Zum 75. GeburtstagAlt-OB Schramma bekommt Ständchen und muss FC-Karte abgeben

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Zum 75. Geburtstag von Alt-OB Fritz Schramma (M.) gratulierten OB Henriette Reker und Sänger Ludwig Sebus.

Zum 75. Geburtstag von Alt-OB Fritz Schramma (M.) gratulierten OB Henriette Reker und Sänger Ludwig Sebus.

Köln – Bei einem Empfang im Historischen Rathaus zum 75. Geburtstag von Fritz Schramma (CDU) am 27. August hat Oberbürgermeisterin Henriette Reker (65, parteilos) am Freitag die Verdienste ihres Vorvorgängers gewürdigt. Mit „lieber Fritz“ und „willkommen an einem Ort, an dem seit 2000 Jahren Politik gemacht wird für Köln“, begrüßte Reker den früheren Amtsinhaber, der von 2000 bis 2009 neun Jahre lang die Geschicke der Stadt lenkte.

Kölner Oberbürgermeister

11 Männer und eine Frau hatten seit 1945 das Oberbürgermeisteramt in Köln inne, darunter auch für fünf Monate der spätere Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU). Mit knapp 19 Jahren am Stück war Norbert Burger (SPD) von 1980 bis 1999 am längsten im Amt, gefolgt von Theo Burauen (SPD), der 17 Jahre von 1956 bis 1973 amtierte.

Nach dem überraschenden Tod des CDU-Oberbürgermeisters Harry Blum im März 2000 nach nur einem halben Jahr im Amt gewann Fritz Schramma (CDU) im September 2000 die vorgezogene OB-Wahl gegen Anke Brunn (SPD). Gemäß NRW-Wahlrecht dauerte seine Amtszeit neun Jahre bis 2009. Nach dem Einsturz des Stadtarchivs im März 2009 verzichtete Schramma auf eine erneute Kandidatur.

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Schrammas Nachfolger Jürgen Roters (SPD, Foto) gewann die OB-Wahl 2009 mit 54,7 Prozent. Seine Amtszeit dauerte sechs statt der üblichen fünf Jahre, um die Termine für die Ratswahl und die Oberbürgermeisterwahl ins selbe Jahr legen zu können. Roters trat nicht erneut an. Im Oktober 2015 gewann Henriette Reker (parteilos) die OB-Wahl mit 52,7 Prozent gegen Jochen Ott (SPD). Sie ist die erste Frau in diesem Amt, wurde 2020 wiedergewählt. (fu)

Der Christdemokrat habe vieles in und für Köln auf den Weg gebracht, so die OB, darunter die Erweiterung der Messe, die Umgestaltung zentraler Plätze und Quartiere wie Heumarkt und Rheinauhafen sowie den „Neubau des Rheinenergie-Stadions durch die Stadt, dank dessen Köln überhaupt erst Austragungsort für das Fußball-Sommermärchen 2006 werden konnte“. Auch Schrammas Einsatz für den Bau der Zentralmoschee in Ehrenfeld hob die OB hervor, damit habe er den Muslimen in Köln zur Sichtbarkeit verholfen.

„Echter Kümmerer": Reker hebt Politische Arbeit hervor

Er habe aber nicht nur im Stadtbild Spuren hinterlassen, man verdanke ihm auch immaterielle Institutionen wie die von Fritz Schramma und seiner Frau Ulla gegründete Opferhilfe. Der Ex-OB habe den Rat der Religionen und den Ausländerbeirat gegründet (der heute Integrationsrat heißt) sowie die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik. Das seien „Themen, die auch zu meinen Herzensanliegen gehören, die ich gerne weitergeführt habe“, so Reker, die betonte: „Viele Kölnerinnen und Kölner haben dich als einen echten Kümmerer erlebt, der aufs Engste verbunden war und verbunden ist mit seiner Heimatstadt.“ Man sei zwar nicht immer einer Meinung, was gut sei für Köln, sagte Reker, doch klar sei: „Diese Stadt liegt uns beiden wirklich am Herzen. Du willst immer nur das Beste für diese Stadt.“

Ausdrücklich würdigte sie auch den Einsatz von Ulla Schramma: Ohne den Rückhalt und die Unterstützung des Ehepartners könne man die Belastungen im OB-Amt gar nicht bewältigen. Er habe sie ja noch vorher gewarnt, als OB müsse man „sein Privatleben an der Garderobe abgeben“, erzählte Reker. „Ich wusste nicht wirklich, was auf mich zukommt.“

„Es tut mal ganz gut, so etwas zu hören“

Schon vor zehn Jahren sei Schramma „auf die queere Szene zugegangen“, auf Menschen mit Behinderungen, auf die nichtchristlichen Religionsgemeinschaften. „Das hat dir nicht immer nur Zustimmung eingebracht. Aber du bist einfach deinen Weg gegangen mit deiner Haltung.“ Und auch nach seiner Zeit als OB habe er sich weiterhin auf vielfältige Weise für die Menschen in Köln engagiert.

„Es tut mal ganz gut, so etwas zu hören“, bekannte Schramma nach der Lobrede. Er sei dankbar, dass er 75 Jahre in Frieden in seiner Heimatstadt Köln habe leben können. Sein Dank galt auch seinen anwesenden Freunden, darunter Sänger Ludwig Sebus, der ihm ein Ständchen zum Besten gab. „Fritz ist sozusagen mein Ziehsohn“, meinte Sebus, der vorige Woche seinen 97. Geburtstag gefeiert hatte. Weitere Gäste waren Ex-Arena-Chef Ralf Bernd Assenmacher, Ex-Hänneschen-Intendantin Frauke Kämmerling, Carola Blum und CDU-Ratsherr Ralph Elster.

Einen Seitenhieb auf den 1. FC Köln konnte sich Schramma nicht verkneifen. Wenige Tage vor seinem 75. Geburtstag habe ihm sein Lieblingsverein, dem er seinerzeit den Bau des neuen Stadions ermöglicht habe, „nach 20 Jahren meine Ehrenkarte weggenommen. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, da habe ich wenig Verständnis für, so viele Ex-OBs gibt es gar nicht in Köln. Aber die Begründung war: Sparsamkeit.“

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