstern und Kopfhörern auf dem Sofa oder mit Ohropax ins Bett gehen, weil niemand eine Lösung hat. Wir wohnen hier seit 2001 und nie gab es so viel Ärger und Lärm wie in den letzten drei bis vier Jahren“, erzählt eine weitere Anwohnerin, die auch dem Ordnungsamt schon mehrfach ihr Leid geklagt hat. Die Nachbarn treffen sich regelmäßig auf der Straße oder den Lokalen und berichten von ihren Erlebnissen.

Ein Stadtsprecher erklärte Anfang Juli   bei einer ersten Berichterstattung der Rundschau zu der Problematik, dass sowohl Ordnungsamt als auch Stadt dauerhaft am Kolpingplatz im Einsatz seien und dies auch weiter tun werden. „Der Kolpingplatz ist seit März 2025 ein Dauerauftrag für das Ordnungsamt“, betonte der Sprecher. Ein Lärmwagen zur Überwachung der Lautstärke sei regelmäßig vor Ort. Nach Erkenntnissen der Verwaltung hatten sich die Jugendlichen erst an der Mörsergasse getroffen, nun hat sich der Treffpunkt zum Kolpingplatz verlagert. „Die städtischen Mitarbeiter konnten beobachten, dass die Jugendlichen nicht nur aus Köln und der Umgebung stammen, sondern auch bereits von weiter entfernt anreisen“, teilte die Stadt weiter mit. Laut Polizei kommen die Jugendlichen   besonders aus dem Ruhrgebiet nach Köln. In Gruppenchats in den sozialen Medien seien rund 1000 Teilnehmer aktiv. Seit März 2025 habe es 172 Einsätze am Kolpingplatz gegeben, allerdings nicht nur wegen der lautstarken Jugendlichen, sondern auch aus anderen Gründen, sagte ein Sprecher. Die Stadt führte außerdem seit März 2025 genau 458 Jugendschutzmaßnahmen an dem Platz durch.

Es wurde auch bereits Kontakt zum Kölner Verein „Blau Gelbes Kreuz“ aufgenommen. „Präventiv gab es bereits vor Ort ein Treffen mit dem Blau-Gelben Kreuz, um mit einem geeigneten Multiplikator die Jugendlichen für die Thematik zu sensibilisieren“, ergänzte der Sprecher. Der Verein leistet humanitäre Hilfe für die Ukraine.

An der Mörsergasse gab es in der Vergangenheit ähnliche Beschwerden. Dort hat beispielsweise der Sender „Eins Live“ seine Studios. „Beim WDR ist man froh, dass es jetzt ruhiger geworden ist“, teilte ein Polizist mit. Am Samstag wurde am WDR-Gebäude die Maus-Figur in Brand gesetzt. Der Tatort ist vom Kolpingplatz nur wenige Meter entfernt. Ob die Jugendlichen vom Kolpingplatz für die Tat verantwortlich sind, ist unklar. „Die Ermittlungen dauern an“, teilte die Polizei mit. Nach dem Brandanschlag auf die Maus-Figur hat der WDR Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der WDR habe einen Strafantrag wegen Sachbeschädigung und Brandstiftung gestellt, bestätigte eine Sprecherin.