Köln – Die Stadt Köln will den Ende August 2022 auslaufenden Vertrag mit Opernchefin Birgit Meyer nicht verlängern. Die Kultursprecher der Ratsfraktionen wurden über diese Absicht von Oberbürgermeisterin Henriette Reker informiert. Die gebürtige Kölnerin Meyer hatte ihr Amt 2012 angetreten, und dem Vernehmen nach sieht die OB nach zehn Jahren einen Wechsel als sinnvoll an.
„Das ist jetzt erst einmal Verwaltungshandeln“, sagt Grünen-Kultursprecherin Brigitta von Bülow. Tatsächlich braucht die Stadtspitze bei Nichtverlängerung kein Votum der Politik, die sich allenfalls per Antrag dagegen stellen könnte. Doch ohnehin stockt das politische Geschäft nach der Kommunalwahl noch, da sich bislang keine Koalition formiert hat.
Geballtes Schweigen
Offenbar stockt momentan auch die Kommunikation zwischen Intendantin und Reker. Stadtsprecher Alexander Vogel: „Ich kann nur bestätigen, dass es Gespräche gegeben hat.“ Er erwarte eine klare Äußerung der Stadt für heute oder morgen. An diese diplomatische Formel hält sich auch Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach, die in die Beschlussfassung anscheinend nicht eingebunden war. Und die Betroffene? Birgit Meyer erklärte nur: „Es hat Gespräche zwischen Frau Reker und mir gegeben. Die entsprechenden Inhalte zu kommunizieren, obliegt der Stadt.“
Für SPD-Kultursprecher Klaus Schäfer ist Rekers Entscheidung „keineswegs zwingend. Frau Meyer meistert in der Oper Corona, soweit man das überhaupt meistern kann“. Über ihr Bleiben in Köln „hätte man eine intensive Debatte führen können und müssen – ob es dann gleich eine Verlängerung um fünf Jahre hätte sein müssen, s teht auf einem anderen Blatt“. Nach Informationen dieser Zeitung lag aber auch eine kürzere Zusatzlaufzeit auf dem Tisch.
CDU-Kollege Ralph Elster verweist darauf, „dass künstlerische Verträge eben grundsätzlich befristet sind“ und man nach langer Amtszeit „eben auch ein bisschen Bewegung erwartet“. Die jetzige Entscheidung sei zeitlich notwendig, „denn nur so ist eine sichere Vorbereitung der Spielzeit 2024/25 möglich“. Zu diesem Zeitpunkt rechnet der CDU-Politiker mit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs am Offenbachplatz und empfiehlt zur Kandidatensuche eine Findungskommission.
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Damit ist Ulrich Wackerhagen (FDP) zwar einverstanden, versweist aber darauf, „dass man jetzt sehr, sehr schnell“ die Nachfolge klären müsse, da er das Zeitfenster schon für ziemlch schmal hält. „Ich kann einerseits Frau Meyer verstehen, dass sie gern das Haus am Offenbachplatz eröffnet hätte, andererseits kann ein Neuanfang auch eine Chance für das Publikum und die Künstler sein, die hier vorher nicht zum Zuge kamen.“
Vertragsverlängerung bereits erst nach Hängepartie
Schon Meyers Vertragsverlängerung im Jahr 2016 war eine wochenlange Hängepartie vorausgegangen, in der sich CDU und FDP gegen einen „Ewigkeitsvertrag“ für die Intendantin gesperrt hatten. 2018 wurde öffentlich, dass Generalmusikdirektor François-Xavier Roth sich mit Meyer überworfen und (erfolglos) ein Ende ihrer Amtszeit als Voraussetzung einer eigenen längeren Zukunft in Köln verlangt habe.
Zur Person
Birgit Meyer, 1960 in Köln geboren, hat Medizin studiert und arbeitete als Ärztin am Klinikum rechts der Isar in München. Parallel studierte sie Theaterwissenschaft, begann als Dramaturgin am Tiroler Landestheater und wechselte 1999 als Direktionsmitglied an die Volksoper Wien. 2009 ging Meyer als Chefdramaturgin und Operndirektorin an die Oper Köln, seit der Saison 2012/2013 ist sie dort Intendantin. (EB)
Als er im Mai diesen Jahres bis zunächst 2024/25 verlängerte und einer Option auf zwei weitere Spielzeiten zustimmte, fragten sich manche Beobachter, ob da womöglich städtische Zusagen über ein Ende von Meyers Kölner Zeit im Spiel gewesen sind. Dass Roth die Opernchefin nicht in seiner Liga sieht, während sie seine mangelnde Präsenz in der Kölner Oper beklagt, war da längst ein offenes Geheimnis.
Zuvor hatten b eide gemeinsam erreicht, dass das Staatenhaus zum Interimsquartier der Kölner Oper wurde. Als nach dem Einzug dort Meldungen über schlechte Stimmung in der Belegschaft auftauchten, erklärte Meyer diese gegenüber unserer Zeitung mit der „ungeheuren Doppelbelastung“, eine neue Spielstätte aufzubauen und dort zwei große Produktionen vorzubereiten. Ob hohe Personalfluktuation in einigen Bereichen des Riesenbetriebs schon ein Indikator für allzu forschen Führungsstil ist, bleibt fraglich.