Nach dem iranischen Angriff auf IsraelDrei Lehren aus einer Nacht voller Raketen

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14.04.2024, Israel, Zentralisrael: Das israelische Luftabwehrsystem «Iron Dome» feuert, um vom Iran abgefeuerte Raketen abzufangen. Foto: Tomer Neuberg/AP +++ dpa-Bildfunk +++

Das israelische Luftabwehrsystem ´Iron Dome» feuert, um vom Iran abgeschossene Raketen abzufangen.

Israel und seine Partner haben den iranischen Großangriff erfolgreich abgewehrt. Was muss jetzt passieren, damit es nicht zum großen Krieg kommt?

Bei aller Erschütterung über den iranischen Großangriff auf Israel, bei aller Sorge vor der von Teheran gewählten Eskalation: Fürs Erste haben die Terror-Mullahs nichts erreicht. Kaum einer der vielen Hundert Lenkflugkörper gelangte an sein Ziel, und die Erklärung der iranischen UN-Botschaft, nun sei die Sache erledigt, darf man wohl als Versicj des Einlenkens verstehen.

Das wird Israel nicht von einer Reaktion abhalten, aber wenn das Kriegskabinett um Benjamin Netanjahu klug ist, wird es keine eigene Raketenorgie starten, sondern gezielte Angriffe gegen das iranische Atomprogramm, die Rüstungswirtschaft des Landes und die Spitzen der Revolutionsgarden. Ähnlich dem erfolgreichen Schlag gegen iranische Generäle in einem Botschaftsgebäude in Damaskus, den der Iran jetzt zum Vorwand für seine Raketenangriffe nahm. Übrigens: Die Wiener Übereinkommen zum Schutz diplomatischer und konsularischer Vertretungen, gegen die der Iran selbst immer wieder verstößt, regeln die Beziehungen zwischen Entsende- und Gastland. Keineswegs verpflichten sie ein angegriffenes Land – Israel – dazu, Vertretungen des Aggressors Iran beim Verbündeten Syrien als sakrosankte Basis anzusehen und die dort stattfindende Vorbereitung von Terroranschlägen hinzunehmen.

Russland, der Iran, Nordkorea und Russlands Pate China bilden eine Achse aggressiver Diktaturen.

Aus der Nacht zum Sonntag sind drei Lehren zu ziehen. Erstens: Jerusalems Schaukelpolitik gegenüber Russland, das militärisch mit dem Iran zusammenarbeitet, war ein ebenso großer Fehler wie umgekehrt der betont behutsame Umgang europäischer Regierungen mit dem Iran. Russland, der Iran, Nordkorea und Russlands Pate China bilden eine Achse aggressiver Diktaturen. Wir dürfen gespannt sein, ob es Bundeskanzler Olaf Scholz wenigstens in Peking gelingt, mäßigend einzuwirken. Jedenfalls dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, wir könnten priorisieren: Nein, der Nahe Osten oder der Pazifik sind nicht wichtiger oder weniger wichtig als die Ukraine oder das Baltikum, sondern es geht um eine weltweite Gefahrenlage, auf die überall mit konsequenter Einhegung zu reagieren ist, damit daraus nicht ein großer Krieg wird.

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Zum Einhegen gehört – zweitens – gute Luftabwehr, wie Israel und seine Partner sie gezeigt haben. Die Nacht zum Sonntag lieferte das explizite Gegenbeispiel zum Drama der Ukraine, die immer weniger gegen russische Luftschläge tun kann, weil der Westen – dazu gehört auch das vergebens angefragte Israel – das Land viel zu lange hängen ließ und Nato-Staaten nicht einmal russische Geschosse abfangen, die ihren Luftraum verletzen. Als ob Nato-Staaten jetzt im Nahen Osten Kriegspartei wären, weil die USA und Großbritannien iranische Flugkörper abgeschossen haben und Deutschland beim Einsatz über Jordanien französische Maschinen aufgetankt hat. Jetzt bekommt Kiew ein drittes Patriot-System aus Deutschland. Aber letztlich fehlen solche Systeme an allen Enden von Europa bis zum Pazifik, und wenn die Firma Raytheon jeden Monat eines liefern kann, kann die Reaktion nur sein: kaufen, bevor es zu spät ist.

Drittens: Trotz des Gaza-Kriegs hat sich Jordanien in dieser Nacht als verlässlicher Partner Israels und des Westens erwiesen. Israel darf solche Partnerschaften nicht weiter durch eine rücksichtlose Palästinenser-Politik auf die Probe stellen. Eine gedeihliche Zukunft ist nicht mit der Hamas im Gazastreifen erreichbar, aber auch nicht mit Netanjahu an der israelischen Regierungsspitze. Ministerpräsident „Bibi“ glaubt natürlich, nach der jüngsten Eskalation fester im Sattel zu sitzen. Das sollte die Opposition nicht hinnehmen, erst recht nicht nach dieser Nacht. Die Hamas-Morde vom 7. Oktober, zu deren Folgen ja der Gazakrieg und indirekt auch der iranischen Angriff gehören, wurden nur durch Netanjahus Versagen möglich. Um des Friedens willen muss er gehen.

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