Die Stadt Köln schreibt die Veranstaltung am Rudolfplatz neu aus und fordert höhere Gebühren.
Neue AusschreibungStreit um Feierabendmarkt auf dem Rudolfplatz

Alkohol wird auf dem Feierabendmarkt am Rudolfplatz nicht immer regelkonform verkauft.
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Seit zehn Jahren gibt es den Feierabendmarkt „meet & eat“ auf dem Rudolfplatz. Gestartet war er als besondere Attraktion: Ein Wochenmarkt, auf dem man auch direkt vor Ort zubereitete Speisen kaufen kann. Zu Trinken braucht man dazu natürlich auch etwas, im Feierabend für manche gerne Alkohol. Dessen Ausschank aber ist auf Wochenmärkten verboten. Also fanden Betreiber und Stadtverwaltung einen Kompromiss. Alkohol darf nach einer Sondervereinbarung ausschließlich in Verbindung mit Speisen ausgegeben werden. Faktisch funktioniert das aber nicht. Mehrfache Beobachtungen vor Ort haben gezeigt, dass es keinerlei Nachfragen gibt, wenn man Wein, Champagner oder Aperol Spritz an den Ständen kauft.
Darüber hinaus gibt es auch keinen auffälligen Hinweis auf die wichtige Regel, die wesentliche Vertragsgrundlage zwischen Stadt und Marktbetreiber ist. Stattdessen findet man zahlreiche Schilder, die auf Karten- oder Bargeldzahlung, angebotene Eiswürfel oder eben Alkohol hinweisen. Und echte Marktstände wie auf Wochenmärkten, die nur Obst und Gemüse anbieten, sucht man zwischen professionellen Foodtrucks vergebens.
"Gelegentliche" Kontrollen der Stadt
Die Überprüfung des Alkohol-Verbots ohne Speisenkauf liegt in erster Linie beim Veranstalter, heißt es von der Stadt: „Kontrollen durch die Stadtverwaltung erfolgen gelegentlich, bisher wurden keine Verfehlungen festgestellt.“ Trotzdem sind solche regelmäßig zu beobachten.
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Auf Anfrage der Rundschau hat die Stadtverwaltung deshalb bestätigt, dass sie den Markt neu ausschreiben wird. Dazu und zur Kontrolle des Alkohol-Verbots ohne Speisen ließ der Veranstalter eine Presseanfrage tagelang unbeantwortet. Stattdessen wandte er sich per Instagram an die Öffentlichkeit und spricht von einem drohenden „Aus“ für den beliebten Markt.
Klassische Wochenmärkte zahlen weniger Gebühren an die Stadt als Feierabendmärkte, auf denen offiziell Alkohol ausgeschenkt wird. Auf dem Rudolfplatz wird bisher aber zum günstigen Wochenmarkt-Tarif abgerechnet – was angesichts der veränderten Ausrichtung nun Geschichte sein soll. Ein Ende für den Markt bedeutet das freilich nicht, es kostet für den Veranstalter ein Vielfaches, also gleich teuer wie auf anderen Feierabend-Märkten.
Politiker üben Kritik
Trotzdem gab es aus der Politik am Wochenende im Internet schon zugespitzte Meinungen zu dem Thema. Es ist schließlich Wahlkampf, und ein vermeintlich drohendes Ende des Marktes auf dem Rudolfplatz scheint einen populären Nerv zu treffen. Birgitta Nesseler-Komp, Leiterin des „Arbeitskreises Ernährung und Landwirtschaft“ der Kölner CDU, setzt sich für den Fortbestand des „meet & eat“-Marktes ein: „Wir kämpfen für den Erhalt dieses wunderbaren Konzepts. Es ist ein Stück Lebensqualität.“ Die SPD spricht sich ebenfalls für die Veranstaltung als Wochenmarkt aus und hat angekündigt, an diesem Montag einen Dringlichkeitsantrag in den Hauptausschuss zu bringen.
Es sieht also so aus, als ob wesentliche politische Kräfte im Rathaus von der Entwicklung überrascht worden seien. Ganz stimmen kann das aber nicht: Nach Informationen der Rundschau war seit Monaten im Rechnungsprüfungsausschuss über die Konditionen für den Markt diskutiert worden. Die Stadt hatte zwar argumentiert, dass zwar die günstigen Gebühren für Wochenmärkte bei „meet & eat“ gelten, wegen einer Sondervereinbarung aber nicht das Alkoholverbot. Aus der Politik hatten einige – auch wegen der beobachteten Verstöße gegen die Vorschrift, Alkohol nur in Verbindung mit Speisen abzugeben – auf eine Neuregelung gepocht.