Katholikentag in MünsterStreit um AfD-Vertreter auf dem Podium

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Münster

Vier Tage lang im Blickpunkt der Katholiken: Die Stadt Münster mit dem Dom.

Münster – Deutlich mehr als 50.000 Katholiken aus ganz Deutschland werden in den nächsten Tagen in Münster erwartet. In der Stadt, die mit dem Westfälischen Frieden 1648 Weltgeschichte schrieb, findet unter dem Motto „Suche Frieden“ der 101. Deutsche Katholikentag statt. Wobei Frieden natürlich nicht bedeutet, auf streitbare Diskussionen, wie sie bei Katholikentagen üblich sind, zu verzichten: Gerade in diesem Jahr liegen mit der Flüchtlingsdebatte, mit dem kircheninternen Streit um die Zulassung von Protestanten zur Eucharistie oder auch der politischen Diskussion um das Verbot der Abtreibungswerbung und dem Paragrafen 219a einige heiße Themen auf dem Tisch, die in Münster sicher zu lebhaften Debatten führen werden.

Und auch die politische Prominenz aus Berlin gibt sich beim Katholikentag wieder ein Stelldichein: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird mit dem Politikwissenschaftler Herfried Münkler über „Frieden durch internationale Kooperation“ diskutieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht mit dem ghanaischen Kardinal Peter Turkson und dem Friedensforscher Tilman Brück über die Frage, wie man in einer veränderten Weltlage mit „Konfliktherden“ und „aggressiven Regimes“ umgehen sollte.

Suche Frieden

Armbänder mit dem Motto des Katholikentags "Suche Frieden" liegen auf einem Regal.

Und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), dessen geplante Ankerzentren für viel Unmut unter Christen, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, sorgen, will mit Caritas-Präsident Peter Neher über „Anforderungen an das Zusammenleben in einer Einwanderungsgesellschaft“ sprechen.

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Scharfe Debatten gab es dagegen über eine eher unauffällige Veranstaltung am Samstag Nachmittag: Unter dem Motto „Sag, wie hältst Du es mit der Religion?“ hatte der Katholikentag die kirchenpolitischen Sprecher aller im Bundestag vertretenen Parteien auf ein Podium eingeladen. Solche Veranstaltungen gibt es traditionell schon seit Jahrzehnten auf den Kirchen- und den Katholikentagen – doch weil dieses Mal, anders als noch beim Katholikentag 2016 in Leipzig, auch der kirchenpolitische Sprecher der rechtspopulistischen Alternative für Deutschland (AfD), Volker Münz, auf dem Podium dabei ist, hatte es im Vorfeld Streit gegeben.

Tabubrecher auf dem Podium

So warnte etwa der katholische Publizist Andreas Püttmann, dass man hier einen Tabubrecher auf ein kirchliches Podium hole. Doch das Präsidium des Kirchentags wies die Kritik in einer vor einigen Tagen veröffentlichten Erklärung zurück. „Nach intensiver Diskussion sind wir deshalb zu der Ansicht gekommen, dass es eine demokratische Notwendigkeit ist, bei unserer Veranstaltung alle im Bundestag vertretenen Positionen, auch die der AfD, durch die kirchenpolitischen Sprecher zur Diskussion zu stellen“, heißt es darin. Es sei höchste Zeit, angesichts der Realitäten in Land und Parlament, in eine neue Phase der politischen Auseinandersetzung mit populistischen Strömungen einzutreten: „Wir müssen aktiv und persönlich streiten mit denen, die unsere Demokratie verachten und verhöhnen.“ Dazu wolle der Katholikentag beitragen.

Schließlich soll auch die aktuelle Antisemitismus-Debatte ein Thema auf dem Katholikentag werden: In einer kurzfristig in das Programm aufgenommenen Veranstaltung soll die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, dem Historiker und Antisemitismusforscher Wolfgang Benz und dem Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland diskutieren. Damit reagiert das Katholikentreffen laut der Veranstalter auf die jüngsten gewalttätigen Übergriffe auf Menschen jüdischen Glaubens.

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