Forsa-ErhebungVertrauen in Kanzler und Regierung bricht dramatisch ein

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Bundeskanzler Olaf Scholz: Miserable Vertrauenswerte für sein Amt.

Bundeskanzler Olaf Scholz: Miserable Vertrauenswerte für sein Amt.

Normalerweise wächst in Krisenzeiten das Vertrauen in Bundeskanzler und Bundesregierung. Aktuell brechen diese Vertrauenswerte aber drastisch ein. Forsa-Chef Manfred Güllner erklärt, warum das so ist.

Das Vertrauen der Deutschen in Spitzeninstitutionen ihres Staates ist im vergangenen Jahr drastisch gesunken. Nach dem aktuellen Forsa-Vertrauensranking haben nur noch 37 Prozent von 4003 Befragten großes Vertrauen in die Bundesregierung, 22 Punkte weniger als vor einem Jahr. Das Vertrauen zum Bundeskanzler sank sogar um 24 Punkte auf 33 Prozent. Auch der Bundestag büßte 13 Punkte und genießt jetzt noch bei 37 Prozent der Befragten großes oder sehr großes Vertrauen.

Nach Einschätzung von Forsa-Chef Manfred Güllner ist diese Entwicklung ungewöhnlich. Normalerweise wächst in Krisenzeiten das Vertrauen in die politische Führung des Landes. Angesichts des russisch-ukrainischen Krieges und der Energiekrise sinkt es aber. So stieg etwa der Vertrauenswert in die Bundesregierung während des von der Corona-Pandemie geprägten Jahres 2020 von 34 auf 63 Prozent und gab im Folgejahr nur leicht nach (56 Prozent).

Quelle: forsa

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Die Institution des Bundeskanzlers, damals mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) genoss Anfang 2020 großes Vertrauen bei 50 Prozent der Befragten, ein Jahr später waren es dann 75 Prozent. Ende 2022 waren es immerhin noch 57 Prozent der Bürgerinnen und Bürger, die großes Vertrauen in die nun durch Olaf Scholz (SPD) vertretene Institution des Bundeskanzlers bekundeten.Die Vertrauenswerte für die jeweilige Landesregierung sowie für kommunale Institutionen schwankten weniger stark.

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Schlechte „Performance“ der Regierung, konfrontativer Oppositionskurs

In der Corona-Krise habe die große Mehrheit der Bürger es honoriert, dass die politischen Akteure bei allein Meinungsverschiedenheiten den Konsens suchten, so Güllner. Den gegenwärtigen Vertrauensverlust führt er gleichermaßen auf die schlechte „Performance“ der Regierung wie auf die zu konfrontative und zu wenig auf Konsens bedachte Strategie des Oppositionsführers“ Friedrich Merz zurück.

Der Vertrauensrückgang werde auch durch rückläufige Sympathiewerte der politischen Parteien beeinflusst. Nach der jüngsten Forsa-Erhebung läge die Union bei 28 Prozent, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre. SPD und Grüne kämen auf 15 Prozent, die FDP auf sieben, die Linken auf fünf und die AfD auf 13 Prozent. Die SPD habe ihren großen Vertrauensverlust nach dem Ende der Regierungszeit von Gerhard Schröder nicht wettgemacht. Die Union habe immer noch „geringere Zustimmungswerte als zu Zeiten von Helmut Kohl oder der von Merz stets heftig kritisierten Angela Merkel“. Und die Grünen konnten zwar gegenüber der Bundestagswahl zulegen, kamen aber nicht über ihre Werte aus den Jahren 2010 oder 2018 hinaus.

Starke Unterschiede gibt es zwischen Ost und West: „So ist das Vertrauen der Ostdeutschen zur Europäischen Union um 13, das zum Bundespräsidenten um 12, das zum Bundestag um 11 und das zur Bundesregierung um 10 Prozentpunkte geringer als das der Westdeutschen.“ Beim Vertrauen in kommunale Institutionen gibt es dagegen kaum Abweichungen.

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