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Interview

Helene Fischer über Köln
„Jedes Mal fühlt es sich an, als würde die Stadt einen umarmen“

3 min
Helene Fischer

Helene Fischer

Helene Fischer kehrt nach der Babypause 2026 auf die Bühne zurück und ist Ende Juni auch in Köln. Was sie mit der Domstadt verbindet und wie sie Weihnachten empfindet, das verrät sie im Interview mit der Rundschau.

Wie steht ein Schlagerstar zum Lied „Stille Nacht“, vor dessen inflationären Gebrauch eine nach diesem benannte Gesellschaft in Österreich nun warnt? Und wie sieht es mit dem Besuch von Weihnachtsmärkten aus? Jan Sting stellte Helene Fischer Fragen zur Weihnachtszeit.

Nach Ihrer Babypause gehen Sie 2026 auf große Stadion-Tournee. Aber sicherlich hat die Zeit etwas mit Ihnen gemacht, werden 750.000 Fans eine veränderte Helene Fischer erleben?

Ich glaube, jeder Entwicklungsschritt im Leben verändert einen Menschen – und das spürt man auch im Künstlerischen. Was sich bei mir verändert hat, ist die innere Ruhe. Ich gehe mit einer anderen Klarheit in diese Tour, mit mehr Fokus auf das Wesentliche. Die 360°-Bühne passt zu dieser Haltung: Sie ist offen, durchsichtig, ehrlich. Man kann sich dort nicht verstecken, und das möchte ich auch nicht.

Mit Ihrer neuen Tournee feiern Sie auch 20 Jahre auf der Bühne, Ende Juni kommen Sie nach Köln, ins Rheinenergie Stadion. Was verbinden Sie mit der Stadt?

Köln ist für mich ein Stück musikalisches Zuhause geworden. Das Publikum dort ist unglaublich direkt und herzlich – man spürt vom ersten Moment an, ob man die Menschen erreicht. Diese Echtheit liebe ich. Viele meiner größten und emotionalsten Shows fanden in Köln statt. Jedes Mal fühlt es sich an, als würde die Stadt einen umarmen.

Es soll in der Mitte der Stadien eine 360-Grad-Bühne und Laufstege geben. Ihre Auftritte sind gar nicht so ungefährlich. Sie haben sich im Sommer 2023 in Hannover bei einer Akrobatiknummer verletzt. Werden Sie vorsichtiger, jetzt da Sie zweifache Mutter sind?

Sicherheit ist für mein Team und mich immer ein grundlegendes Thema. Die neue Show setzt ohnehin weniger auf risikoreiche Stunts und dafür viel stärker auf die Kraft der Präsenz. Die 360°-Bühne wirkt auch ohne Höhenakrobatik unglaublich intensiv, weil sie mich ständig mit dem Publikum verbindet. Das ist kraftvoller, als jeder Flug es jemals sein könnte.

Sie bringen passend zur Adventszeit jetzt ein Weihnachtsalbum für Kinder heraus, wie ist die Idee entstanden?

Ich wollte ein Album schaffen, das die Leichtigkeit und Wärme dieser Zeit einfängt – ein musikalisches Licht im dunklen Winter.

Kinder hören Musik anders: unmittelbarer, offener. Das hat mich inspiriert, etwas zu schaffen, das sanft, liebevoll und zugleich energiegeladen ist.

Sie bekannten sich bei der dpa zu Ihrer Liebe zur Weihnachtszeit. Singen Ihre Töchter unter dem Weihnachtsbaum schon mit?

Musik ist immer in meinem Umfeld präsent – ob bewusst oder nebenbei. Und Weihnachten hat für mich eine besondere Klangfarbe.

„Stille Nacht“ sei Ihr Lieblings-Weihnachts-Lied, sagen Sie. Es ist auch eine Friedensbotschaft. Welche Wünsche verbinden Sie damit?

„Stille Nacht“ hat für mich etwas Zeitloses. Es erinnert mich jedes Jahr daran, dass Frieden nicht nur ein großes politisches Wort ist, sondern im Alltag beginnt – im Umgang miteinander, im Zuhören, im Loslassen. Mein Wunsch wäre: mehr Stille, mehr Weichheit, mehr Menschlichkeit.

Die „Stille Nacht Gesellschaft“ in Österreich warnt, dass der Charakter des Lieds verloren gehe, wenn es allzu oft und zu früh gespielt werde. Wie schätzen Sie das ein?

Ich verstehe diesen Gedanken sehr gut. „Stille Nacht“ lebt von seiner Reduktion. Von einem Moment der Ruhe. Wenn man es inflationär einsetzt, verliert es etwas von seinem Zauber. Manchmal ist ein selten gehörter Klang viel kraftvoller als ein allgegenwärtiger.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer bezeichnete Weihnachtsmärkte zuletzt als „Türen in eine andere Welt“. Kritiker hingegen können den „kommerziellen Rummel“ nicht mit einer besinnlichen Zeit in Einklang bringen. Was empfinden Sie beim Besuch eines Weihnachtsmarkts, bei Glühwein und singenden Elchen?

Weihnachtsmärkte sind wie kleine Bühnen des Lebens. Es gibt den Trubel, den Lärm, die Lichter – und gleichzeitig diese stillen Augenblicke: ein Lachen, ein vertrauter Duft, ein unerwarteter Moment der Freude. Es kommt sehr darauf an, wo man hinschaut. Für mich sind Weihnachtsmärkte eine Mischung aus Tradition und Leichtigkeit.

Haben Sie überhaupt die Chance, unbehelligt auf einen Weihnachtsmarkt zu gehen?

Mit Umsicht und dem richtigen Timing – ja. Und ich freue mich über jede Begegnung, die respektvoll und spontan entsteht.

Sie werden auch mit Taylor Swift verglichen. Würden Sie mit ihrer Rolle als permanent beschatteter Persönlichkeit tauschen wollen?

Taylor Swift geht einen außergewöhnlichen Weg, und ich bewundere ihre Stärke und ihren Einfluss. Aber ich würde nicht tauschen wollen. Ich schätze die Balance zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, die ich in meinem Umfeld leben kann. Freiheit ist ein kostbares Gut.