Kölns EM-Beauftragter im InterviewDas sind die Pläne für den Fußballsommer 2024

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Public Viewing in Köln

Public Viewing bei der WM 2006 am Rheinufer

Köln – Hans Stommel (59) arbeitet bereits seit 43 Jahren für die Stadt, jetzt ist er im Sportamt EM-Beauftragter. Thorsten Moeck sprach mit ihm über Fan-Dörfer und Lärmschutz.

Wie viele Tage sind es noch bis zum Start der Fußball-EM 2024?

Da muss ich auf die Countdown-Uhr schauen, die alle Organisatoren von der Uefa bekommen haben. Meine steht auf dem Schreibtisch. Es sind noch 711 Tage bis zum Start, Köln muss einen Tag länger warten. Als ich die Uhr bekam, waren noch mehr als 1400 Tage und ich dachte: Das ist noch lange hin. Jetzt steigt die Anspannung doch täglich, denn es sind für uns nur noch zwei Jahre. Für dieses tolle und prominente Projekt, das zugleich eine Mammutaufgabe bedeutet, ist das eine sehr kurze Zeit.

Hat ihr Arbeitstag noch acht Stunden oder schon mehr?

Es überwiegen die Tage, an denen ich mehr arbeite. Man darf ja nicht vergessen, neben der Uefa Euro 2024 haben wir die Basketball-EM im September, das Final4 im Handball, das DFB-Pokalfinale der Frauen, den Come-Together-Cup, um nur einige Großevents aufzuzählen. Hierfür habe ich derzeit rund 20 Mitarbeitende, die mit Leidenschaft bei der Sache sind.

Wer sich als Austragungsort bewirbt, muss mehr als nur ein Stadion zur Verfügung stellen. Es wird Public Viewing im Tanzbrunnen und auf dem Heumarkt geben. Der europäische Fußballverband Uefa stellt sogar die Videowände zur Verfügung. Die Anwohner sind nicht begeistert.

Wir befinden uns in der Planungsphase, beide Orte sind von uns für Public Viewing geblockt worden. Denn die Fans, die nach Köln kommen, werden sich im erweiterten Innenstadtbereich bewegen. Auch benötigen wir zwei räumlich getrennte Public-Viewing-Bereiche, sollte eine Fan-Trennung erforderlich werden. Im Vergleich zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 haben wir heute jedoch ganz andere Möglichkeiten der Fan-Steuerung und Einflussnahme. Beispielsweise über Social-Media-Kanäle und die digitalen Werbetafeln in der Stadt. Wir beziehen auch gerne die Anwohnenden in unsere Planungen ein und erläutern die Hintergründe.

Am Tanzbrunnen soll ein Fan-Dorf entstehen.

Genau. Insgesamt wird die Lenkung der Fans über unsere Angebote funktionieren. Am Tanzbrunnen liegt der Fokus, dies ist die Hauptspielwiese, wo es ein sehr schönes Bühnenprogramm geben wird. Wir kennen die Bedenken der Anwohnenden und werden versuchen, die Altstadt durch Angebote im Tanzbrunnen möglichst stark zu entlasten. Generell müssen wir aber zum Fan gehen, denn niemand kommt auf die grüne Wiese, um dort Fußball zu schauen.

Wenn kölsche Bands im Tanzbrunnen spielen, könnte das den britischen oder italienischen Fan nicht ganz so interessieren, oder?

Die Besucher aus anderen Ländern kommen ja, neben dem Fußball, einerseits wegen der Sehenswürdigkeiten der Stadt zu uns, andererseits wegen der Gastfreundschaft der Menschen hier. Ich denke, die Stimmung wird eine große Rolle spielen, deshalb ist es am Ende gar nicht so entscheidend, wer da auf der Bühne steht. Wenn die Kölnerinnen und Kölner dort feiern, werden andere Menschen ja mitgezogen.

Normalerweise wird im Tanzbrunnen penibel darauf geachtet, dass um 22 Uhr der letzte Ton gespielt ist. Sonst droht juristischer Ärger. Gilt das bei der EM nicht?

Wir gehen davon aus, dass es während der EM 2024 eine bundesweite Sonderregelung geben wird.

Ihr Wunsch ist es, dass Köln Fan-Hauptstadt wird, weil viele Spielorte von hier aus gut zu erreichen sind.

Wir freuen uns über Besucherinnen und Besucher und Fans sollten nicht als potenzielle Unruhestifter gesehen werden. Grundsätzlich erwarten wir friedliche, feierfreudige Menschen aus ganz Europa, die Lebensfreude und natürlich auch Geld in die Stadt bringen. Wir sind nun mal in Köln das Einfallstor im Westen. Vier Spielorte allein in Nordrhein-Westfalen, dazu Frankfurt und selbst Stuttgart kann man von hier aus per ICE in gut zwei Stunden erreichen. Wir sind interessant für viele Fans.

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Zu ihren Wünschen gehört freie Fahrt in den öffentlichen Verkehrsmitteln während der EM. Wie realistisch ist das?

Das ist eine politische Entscheidung, dabei geht es um eine bundesweite Lösung und nicht allein um einen Kölner Sonderweg. Aber ich bin sehr optimistisch.

Sind sie Fußball-Fan?

Ja, natürlich bin ich Fan des 1. FC Köln. Seit der Kindheit. Ich habe aber immer Handball gespielt, damals beim PSC Pulheim.

Als EM-Beauftragter könnten sie vermutlich leichter an Tickets gelangen als andere Menschen. Hat sich ihr Freundeskreis schon vergrößert?

Vielleicht werde ich auch mal im Stadion sein, aber vermutlich werde ich so viele administrative Aufgaben haben, dass für die Spiele wenig Zeit bleibt. Tatsächlich erreichen mich jetzt schon Anfragen für Tickets. Aber so funktioniert das natürlich nicht. Wir haben hier auch keinen Zugriff auf Karten.

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