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Maike LuhmannKölner Professorin ist auf der Suche nach dem Glück

Lesezeit 3 Minuten

Maike Luhmann erforscht das Glück. Die 35-jährige Juniorprofessorin an der Universität zu Köln ist existenziellen Gefühlsfragen mit empirischer Wissenschaft auf der Spur: Was macht glücklich? Wovon hängt das subjektive Wohlempfinden ab? Welche Lebenslagen beeinflussen wie stark die Zufriedenheit?

„Mich interessiert, ob man die grundsätzliche Lebenszufriedenheit eines Menschen ändern kann“, erklärt die Psychologin. „Lange Zeit ging man davon aus, dass sie sehr eng mit der Persönlichkeit zusammenhängt und sehr stabil ist.“ Daraus entwickelte sich die Theorie vom Set Point, einer Art individuellem (Un)-Glückszustand, zu dem man nach Ausschlägen nach oben und unten stets zurückkehrt. Etwa der Lotto-Gewinner, der nach der ersten Euphorie schnell merkt, dass Geld und Konsum nicht alles sind.

Partnerschaft, Job, Kinder, Gesundheit sind wichtige Einflussfaktoren: „Das Wohlempfinden ist durchaus veränderbar.“ Auch politisch eröffne diese Erkenntnis Chancen, „Maßnahmen für eine größere Zufriedenheit der Bürger auf den Weg zu bringen“, sagt die Kölner Grundlagenforscherin. Das Leben ist also kein hedonisches Hamsterrad im ewigen Streben nach Besserem, das langfristig doch nichts bringt.

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Aber Fortune ist ein flatterhaftes Wesen: Mit großen Datensammlungen öffentlicher sozio-ökonomischer Panels, Umfragen und Experimenten setzt Professorin Luhmann auf einen Methodenmix, um die schwer fassbaren Phänomene zu analysieren. Studien ergaben – im Durchschnitt betrachtet –, dass äußere Faktoren viel bewirken, einige kurz, andere nachhaltig: Heiraten zum Beispiel erzeuge nur kurz ein Hochgefühl, dann sinke das Glückslevel wieder auf das Normalniveau. Scheidungen trüben die Stimmung – auch das verursache aber im Schnitt kein dauerhaftes Tief.

Anders dagegen wirken sich Arbeitslosigkeit und Krankheit gravierend negativ aus. „Mich interessiert, was genau die Unterschiede der Gefühlsausprägungen bei solchen Ereignissen ausmacht.“

Maike Luhmann gehört zu den glücklichen Wissenschaftlerinnen, die Karriere und Familie gut unter einen Hut bekommen. „Dank eines tollen Mannes und Unterstützung der Hochschulen“, sagt die 35-Jährige, die an der FU Berlin promovierte und an der University of Chicago und University of Illinois forschte. Als 2013 ihr Kind geboren wurde, ging sie in Elternzeit; ihr Mann übernahm eine Psychologie-Professur in Köln. Maike Luhmann trat 2014 eine Juniorprofessur im Uni-Department für Psychologie an.

Wie wird man glücklicher?

Wie wird man glücklich(er)? Das wird die 35-Jährige oft gefragt. „Da verweise ich an Kollegen in der Angewandten Psychologie oder seriöse Ratgeber.“ Ein Glückstagebuch könne helfen, sich auch kleine Hochs bewusster zu machen. Eine gute Partnerschaft mache im Durchschnitt zufriedener. Die Geburt eines Kindes steigere zwar das emotionale Wohlbefinden, aber nicht selten sinke erst einmal die Zufriedenheit in Sachen Beziehung, ermittelte Luhmann bei der Auswertung vieler Studien einen Trend.

Grundsätzlich gebe es unterschiedliche Glücks-Persönlichkeiten: Die emotional Stabilen, besser Aufgelegten, und die eher Unzufriedenen, die das Glas als halb leer statt halb voll betrachten. Am Happy-Faktor zu arbeiten lohne sich jedenfalls: „Zufriedenen Menschen passieren positivere Dinge, sie sterben später, sind produktiver.“ Warum, ist noch ziemlich unklar.

Zum Glück gesellt sich aktuell für die junge Professorin die Einsamkeit als neues Thema. Auf ihrem Schreibtisch liegt gerade eine Kurvengrafik, die die Ausprägung des Alleinseins auf einer Altersskala abbildet: Ab 80 Jahren explodiert das Einsamkeitsgefühl, aber auch bei den 30- und 60-Jährigen gibt es auffällige Steigerungen. Warum? Maike Luhmann: „Ja, die Fragen gehen mir nie aus!“