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„Der Druck wächst“Wie es mit der Sanierung der Bühnen Köln weitergeht

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Ein Bild der Kölner Oper im Januar 2023 mit einem Balkendiagramm zur Kostensteigerung der Sanierung über die Jahre.

Die Kostenentwicklung der Bühnen-Sanierung über die Jahre.

Ein Jahr, zwei Monate und fünf Tage - so viel Zeit haben Bernd Streitberger und sein Team noch für die Bühnen-Sanierung. Derweil steigen die Kosten weiter. Alles in allem könnte das Projekt am Ende 1,04 Milliarden Euro verschlingen.

15 Millionen Euro sind für jeden normalen Angestellten eine enorme Summe Geld. Für die Bühnen-Sanierung jedoch scheinen 15 Millionen Euro Kostensteigerung nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Die Instandsetzung von Oper und Schauspielhaus soll am Ende bis zu 674 Millionen Euro kosten, das gaben gestern Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Sanierungschef Bernd Streitberger bekannt gegeben. Die Frage nach dem Geld rückt bei dieser fast unendlichen Geschichte aber immer mehr in den Hintergrund. Viel wichtiger ist die Frage nach dem Zeitplan: Streitberger und sein Team halten weiter an der Schlüsselübergabe am 22. März 2024 fest.

Ein Jahr, zwei Monate und fünf Tage verbleiben

„Der Druck wächst. Das kann man jeden Tag spüren“, erklärt Streitberger. Es gibt Gerüchte, dass der Zeitplan zu ambitioniert sein könnte. Skeptikern entgegnet der frühere Baudezernent der Stadt: „Es wird schwierig, das einzuhalten. Bei so einer Baustelle können immer unvorhergesehene Sachen passieren. Wir sind bestmöglich aufgestellt: Wir haben alle Pläne, wir haben alle Firmen, wir haben gute Objektüberwachungen und Planer. Wir haben alles, was wir brauchen. Wir müssen es nur noch machen.“

Die Oberbürgermeisterin gibt sich ebenso sicher über den Zeitplan. Findet aber auch noch einmal deutliche Worte zum Projekt: „Es ist und bleibt ein Desaster, was da geschehen ist. Es ist sehr teuer und es hat sehr lange gedauert. Und ich bin sehr froh, Gewissheit zu erlangen, dass ich diese Oper in meiner zweiten Amtszeit eröffnen kann. Davon gehe ich fest aus.“ Auf Nachfrage, wann genau die Eröffnung geplant ist, entgegnet Reker: „Ich gehe von der Spielzeit aus. Ob es September wird oder eine fulminante Eröffnung im Frühjahr, das kann ich wirklich nicht sagen.“

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Die Kosten im Überblick

Die Kostenfrage scheint allmählich geklärt: Die Baukosten sollen am Ende zwischen 664,88 Millionen und 674 Millionen Euro betragen – 15 Millionen mehr als noch beim letzten Stand im November 2022. Verträge mit Firmen sind bereits über eine Summe von 599,2 Millionen Euro geschlossen, 512,5 Millionen Euro bereits ausgezahlt. Das Problem: Der Stadtrat muss mindestens weitere 22,2 Millionen Euro freigeben. Die Unterlagen bereitet die Verwaltung laut Streitberger gerade vor. Im neuen Fortschreibungsbeschluss soll auch die aktuelle Summe der Finanzierungskosten stehen. Bisher werden diese mit 239 Millionen angegeben. Zusätzlich stehen noch die Interimskosten mit 130 Millionen Euro zu Buche. Unterm Strich bedeutet das alles in allem: 1,04 Milliarden Euro.

Vergleiche trüben die Stimmung

„Ich bin immer in der Situation, dass ich verglichen werde damit, was in anderen Städten funktioniert und was es da kostet. Und da möchte ich auch, dass man vergleichbares vergleicht. Aber es ist natürlich das teuerste Projekt für die Kölnerinnen und Kölner“, kommentiert Reker die von Streitberger kommunizierten Finanzierungskosten. Das habe es bei vergleichbaren Projekten in anderen Städten nicht gegeben. Paradebeispiel ist die Elbphilharmonie in Hamburg, die rund 870 Millionen Euro gekostet hat. Finanzierungskosten seien nie kommuniziert worden.

Auch der Vergleich mit der Situation 2015 bleibt nicht aus. Damals hat es schon einmal einen Termin für die Fertigstellung gegeben, der Druck war immens. Damals wurde versucht, alles parallel fertig zu stellen. Das Resultat: Die Verantwortlichen haben den Termin gekippt und mittlerweile sieben Jahre lang weitersaniert. „Mit 2015 verglichen zu werden, ist schon ziemlich heftig.“ 2015 habe es keine Ausführungsplanungen gegeben, heute schon. „Es gab Bedenkenanzeigen der Firmen im hohen zweistelligen Betrag. Wir haben jetzt in zwei Jahren Bauzeit vier Bedenkenanzeigen bekommen. Das heißt, wir haben einen sehr geordneten Bauablauf.“ Es würden zwar Arbeiten parallel stattfinden, aber dafür räumlich getrennt.

Das wird aus Depot und Staatenhaus

„Im Moment machen wir das nicht“, antwortet die 66-Jährige auf die Frage, ob die Stadt plant, sich eine Rückkehr ins Interim noch offen zu halten. Alles deutet also daraufhin, dass der Musical Dome , den die BB Group betreibt, dann vom Hauptbahnhof ins Staatenhaus zieht. Die Stadt will einen Erbpachtvertrag mit der BB Group schließen. Das Depot könnte langfristig als rechtsrheinische Spielstätte erhalten bleiben. Für beide Häuser gibt es derzeit noch die Option, die Verträge anzupassen, falls die Schlüsselübergabe doch später erfolgen sollte.

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