„Sag’s dem Papst!“Wie Weihbischof Steinhäuser die Gläubigen mitnehmen will

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steinhäuser und der Papst

Administrator Rolf Steinhäuser auf „Werbetour“ für den Papst und die Basisbefragung zur Weltsynode. 

Köln – Papst Franziskus schaut wohlwollend auf den Apostolischen Administrator des Erzbistums Köln. Zumindest sieht es täuschend echt aus, wie der sanfte Blick des Pappaufstellers – der Heilige Vater im Maßstab 1:1 – auf Rolf Steinhäuser ruht.

Und auch wenn er nicht persönlich anwesend ist, sein Wohlwollen darf vorausgesetzt werden, den Steinhäuser rührt die Trommel für ein Großprojekt des Papstes. Es geht um die Beteiligung der Gläubigen an der Weltbischofssynode. „Sag’s dem Papst! Wie soll die Zukunft der Kirche aussehen“, so der Titel der Aktion. Auf einer Internetplattform können Anregungen dazu eingebracht werden. Steinhäuser schaltete sie nun frei – und trug sein Herzensanliegen ein.

„Es gibt keine Tabus“

Mehr Demokratie geht erst einmal nicht: Jeder kann sich auf der Plattform einbringen, jeder kann alles nachlesen. Einträge sind bis zum 18. März möglich. Gelesen werden können die Beiträge noch darüber hinaus. Damit es nicht wild ins Kraut schießt sind zehn Themenblöcke vorgegeben. Also doch gelenkte Demokratie, auf die weite Teile der katholischen Basis mittlerweile allergisch reagiert? Wohl eher nicht, denn es scheint schwer denkbar, was unter den zehn Überschriften nicht Platz finden sollte: Zusammen gehen, einander zuhören, frei und offen sprechen, gemeinsam den Glauben feiern, den Auftrag Jesu annehmen und verantworten, im Dialog sein, in der Ökumene wachsen, Einfluss haben und nehmen, geistlich entscheiden und lernende Kirche sein.

Die eingelaufenen Anregungen werden gesichtet und gebündelt

Unsortiert werden Einträge nicht ihren Weg nach Rom antreten. Am 30. April und 1. Mai soll ein diözesane synodale Versammlung – also das Bistum repräsentierend und basisdemokratisch organisiert – die Anregungen bündeln.

Weltsynode

Der Vatikan hat zur Vorbereitung der für 2023 geplanten Bischofssynode einen weltweiten synodalen Prozess geplant. Synodal kommt aus dem Altgriechischen und heißt „gemeinsamer Weg“. In mehreren Stufen von den Diözesen über die Kontinente bis zur Bischofssynode selbst sollen die Gläubigen und ihre Bischöfe beraten, was für die Kirche wichtig ist. Basis dafür sind über das Internet eingeholte Meinungen zur Zukunft der Kirche.

Den Startschuss für das Projekt gab Papst Franziskus im vergangenen November – das geschah relativ kurzfristig und für weite Teile der Kirche durchaus überraschend.

Abgeschlossen wird der mehrstufige Prozess in Köln mit einem Gottesdienst im Dom im Laufe des Oktobers 2023. (EB)

Und sieben? Steinhäuser versichert: „Wir werden nur verdichten. Es gibt keine Tabus. Alle können, keiner muss.“ Alle? „Wir haben besonders Interesse auch an denen, die aus der Kirche ausgetreten sind, so der Administrator.

Doch Rom ist weit weg und die Entscheidungsprozesse im Vatikan oft zäh. Die Weltsynode ist bereits im vergangenen Jahr gestartet und endet erst 2023. „Wir müssen nicht auf Rom warten. Viele der Anregungen werden in unserer Verfügungsmasse liegen“, sagt Weihbischof Steinhäuser.

Was wird nach Woelkis Rückkehr?

Auch noch in seiner? In einem Monat kommt Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki zurück nach Köln aus seiner Auszeit. Welche Aufgaben wird dann Steinhäuser noch haben, der in Woelkis Abwesenheit mit seinen Äußerungen über den Kardinal und den Zustand des Bistums nicht immer auf Wohlgefallen bei seinem „Vorgesetzten“ gestoßen sein dürfte? „Was mir dann zugebilligt sein wird, da habe ich noch keine Phantasie zu“, sagt Steinhäuser mit dem für ihn so typischen rheinischen Singsang – allerdings dieses Mal vernehmbar in der Tonart Moll. Einst räumte er Woelki nach dessen Rückkehr eine „kurze Probezeit“ ein. Nun, wo der Kardinal fast schon vor der Tür steht, äußert er sich nicht mehr zu ihm. Auf Nachfragen in diese Richtung kommt lediglich: „Dazu kann ich nichts sagen.“

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Resignation? Die befürchtet Steinhäuser sogar bei der Beteiligung aus dem Bistum an der Umfrage. Er hoffe aber, dass sie noch zum rechten Zeitpunkt komme und Kräfte mobilisiere. Und wie lautet sein Eintrag auf der Plattform? „Ich wünsche der Kirche und mir: Keine Einbahnstraßenkommunikation (nur von oben nach unten), und keine Blasenkommunikation (nur mit Gleichgesinnten).“

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